Die heutigen Cloud-Architekturen bieten hohe Geschwindigkeit, Skalierbarkeit und Flexibilität. Allerdings sind sie häufig nicht optimal für kostengünstige, 5G-basierte Internet of Things (IoT)-Anwendungen geeignet. Denn diese erfordern extrem niedrige Latenzzeiten und sehr hohen Durchsatz. Hier kommt Edge Computing ins Spiel. Statt Daten an die Cloud oder ein zentrales Rechenzentrum zu übertragen, werden sie sozusagen vor Ort am Rand des Netzwerks verarbeitet. Dies reduziert die Latenz und die Reaktionszeit.

Von einem Edge Computing-Ansatz profitieren Service Provider, die nun neue, zukunftsweisende Dienste über verteilte Architekturen anbieten können. Diese basieren auf Komponenten, die auf verschiedenen Plattformen bereitgestellt werden.
Die Komponenten arbeiten über ein Kommunikationsnetzwerk zusammen, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, zum Beispiel die Verteilung bestimmter Netzwerkfunktionen wie Cloud Radio Access Network (C-RAN) für 5G oder das Hosting IoT-basierter Anwendungen. Mit solchen Lösungen können Service Provider sowohl ihren Umsatz erhöhen also auch Kosten für die Datenübertragung reduzieren.

Praktische Einsatzszenarien

Schon heute erfordern viele Anwendungen eine extrem niedrige Latenzzeit, wie autonom fahrende Autos, oder eine hohe Bandbreite, wie Videoüberwachung. Mit Edge Computing können Service Provider diese Dienste über Infrastructure-as-a-Service (IaaS)- oder Platform-as-a-Service (PaaS)-Angebote vermarkten. Dies funktioniert jedoch nicht über die herkömmliche Public Cloud.

Die Entwicklung von Edge Computing steht zwar noch am Anfang, doch in den kommenden Jahren dürften viele IoT-Anwendungsfälle alltäglich werden. So integrieren etwa Anwendungen in den Bereichen Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) und Mobile Gaming bereits Edge-Computing-Funktionen. Sie erhöhen damit deutlich die Reaktionsfähigkeit.

Lösungen für virtualisierte Content Delivery Networks (vCDN) lassen sich ebenfalls recht einfach umsetzen. Content Provider können ihre zentralen Server damit entlasten und Service Provider Übertragungskosten sparen – bei schneller und reibungsloser User Experience.

In einem weiteren Szenario stellen Service Provider kleine Edge-Computing-Lösungen auf dem Gelände von Unternehmen bereit, um private 5G-Konnektivität und -Dienste zu bieten. Somit entfällt der Bedarf an traditionellen Local Area Networks (LAN) und Wi-Fi.

Technische Anforderungen

Wie können Service Provider diese künftigen Anwendungsfälle sicher, nachhaltig und profitabel umsetzen? Dazu benötigen sie sowohl intelligentes Netzwerk- und Traffic-Management am Edge-Computing-Standort als auch Application Delivery Controller (ADC) und Sicherheitsdienste für die gehosteten Anwendungen.

ADC- und Security-Dienste werden bisher auf einer eigenen Infrastruktur bereitgestellt, Diese nutzt hardwarebasierte Beschleunigung, um hohe Skalierbarkeit und Kapazität zu gewährleisten. Die meisten Edge-Architekturen basieren auf handelsüblichen Servern, doch der Bedarf an hoher Leistung steigt. Aktuelle Innovationen wie Intels Quick Assist Technology erfüllen diese Anforderung und stellen sicher, dass Service Provider auch hier Funktionen wie Verschlüsselung und Kompression nutzen können.

Edge Computing erfordert auch einen verteilten Ansatz für eine robuste Sicherheit auf Anwendungsebene, wie eine Web Application Firewall (WAF). Herkömmliche Security-Lösungen wie Firewalls reichen nicht aus. Aktuelle Advanced WAF (AWAF)-Lösungen können Anwendungen mit Anti-Bot-Funktionen dynamisch schützen und den Diebstahl von Anmeldeinformationen durch die Verschlüsselung von Tastatureingaben verhindern.

Zudem lassen sich DDoS-Erkennung und -Abwehr durch eine Kombination aus maschinellem Lernen und Verhaltensanalyse für alle Anwendungen erweitern. Ebenfalls nötig sind Cloud-basierte Dienste für Microservice-basierte Anwendungen sowie API-Gateway-Funktionen zur Absicherung des Zugriffs von Partnern auf die Edge-Computing-Plattform.

Bereits in den letzten Jahren ist die Reichweite und Bedeutung von Edge Computing in Europa gestiegen, insbesondere in der Automobil- und Fertigungsbranche. Schon bald wird jedes Unternehmen, das vernetzte Geräte und schnelle Datenverarbeitung benötigt, eine Edge-Computing-Strategie brauchen – und die entsprechende Technologie. Dies bietet eine hervorragende Chance für Service Provider, die erforderlichen Lösungen und Dienste sicher und effizient bereitzustellen.

Ralf Sydekum ist Technical Manager DACH bei F5 Networks.

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