Mittelständler sind gute Rechner. Sie kalkulieren sehr genau, welche Projekte sich für sie auszahlen und setzen oft auf integrierte Systems. Zudem sie sind von einer Sache überzeugt: Digitalisierung lohnt sich. Zu diesem Ergebnis kommt die vierte repräsentative Telekom Studie „Digitalisierungsindex Mittelstand 2019/2020“. Der Grad der Digitalisierung ist über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg weiter angestiegen. Er erreicht nun 56 von 100 möglichen Indexpunkten.
„Mittelständische Unternehmen erkennen immer deutlicher, dass sich ihr Einsatz für die Digitalisierung auszahlt. Sie steigern ihren Umsatz, verbessern Prozesse. Und sie gewinnen leichter neue Kunden. Unternehmer kurbeln mit innovativen Technologien ihre Wertschöpfung an,“ so Hagen Rickmann, Geschäftsführer Geschäftskunden der Telekom Deutschland.
Die Studie zeigt: Vier von zehn Unternehmen haben durch digitale Projekte Absatz (40 Prozent), Umsatz und Betriebsergebnis (je 41 Prozent) gesteigert. 45 Prozent der Befragten konnten Neukunden gewinnen. 52 Prozent haben ihre Prozesse vereinfacht. Für 47 Prozent ließen sich so Service oder Produktqualität verbessern.
Mehr digitale Geschäftsmodelle
Auch bei den digitalen Geschäftsmodellen legt der Mittelstand um einen Indexpunkt auf 48 zu. Dies ist die Königsdisziplin der Digitalisierung. Hier sind Fortschritte besonders schwer zu erzielen, aber immens wichtig. Wer wettbewerbsfähig bleiben möchte, muss seinen Kunden digitale Produkte anbieten. Er sollte sein Portfolio und seine Vertriebskanäle erweitern. Etablierte Unternehmen müssen disruptive Innovationen entwickeln.
Nur so können sie sich im Wettbewerb mit Start-ups und der internationalen Konkurrenz behaupten. Immerhin 21 Prozent der Unternehmen veredeln inzwischen ihre Produkte mit vernetzten und intelligenten Funktionen. Weitere 30 Prozent sind dabei, smarte Funktionen zu entwickeln.
Top-Digitalisierer profitieren überproportional
Besonders deutlich wird der Zusammenhang zwischen dem Grad der Digitalisierung und wirtschaftlichem Nutzen bei den „Top 10“ der Befragten. Diese digitalen Vorreiter sind den anderen Befragten mit einem Indexwert von 85 Punkten deutlich voraus. Sie zeigen sich mit ihren Ergebnissen wesentlich zufriedener als die anderen Unternehmen.
Fast drei Viertel (74 Prozent) der Top-Performer heben einen höheren Umsatz hervor. Noch deutlicher ist der Unterschied in Sachen Produkt- und Servicequalität: Hier sehen sich 83 Prozent der digitalen Vorreiter auf bestem Weg.
Intelligente Datenanalyse als Schlüssel zum Erfolg
Daten sind der Beschleuniger der Digitalisierung. Aus der Vielzahl der vorhandenen Daten filtern Unternehmen zunehmend mehr Informationen heraus. Sie verstehen ihre Kunden besser. Und sie erkennen Muster oder Trends im Kaufverhalten. Auf Basis dieser Analyse setzen sie Aktivitäten in Richtung Kunden zielführender um.
So individualisieren fast ein Drittel (31 Prozent) der Befragten Produkte und Services mithilfe von Daten. Personalisierte Produkte und Services wirken sich positiv auf die Umsätze aus. Dies sagen 85 Prozent der befragten Unternehmen. 84 Prozent konnten damit die Kundenbindung verstärken.
Bedeutung von KI erkannt
Auch wenn Unternehmen Künstliche Intelligenz (KI) noch nicht häufig einsetzen: KI gewinnt im Mittelstand zunehmend an Bedeutung. Zwar haben nur sieben Prozent der befragten Mittelständler KI bereits im Einsatz. Aber weitere 19 Prozent verfolgen konkrete Projektpläne innerhalb der nächsten zwei Jahre. 71 Prozent der Befragten sehen in KI-Lösungen mittelfristig eine große Chance für die eigene Branche.
Schon heute setzt knapp ein Drittel der befragten Unternehmen auf Business Intelligence und Analytics, um Unternehmensdaten auszuwerten. Bei mehr als einem Viertel (28 Prozent) gehören sogar Echtzeitanalysen zum Alltag. Predictive Analytics nutzen 23 Prozent und weitere 31 Prozent wollen die vorausschauende Wartung bald einführen. Besonders aufgeschlossen zeigt sich der Mittelstand beim Thema Robotik. 62 Prozent können sich den Einsatz von Robotern vorstellen. Unter den Unternehmen der Industrie, Transport- und Logistikbranche sowie den Versorgern sind es sogar mehr als 80 Prozent.
Zu wenig Fachkräfte für die Digitalisierung
Die Studie zeigt aber auch, dass fehlendes Know-how und ein Mangel an Fachkräften die digitale Transformation verzögert. Nur jedes dritte Unternehmen meint, dass seine Mitarbeiter ausreichend qualifiziert sind. Daher investieren immerhin 37 Prozent nun gezielt in die digitale Weiterbildung ihrer Beschäftigten.
Rickmann: „Unternehmer sind sich einig, dass der digitale Fortschritt vor allem vom Kenntnisstand der Mitarbeiter abhängt.“ Weil bei der Digitalisierung oft das nötige Know-how fehlt, suchen Unternehmen händeringend nach Datenanalysten, KI-Spezialisten oder Sicherheitsexperten. „Eine digitale Weiterbildung, notwendige Investitionen in Schulungen und Trainings für Mitarbeiter werden zukünftig den Unterschied machen“, erklärt Rickmann. (rhh)