Die Wiederbelebung der IBM i ist real – dieses Ergebnis hat Peter Dussmann von IBM Österreich anlässlich seiner Präsentation auf dem Midrange Kongress in Wien konstatiert. IBM i befindet sich in Europa seit acht Quartalen auf dem Wachstumskurs – allen voran Italien mit vielen kleineren Systemen. Auch Josef Grünbichler, Geschäftsführer der Toolmaker Advanced Efficiency GmbH, glaubt seit zehn Jahren an ein weltweites Revival der IBM i. In einem Interview mit dem Midrange Magazin belegt er seine Überzeugung.

MM: Das Thema Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern im Umfeld der IBM i erweist sich in vielen Organisationen als eine Herausforderung. Wie können Unternehmen hier sinnvolle Lösungen erreichen?
Grünbichler: Wann immer das Thema Aus- und Weiterbildung in den vergangenen 10 Jahren bei IBM oder COMMON angesprochen wurde, kam als Antwort, dass man sein Personal selbst aus-bzw. weiterbilden sollte. Außerhalb von ILE-RPG und SQL jedoch ohne konkrete Anhaltspunkte. Ist denn nicht offensichtlich, dass RPG gar keine Option für die Modernisierung der Bedienung bietet? Eine Fokussierung auf internes Know-how halte ich für sehr kritisch: Beim typischen IBM i-Anwender handelt es sich nicht um das mittlere oder größere Unternehmen, das sich eine entsprechend ausgestattete IT- und Entwicklungsabteilung leisten kann. Vielmehr sehe ich den typischen IBM-i-Kunden im Bereich der kleineren Mittelständler mit ein bis drei Mann in der IT. Da ist es viel schwieriger, sich die entsprechenden Mitarbeiter großzuziehen und das entsprechende Know-how aufzubauen und zu erhalten. Wenn ich mir vorstelle, dass eine eingespielte Mannschaft mit einem bis zwei RPG-Programmierern nun zusätzlich HTML und Javascript, CSS und Anwendungsgestaltung professionell lernen und betreiben soll, sehe ich ziemlich schwarz für die Zukunft dieser Betriebe. Da bleibt offenbar nur der Weg zu einer völlig neuen Anwendung auf einer neuen Plattform, die dann in der Regel nicht mehr IBM i heißt.

MM: Was hat man bei Toolmaker unternommen, um RPG-Programmierern und bestehenden Anwendungen eine Zukunft zu bieten?
Grünbichler: Wir haben dort angesetzt, wo das Problem war: Auf der einen Seite die bestehenden RPG-Entwickler mit viel betrieblichem Know-how – und auf der anderen Seite RPG als Programmiersprache ohne Möglichkeit für zeitgemäße Bedienung. Genau aus diesem Grund haben wir bereits 2010 damit begonnen, mit den „RPG Web Extensions“ ein Erweiterungspaket für RPG-Programmierer zu schnüren, mit dem die vorhandenen RPG-Entwickler moderne Geschäftsanwendungen in RPG entwickeln können. Und das funktioniert sehr gut – viel besser als man spontan erwartet. Zwei Softwareanbieter haben es nicht nur probiert, sondern Tausende Programme im Stil einer „Business App“ modernisiert.

MM: Welche Voraussetzungen sind dazu für Anwender nötig?
Grünbichler: Diese modernisierten Anwendungen – wir nennen sie „Apps“ – können mit jedem Browser bedient werden und bieten eine einheitliche Oberfläche und Bedienung – ähnlich dem SAA-Konzept der IBM aus den 90er Jahren. Dieses Paket war bisher unter dem Arbeitstitel WOPiXX bekannt und wird in Kürze mit weiteren Features und phantastischer Performance und einem neuen Namen ins Rennen gehen.

MM: Sind Apps nicht eher was für private Nutzer als für Geschäftsanwendungen?
Grünbichler: Ich verstehe unter „Apps“ für IBM i natürlich „Business-Apps“, wobei ich den Begriff App als Abkürzung für Applikation bzw. Anwendung verwende. „Business App“ hört sich generell attraktiv an, dahinter verbergen sich allerdings nicht so sehr Apps für Handys, sondern Anwendungen, die primär im Browser benutzt werden.

MM: Was ist der Vorteil von Browser-basierten Anwendungen?
Grünbichler: Browser-Anwendungen haben den großen Vorteil, dass man dafür keinen „fetten PC“, also einen Fat Client, benötigt. Genau genommen braucht man gar keinen Windows-PC. Für Browser-Apps reicht sogar ein Thin-Client mit Unix-Betriebssystem und einem großen Bildschirm.

MM: Sind diese Apps nur für die Modernisierung bestehender Anwendungen gedacht?
Grünbichler: Browser-Apps, die auf IBM i entwickelt werden, lassen sich in unterschiedliche Kategorien einteilen: Zum einen in die Modernisierungs-Apps, d.h. ein modernes Frontend für eine bestehende RPG-Anwendung, wobei keine extra App oder Software-Installation auf den Endgeräten nötig ist. Zum anderen gibt es die „Komplett Apps“, sprich komplett neue Applikationen, die auf einer IBM i installiert werden. Das kann auch ein moderner Ersatz für eine bestehende Anwendung sein. Dazwischen angesiedelt sehe ich sogenannte Add-On-Apps, also nützliche Erweiterungen für bestehende Standard-Applikationen. Wir bei Toolmaker haben bereits gute Erfahrung in allen drei Bereichen gemacht. (rhh)

Toolmaker Advanced Efficiency