Mode konsumieren ohne schlechtes Gewissen und ohne Umweltschäden – das wünschen sich zunehmend mehr Verbraucher. Was bisher nur Öko-Marken ermöglichen, wollen jetzt auch die großen Fashionlabels anbieten. Doch das Aufsetzen und Monitoring einer nachhaltigen Beschaffungskette ist aufwändig und wird deshalb vielfach noch nicht konsequent umgesetzt.

Er ist nicht ganz freiwillig, der Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit. Denn neben der steigenden Nachfrage seitens des Verbrauchers besteht seit 2017 für Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern die Pflicht zur Veröffentlichung eines CSR-Reports (Corporate Social Responsibility). Dieser enthält Aussagen dazu, wie das Unternehmen mit Belangen wie Umwelt, Arbeitnehmern, sozialer Verantwortung, Achtung von Menschenrechten und der Bekämpfung von Korruption umgeht.

Wer seinen CSR-Report nicht nur einmal im Jahr, sondern im Idealfall jederzeit erstellen können möchte – auch, um Trends frühzeitig zu entdecken und etwaigen Fehlentwicklungen bei einzelnen Lieferanten unterjährig entgegensteuern zu können – hat viel Arbeit vor sich: angefangen von der gründlichen Recherche der Kennzahlen sowie der benötigten Daten und Hintergrundinformationen über die Verpflichtung der Lieferanten zur Datenanlieferung bis hin zum Aufbau einer Infrastruktur, die eben nicht nur einmal jährlich sondern jederzeit die Erstellung eines Berichts ermöglicht.

Unterstützung bieten dabei moderne ERP-Lösungen wie Microsoft Dynamics 365. Denn sie bieten interessante Möglichkeiten:

  • Übersicht über die gesamte Wertschöpfungskette zu gewinnen,
  • Produktdaten mit Nachhaltigkeitskriterien anzureichern,
  • Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien kontinuierlich zu überwachen sowie
  • Zusammenhänge zwischen den Einzeldaten aufzudecken.

Auf diese Weise verschaffen sie dem Anwender nicht nur Vorteile fürs Image, sondern auch finanzielle. Denn liegen die Zahlen erst einmal offen, ist ein bewussterer Umgang mit Energie, Wasser und anderen Ressourcen möglich.

Drei Optionen für den Einstieg

Drei Ansatzpunkte bieten sich für eine sinnvolle Nutzung des ERP-Systems beim Aufbau und Erhalt einer nachhaltigen Beschaffungskette besonders an: Lieferantenbewertungen, CO2-Bilanz-Monitoring und die Erstellung des CSR-Berichts.

Eine gewisse Schwierigkeit liegt derzeit noch in der Vergleichbarkeit der verschiedenen Lieferanten hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsmaßnahmen: es fehlen internationale Standards und klare Definitionen. Allerdings wird das nachhaltige Handeln in der Textilindustrie bereits heute durch eine Vielzahl von externen Auditoren und Indexlisten bewertet, wie beispielsweise dem Higg-Index.

Doch selbst wenn Daten vorliegen: die Dokumentation des tatsächlichen Lieferantenverhaltens sowie der Gültigkeit entsprechender Zertifikate ist eine Mammutaufgabe. Es sei denn, man vertraut den Job einer ERP-Lösung an. Die übernimmt dann das Monitoring und setzt bei Nicht-Erfüllen der vorab definierten Standards Bestellungen sofort oder nach einer dem Lieferanten klar kommunizierten Frist einfach automatisch aus bzw. macht diese unmöglich.

Voraussetzung dafür ist, dass die Lieferanten vorab ermächtigt werden, über eine speziell eingerichtete Audit- und Zertifikatsverwaltung ihre Zertifikate und jährlichen CSR-Reporte eigenständig in das ERP-System zu laden. Zu Datenbanken von Indexlisten wie Higg wird eine Schnittstelle für den Datenabruf in Echtzeit geschaffen.

Anschließend legt der Anwender fest, welche Nachhaltigkeitskriterien ihm wichtig oder weniger wichtig sind. Diese werden mit den Produktdaten verknüpft. Ab dann kann eine Bestellung blockiert werden, wenn ein Lieferant oder Produkt nicht die vorausgesetzten Kriterien erfüllen.

CO2-Emissionen zielgerichtet steuern

70 Prozent der Deutschen finden, dass Modemarken für das, was in ihren Lieferketten geschieht, verantwortlich sind – und dafür, dass Kleidung auf umweltfreundliche Weise hergestellt wird. Das ergab eine Umfrage des Marktforschers Ipsos in 2019. Eine Zahl, die verdeutlicht, wie sehr der Druck auf die Branche zunimmt, ihre C02-Emissionen zu reduzieren. Das geht aber nur, wenn man diese auch im Auge hat.

Zur CO2-Bilanz tragen zum einen die Produkte selbst bei bzw. deren Herstellung, zum anderen aber auch ihr Transport. Spätestens im jährlichen CSR-Report wird sichtbar, wie viele Waren per Schiff, Flugzeug, Bahn oder LKW transportiert wurden – und welche CO2-Emissionen damit verbunden sind. Jedoch ist ein Überblick nur einmal im Jahr klar zu wenig. Im Idealfall werden die Zahlen wöchentlich, zumindest aber monatlich angesehen und geprüft.

Möglich ist das, wenn die entsprechenden Grunddaten einmal im ERP-System hinterlegt wurden – genauso wie die gängigen Indexlisten, in die sich mittlerweile auch etliche Speditionen eingetragen haben. Fehlende CO2-relevante Daten müssen Lieferanten und Dienstleister über Portale eigenständig einpflegen. Bei Vergessen werden sie automatisch daran erinnert. Der Aufwand für Pflege und Überwachung der geforderten Daten wird so erheblich reduziert. Da im ERP-System also sämtliche Daten immer auf dem neusten Stand sind und zusammengeführt werden, sind diese auch jederzeit abrufbar.

CSR-Report 24/7 zur Hand

Gut für Image und Finanzen: Wer seinen CSR-Report auf Knopfdruck erstellen kann, ist auch befähigt, ein permanentes Nachhaltigkeit-Monitoring einzuführen und operative oder strategische Entscheidungen in Echtzeit zu fällen. Auch das geht nur, wenn alle Daten in einem intelligenten System zusammengeführt werden, das in der Lage ist, diese Daten auch in einen Zusammenhang zu stellen und zu interpretieren.

Das manuelle Zusammentragen von Daten aus unterschiedlichen Quellen ist dagegen nicht nur zeitintensiv – und damit nur selten zu bewerkstelligen – sondern auch fehleranfällig und lückenhaft. Häufig hapert es an der vollumfassenden Interpretation der Daten, die im reinen Pflichtbericht gerne einfach in der Rohfassung aufgelistet werden.

Im Vorteil sind klar Unternehmen, die schon heute mit einer integrierten ERP-Lösung arbeiten. Ihre Produktdaten sowie ihr Kunden- und Lieferantenstamm liegen bereits in einer gemeinsamen Softwarelösung. Diese Daten können ohne großen Aufwand um CSR-relevante Kennzahlen erweitert werden. Die Daten stehen in Echtzeit zur Verfügung und können beispielsweise über Microsoft PowerBI grafisch aufbereitet ausgewertet werden. Ein Mausklick genügt zur Erstellung eines umfassenden CSR-Berichts – und bei Bedarf sofort im Internet zu veröffentlichen oder per E-Mail zu versenden.

Christian Meyer ist Senior Consultant bei der Xalution GmbH.

Xalution GmbH