Mainframes sind in den IT-Infrastrukturen vieler Unternehmen fest verankert. Trotzdem führt an einer Modernisierung kein Weg vorbei. Insbesondere, weil der Fachkräftemangel den Innovationsdruck erhöht. Doch wie sollen sich Unternehmen mithilfe einer Integration zwischen alten Mainframe- und neuen Cloud-Ökosystemen sicher für die Zukunft aufstellen?

Sicherheit, Zuverlässigkeit und Performance – viele Eigenschaften monolithischer Mainframe-Umgebungen werden nach wie vor geschätzt. Deshalb sind sie in vielen Branchen wie dem Finanz- und Versicherungssektor und der öffentlichen Verwaltung nach wie vor von großer Bedeutung. Trotzdem macht technologischer Fortschritt auch hier keinen Halt. Mit der zunehmenden Verbreitung von Cloud-Lösungen steht Modernisierung auf der Tagesordnung und Mainframe-Infrastrukturen müssen früher oder später in hybride Ökosysteme integriert werden. Das verstehen mittlerweile immer mehr Unternehmen und leiten entsprechende Projekte ein.

Dies zeigt auch eine Umfrage, die Kyndryl im vergangenen Jahr unter 500 IT-Entscheidern durchgeführt hat: 90 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass deren Geschäftsbetrieb zumindest zu Teilen auf Mainframes basiert. Sie schätzen vor allem die genannten Vorteile Sicherheit (68 Prozent), Zuverlässigkeit (60 Prozent) und Leistung (55 Prozent) der Mainframe-Infrastrukturen.

Organisationen verändern außerdem die Art und Weise, wie sie Mainframes nutzen, um Zugänglichkeit, Effizienz und Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Unternehmen erwarten dadurch erhebliche Kosteneinsparungen und einen merklichen Anstieg der Rentabilität. Entsprechende Projekte konnten bisher jedoch nur 14 Prozent der befragten Unternehmen vollständig abschließen.

Fachkräftemangel erfordert Umstellung

Die Mainframe-Programmiersprache COBOL wird seit mehr als 65 Jahren genutzt. Auch zukünftig wird sie eine wichtige Rolle spielen, um den effizienten und sicheren Betrieb von Mainframe-Umgebungen aufrecht zu erhalten. Neben der Sprache sind jedoch auch entsprechende Experten gefragt, von denen in absehbarer Zeit viele in den Ruhestand eintreten werden. Damit schwindet zunehmend Wissen und Expertise aus den Unternehmen, das auch durch Berufseinsteiger nicht aufgestockt werden kann.

Diese verfügen häufig nicht über die gefragten Fähigkeiten, da COBOL nicht mehr zentraler Bestandteil heutiger Ausbildungen und Studiengängen ist. Das erhöht die Dringlichkeit für die Mainframe-Modernisierung und verkompliziert die Angelegenheit gleichzeitig. Fehlendes Fachwissen verzögert den Prozess und stellt Unternehmen vor neue Hürden. Deshalb setzen fast dreiviertel (74 Prozent) der befragten Unternehmen auf externe Experten und gleichen damit fehlende Kenntnisse aus.

Drei Wege zur Modernisierung

Unabhängig davon, ob sich Unternehmen für die Unterstützung durch einen Partner entscheiden oder die Modernisierung eigenständig umsetzen, bleibt die Frage nach der Art des Vorgehens. Dafür besteht grundsätzlich die Wahl zwischen drei verschiedenen Ansätzen. Neben einer Modernisierung der Mainframe-Umgebung steht ihnen auch die Integration mit anderen Plattformen oder die vollständige Migration in eine Cloud-Umgebung offen.

  • Den Mainframe ertüchtigen: Möchten Unternehmen ihre IT-Strategie weiterhin auf dem Mainframe aufbauen, müssen sie diesen kontinuierlich modernisieren, um davon im Geschäftsalltag zu profitieren. Viele Unternehmen, die sich für diesen Weg entscheiden, setzten deshalb auf optimierte Leistung und Kapazität, während die Software rationalisiert wird. Dazu müssen sie entscheiden, welche Anwendungen beibehalten, ersetzt, abgeschafft oder konsolidiert werden sollen. Außerdem sind bei diesem Ansatz Maßnahmen zur Integration von DevSecOps in die Mainframeumgebung gefragt, um Entwicklung, IT-Betrieb und Sicherheit für effiziente Prozesse zu vereinen. Für die Optimierung von Anwendungen, die auf dem Mainframe erhalten werden sollen, nutzen viele Unternehmen Container und Microservices. Während Container dafür Sorge tragen, dass Anwendungen portabler und skalierbarer werden, erhöhen Microservices die Flexibilität, die zur Unterstützung von Innovationen benötigt wird.
  • Mit anderen Technologien und Plattformen integrieren: Ein anderer Ansatz sieht die Integration von Mainframe-Anwendungen, -Daten und -Infrastruktur mit anderen Plattformen wie der Cloud vor. Das erlaubt Unternehmen ihre technologischen Möglichkeiten auszubauen und ermöglicht ihnen nicht nur ein höheres Innovationstempo, sondern auch mehr Flexibilität und die Nutzung von Mainframe-Daten in der Cloud. Während einige Unternehmen ihre Mainframe-Anwendung direkt in die Cloud übertragen, greifen andere neben dem Infrastructure-as-a-Service (IaaS)-Cloud-Computing-Modell auf zusätzliche as-a-Service-Optionen zurück. Außerdem haben Unternehmen bei der Integration ihres Mainframes die Wahl zwischen großen öffentlichen Cloud-Anbietern, privaten Clouds oder verteilten Umgebungen.
  • Ganz auf neue Infrastrukturen setzen: Für eine vollständige Migration und damit den ganzheitlichen Verzicht auf einen Mainframe entscheiden sich nur die wenigsten Unternehmen. Die Umstellung auf eine andere Infrastruktur ist kostenintensiv, birgt gerade in der Verarbeitung von Transaktionen aber nur selten Vorteile. Daher lohnt sich eine vollständige Migration für Unternehmen nur in wenigen Fällen. Gänzlich auf die Cloud umzustellen kann jedoch zum Beispiel dann sinnvoll sein, wenn der Wechsel zur Cloud eine Alternative zu großen Investitionen in neues Mainframe-Equipment darstellt. Unter diesen Umständen ist die Umstellung mittlerweile in vielen Branchen attraktiv. Selbst in der Finanzbranche haben sich inzwischen spezialisierte Cloud-Lösungen durchgesetzt.

Eine moderne und cloudbasierte IT-Strategie ist wichtiger Bestandteil der digitalen Transformation von Unternehmen. Ob sie ihre Mainframe-Umgebung modernisieren oder sogar vollständig ersetzen, bleibt dabei eine individuelle Entscheidung. In den meisten Fällen erweist sich jedoch die Integration in eine hybride Umgebung als optimaler Weg für die IT-Verantwortlichen, die auf Skalierbarkeit und Leistung setzen und gleichzeitig das Kosten-Nutzen-Verhältnis abwägen. Genau an dieser Stelle setzt unser Team von Kyndryl Consult an und begleitet unsere Kunden entlang der IT-Transformation, von der Strategieberatung über die Umsetzung bis hin zum Betrieb von stabilen und sicheren Infrastrukturen.

Benedikt Ernst ist Consult Leader bei Kyndryl Deutschland.

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