Die weltweit tätige Schwarz Gruppe zieht eine positive Zwischenbilanz zur Implementierung von Low-Code: Die Einführung der Low-Code-Plattform der Siemens-Tochter Mendix und die Demokratisierung der Softwareentwicklung verleiht vielen Bereichen des Konzerns einen Digitalisierungsschub. Dank Low-Code werden komplexe IT-Transformationsprojekte schneller und effektiv realisiert.

Viele IT-Organisationen erleben eine explosionsartige Nachfrage nach digitalen Lösungen. Dies führt nicht selten zu einem Rückstau in der Entwicklung, für dessen Bewältigung in der Regel nicht genügend Ressourcen zur Verfügung stehen. Mit diesen Herausforderungen sieht sich auch die Schwarz Gruppe, Muttergesellschaft von Einzelhandelsmarken wie Lidl und Kaufland, konfrontiert. Einen wichtigen Schritt zur Neuausrichtung der IT und Digitalisierungsprozesse im Unternehmen wurde 2021 eingeleitet, um den sich wandelnden Anforderungen der rund 575.000 Mitarbeitenden in den Geschäftsstellen und Einzelhandelsgeschäften weiterhin gerecht zu werden.

Innerhalb der Schwarz Gruppe ist Schwarz IT das Epizentrum des Technologiebetriebs. Es unterstützt in 32 Ländern die lokalen IT-Teams. Dieses breite Spektrum an Anforderungen in einem Großkonzern stellt die zentrale IT-Abteilung vor vielfältige Herausforderungen. So beispielsweise Schatten-IT vorzubeugen, wenn lokale IT-Teams Lösungen entwickeln, die nicht mit den globalen Standards übereinstimmen. Hinzu kommt eine komplexe IT-Infrastruktur aus Legacy-Systemen, die zum Beispiel mit Java entwickelt wurden, als auch aus strategischen Kernsystemen wie SAP.

Schwarz benötigt daher eine Plattform, die von globaler Ebene gesteuert und verwaltet werden kann und der lokalen IT eine standardisierte Entwicklung ermöglicht. Neben der Dezentralisierung der Softwareentwicklung auf regionale Teams steht eine bedarfsgerechte Skalierung in einer kontrollierten Umgebung im Fokus, um unter anderem die Effizienz der Backoffice- und Einzelhandelsprozesse zu optimieren.
Nach einer Evaluierung im Jahr 2021 entschied sich das Team von Schwarz IT für die Low-Code-Entwicklungsplattform von Mendix, da diese Cloud-nativ ist und nicht nur eine zügige Entwicklung sowie eine schnelle Bereitstellung von Applikationen gewährleistet, sondern auch eine entsprechend nötige Skalierbarkeit der IT-Infrastruktur.

Low-Code Center of Excellence

Um mit Mendix schnell und konsistent Mehrwert zu schaffen sowie Wissen und Best Practices innerhalb des Unternehmens zu verbreiten, richtete das Schwarz-Team ein Low-Code Center of Excellence (CoE) ein. Das Mendix CoE innerhalb von Schwarz ist verantwortlich für die Verwaltung der Plattforminfrastruktur, wie zum Beispiel Standards für die Bereitstellung oder Bibliotheken mit wiederverwendbaren Modulen und Komponenten, die Schulung und Befähigung von Mitgliedern der Mendix-Community und die Beaufsichtigung des gesamten Portfolios an Mendix-Anwendungen, die innerhalb des Unternehmens entwickelt werden.

Das CoE-Team ist mit acht Mitarbeitenden für die Verwaltung eines robusten globalen Entwicklungsbetriebs verantwortlich. Annika Schatz, Leiterin des Mendix CoE von Schwarz IT: „Mein Team ist klein und wir haben nicht die Möglichkeit, rund um die Uhr Fragen zu beantworten. Daher ist eine gute Dokumentation unglaublich wichtig, damit die Mitarbeitenden selbst Antworten finden können. Wir tun dies durch Video-Tutorials, in denen wir Dinge erklären, die nicht von der Mendix Academy abgedeckt werden oder die Teil unseres spezifischen Plattform-Setups sind.“

Das CoE kann häufige Fragen identifizieren und das Training besser auf die Bedürfnisse des Unternehmens abstimmen. So hat das Team von Annika Schatz beispielsweise den Bedarf an Schulungen erkannt, die über das technische Wissen zur Plattform hinausgehen. „Es geht nicht nur um die technischen Aspekte. Es geht auch darum, zu vermitteln, wie man mit SCRUM arbeitet, eine App wartet oder die Qualitätssicherung durchführt“, so Schatz. Das typische Trainingsprogramm für einen neuen Mendix-Entwickler dauert etwa zwei Monate. Die Mendix Rapid Application Development (RAD) Zertifizierung ist der Einstiegspunkt für neue Entwickler, um sich mit der IDE vertraut zu machen. Im Laufe der folgenden Wochen arbeiten sie mit erfahrenen Mendix-Entwicklern zusammen und sammeln praktische Projekterfahrung.

Ein starkes Plattform-Fundament

„Der größte Wert von Mendix innerhalb der Schwarz Gruppe besteht darin, unseren lokalen IT-Teams die Möglichkeit zu geben, High-Code-Anwendungen mit geringem Code-Aufwand zu entwickeln“, sagt Björn Sammet, DevOps & Cloud Architect bei Schwarz IT. „Wir wollten eine hilfreiche Plattform bieten, um Access-Datenbanken und Makros loszuwerden und wir benötigten eine Strategie für eine zentrale Governance – mit so viel Flexibilität wie möglich.“ Diese Flexibilität – nicht nur im Hinblick auf den Betrieb in der eigenen STACKIT Cloud, sondern auch auf die Anpassung der Plattform an die Bedürfnisse von Schwarz – war entscheidend dafür, die Qualität und Konsistenz der Anwendungen in großem Maßstab zu gewährleisten.

Bis heute haben die zentralen und lokalen IT-Teams von Schwarz über 120 Mendix-Anwendungen bereitgestellt, von denen einige die Kernaufgaben des CoE unterstützen. Ein Aushängeschild ist die Portfolio-Applikation, die als zentraler Knotenpunkt beziehungsweise Katalog für alle Mendix-Anwendungen im Unternehmen dient. Sie verfolgt jede Mendix-Anwendung von der Idee bis zur Wertschöpfung.

Der Katalog zeigt den Zweck der Anwendung, die Schnittstelle und dokumentiert die technische Einrichtung, wie zum Beispiel Integrationen. User erhalten so einen Überblick, welche Mendix-Anwendungen im Ökosystem bereits existieren und können von den Entwicklungen anderer Teams aus anderen Regionen profitieren, wenn sie ähnliche Anforderungen haben. Bestehende Anwendungen lassen sich wiederverwenden und User müssen nicht erneut bei Null anfangen. Mit Mendix wurden beispielsweise Anwendungen entwickelt, die Prozesse für Produktrückrufe, Fahrzeugleasing, routinemäßige Ladenreinigungen, Personalverwaltung, Qualitätssicherung von Aufträgen und Lagerverwaltung digitalisieren.

Gemeinschaft fördert Innovation

Die Schwarz Gruppe schreibt einen Großteil seines Erfolges bei der Entwicklung von gewinnbringenden Anwendungen seinen Mitarbeitenden zu – den Mitgliedern der internen Mendix-Community, die 27 lokale IT-Teams umfasst. Die Schwarz-Community hat mehrere regelmäßige Foren zum Wissensaustausch, wie zweiwöchentliche Community-Treffen, bei denen Fortschritte und Erfolge ausgetauscht werden, monatlich stattfindende Tech-Calls, bei denen sich Experten mit Themen beschäftigen, die von der Community gewünscht werden sowie ein jährliches persönliches Community-Treffen, bei dem Prozessverantwortliche und Entwickler an Lern-Sessions zu Themen wie Agile, Solution Showcases und einem Hackathon teilnehmen.

Erfolgreiche Reise mit Low-Code geht weiter

Seit der Einführung von Mendix im Jahr 2021 ist es dem Team von Schwarz IT gelungen, seine Ziele zu erreichen, lokale Entwickler zu befähigen und Digitalisierungsprojekte schnell zu skalieren. Im ersten Jahr konzentrierte sich das Low-Code-Team auf die Bereitstellung von MVPs und die Inbetriebnahme, im zweiten Jahr stand die Optimierung von Prozessen, Kosten und Ressourcen im Fokus. Und die transformative Reise mit Low-Code geht weiter: Die strukturierte Low-Code-Entwicklung hat das Schwarz-Team in die Lage versetzt, nicht nur den IT-Backlog aufzuholen, sondern auch proaktiv auf Herausforderungen zu reagieren, denen sich das Unternehmen stellen muss.
„Es ist für uns ein echter Game Changer, eine Low-Code-Plattform zu haben, auf der wir mehr als in der Vergangenheit entwickeln können.

Wir können Projekte oder Prozesse angehen, die wir vor zwei oder drei Jahren noch nicht hätten umsetzen können“, so Zdenek Prochazka, Leader of Rapid Application Development bei Schwarz IT. „Mit Mendix können wir eine komplette Plattform anbieten, nicht nur um eine Anwendung zu erstellen, sondern auch um diese auszuführen, zu betreiben und zu überwachen. Und das alles kann von einem kleinen Team erledigt werden, das es uns in nur wenigen Jahren ermöglicht hat, von Null auf über 120 produktive Anwendungen zu skalieren, die echten Mehrwert liefern.“

Sabine Felber

Mendix