Die Einführung von neuen IT-Anwendungen birgt viele Risiken. In einer vor kurzem im Auftrag von WEBCON durchgeführten Studie zum Thema Low-Code in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurde der Scope Creep, also der sich im Laufe der Projektumsetzung ändernden Anforderungen, von der Hälfte der befragten IT-Manager als eine der größten Herausforderungen bei der Einführung neuer IT-Anwendungen genannt.

Scope Creep rührt oft daher, dass alle Stakeholder sicher gehen wollen, dass ihre Anforderungen an die neue IT-Lösung zu 100 Prozent abdeckt werden – und zwar bevor es zum Produktivstart kommt. Diese Panik, alles berücksichtigt haben zu müssen, basiert auf der Erfahrung, dass IT-Anwendungen nach Produktivstart für viele Jahre unveränderlich bleiben.

Low-Code verspricht einen Ausweg aus dieser Situation. Auch die in derselben Studie befragten IT-Manager stimmen zu 83 Prozent der Aussage zu, dass Low-Code-Anwendungen – im Vergleich zu mittels High-Code individuell programmierten Anwendungen – mehr Flexibilität bieten und sich schneller anpassen lassen.

Doch woher kommt diese hohe Flexibilität und Anpassbarkeit? Entscheidend ist hierfür vor allem der Automatisierungsgrad der Anwendungs-Entwicklung und -Weiterentwicklung, der durch die Low-Code-Plattform geboten wird. Moderne Low-Code-Plattformen erstellen auf Basis eines mittel Drag und Drop konfigurierten Workflows und einer ebenso einfach erstellbaren Benutzeroberfläche vollautomatisch die zum Betrieb einer Anwendung notwendige Architektur inklusive Datenmodell.

Aber Anwendungen können so nicht nur schnell entwickelt, sondern auch einfach angepasst werden. Technologisch führende Plattformen verarbeiten nämlich auch jede am Workflow oder an der Benutzeroberfläche vorgenommene Änderung automatisch, indem sie die Architektur der Anwendung automatisch anpassen. Das sorgt nicht nur für geringen Entwicklungs-Aufwand bei Umsetzung von Change-Requests sondern garantiert auch höchste Stabilität und Performance der bereitgestellten Anwendungen, selbst wenn diese im Laufe der Jahre dutzende Male an die aktuellen Anforderungen der Anwender angepasst wurde.

Die Anpassbarkeit von produktiv laufenden Anwendungen sollte bei der Auswahl der richtigen Low-Code-Plattform starkes Gewicht haben. In der WEBCON Low-Code Studie DACH gaben 38 Prozent der Unternehmen mit über 500 Mitarbeitenden an, ihre geschäftskritischen Anwendungen mindestens alle 6 Monate anzupassen, weitere 36 Prozent tun dies mindestens einmal pro Jahr.

Will man hier einen reibungslosen Ablauf garantieren, sollte nicht nur die Umsetzung der Änderungen und das Deployment neuer Versionen einer Anwendung weitestmöglich durch die Plattform automatisiert sein, sondern auch dafür gesorgt sein, dass die operative Tätigkeit des Unternehmens dadurch nicht eingeschränkt wird.

Die Unterbrechung der Arbeit durch Downtimes, oder ein für die Mitarbeitenden unübersichtliches Gewirr aus Anwendungs-Versionen gehören mit modernen Low-Code-Plattformen ebenso der Vergangenheit an wie der erforderliche Neustart von Prozessen mitsamt wiederholter Durchführung derselben Aufgaben. So können selbst Anwendungen, die komplexe, unternehmensweite Prozesse automatisieren und in denen hunderte laufende Vorgänge stattfinden, bei Bedarf jederzeit angepasst werden.

Diese Einfachheit der Umsetzung von Anpassungen erlaubt es der IT-Abteilung, jederzeit positiv auf Change Requests der Anwender aus den Fachabteilungen reagieren zu können. Dadurch entsteht mittelfristig die Wahrnehmung der IT als Innovation Enabler in der Belegschaft und es entwickelt sich eine Unternehmenskultur, in der das gemeinsame Streben nach Verbesserung fest verankert ist.

Natürlich wird diese Unternehmenskultur nicht out-of-the-box mit einer Low-Code-Plattform ausgeliefert, aber moderne Plattformen machen es einem Unternehmen einfach, diese entstehen zu lassen, indem sie den Aufwand für Anpassungen extrem niedrig halten und so kontinuierliche Veränderungen unterstützen.

Philipp Erdkönig ist Consultant bei WEBCON.

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