Cloud Computing hat sich zu einer extrem vielfältigen Technologie entwickelt. Es ist zwar schwierig, auf einem derart unübersichtlichen Markt die wichtigsten Trends zu identifizieren, aber eines ist sicher: Cloud-Nutzer werden neue Faktoren für ihre Cloud-Dienste berücksichtigen – wie Souveränität, Datenschutz, Wahlfreiheit und Umweltfreundlichkeit.

Eine generelle Aussage betrifft die Multi-Cloud: Die Nutzung mehrerer Cloud-Anbieter, wird im Jahr 2022 an Bedeutung gewinnen. Anwender sind sich zunehmend der Risiken bewusst, die eine Festlegung auf nur einen Anbieter mit sich bringt, wie der Ausfall bei AWS bewiesen hat. Der Multi-Coud-Trend wird daher zu einer größeren Auswahl, Preisarbitrage und Risikomanagement führen, sowohl in geopolitischer Hinsicht als auch in Bezug auf die Ausfallsicherheit. Ein Multi-Cloud-Ansatz hilft, die Geschäftskontinuität zu gewährleisten und Kosten zu senken.

Eine weitere Tendenz lautet: Die Nutzer wollen sich so wenig wie möglich mit Servern befassen. Die Einführung moderner Cloud-Architekturen wird sowohl auf Containerseite, insbesondere mit Kubernetes, als auch auf Serverless-Seite weiterhin zügig voranschreiten. Laut Gartner Studie „Kubernetes und der Kampf um Cloud-native Infrastrukturen“ werden 85 Prozent der Unternehmen bis 2025 Container im Produktivbetrieb einsetzen, während es im Jahr 2020 noch weniger als 30 Prozent waren.

Das starke Wachstum deutet auf eine erhöhte Nachfrage nach Skalierbarkeit und Flexibilität der Architektur hin. Geringere Kosten und eine Simplifizierung der Anwendung ermöglichen nicht nur eine effizientere Nutzung von Ressourcen, sondern erlauben ein effizienteres Arbeiten, da weniger Zeit für die Verwaltung von Technologie aufgewendet werden muss.

Cloud-Architektur wird zunehmend modular

Da sich technologische Anforderungen ständig weiterentwickeln und neue Anwendungen benötigt werden, muss die Cloud-Architektur zunehmend modular aufgebaut werden. Zum einen, um zukünftige Anwendungen zu unterstützen, zum anderen, damit die Produkt-Ökosysteme gut zusammenarbeiten. Dies wird besonders deutlich, wenn sich neue Technologien durchsetzen, was sich auch in der prognostizierten Verdreifachung des Marktvolumens für Cloud-Microservices zwischen 2020 und 2026 widerspiegelt.

Die Agilität, Skalierbarkeit und Effizienz der Microservice-Architektur sind zu bedeutend, um ignoriert zu werden. Daher gehen wir davon aus, dass sich die Vorhersage der IDC aus dem Jahr 2018, wonach 90 Prozent der Anwendungen bis 2022 eine Microservice-Architektur aufweisen werden, in diesem Jahr tatsächlich bewahrheiten wird. Um modulare Container- oder Serverless-Architekturen aufzubauen, wird ein zusätzlicher Fokus auf die Verbindung von „Glue“-Produkten, wie Messaging & Queueing oder Observability, gelegt.

Des Weiteren werden KI und Robotik werden der medizinischen Forschung ein enormes Potenzial entfalten und somit das Gesundheitswesen und andere Branchen nachhaltig verändern. Um das Potenzial zu realisieren, wird ein verstärkter Rückgriff auf zentralisierte und Edge-Cloud-Lösungen erforderlich, da der Einsatz lokaler Server für ressourcenintensive Forschung einen zu hohen Kostenfaktor bedeutet. Cloud-Anbieter werden sich dieser Herausforderung stellen müssen, indem sie zunehmend energieeffiziente Lösungen anbieten.

Open Source als großer Wegbereiter

Open Source gilt als die ideale Lösung für die Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen. Da sich die Software-Gemeinschaft zunehmend von proprietären und patentierten Produkten entfernt, wird die Schwelle für die Nutzung fortschrittlicher Technologien erheblich gesenkt.
So öffnen sich die Türen für Einzelpersonen und Organisationen mit weniger Ressourcen – seien es Start-ups, Scale-ups, gemeinnützige Organisationen, Organisationen aus Entwicklungsländern und andere. Es bleibt jedoch die Frage: Wer zahlt für qualitativ hochwertige Open-Source-Produkte? Wer kontrolliert sie wirklich?

Yann Lechelle ist CEO von Scaleway.

Scaleway