„Die Qualität der Kundenbeziehungen steht über den Service Level Agreements – das gilt umso mehr für schnelllebige Digitalisierungsprojekte“, sagt Nils Wulf, Geschäftsführer der DATAGROUP Frankfurt GmbH, im Gespräch mit dem Midrange Magazin (MM). Mit von der Partie im Interview zu den aktuellen Auswirkungen des massiven Digitalisierungstrends waren Mario Kisslinger, Teamleiter für das Thema Power bei der DATAGROUP, sowie Marc Henniger, IT-Verantwortlicher bei dem Arzneimittel-Logistiker AEP GmbH, die auf die IT-Kompetenz der DATAGROUP vertrauen.

MM: Wie haben sich die jüngsten Ereignisse auf die Geschäftsmodelle und die Kundenbeziehungen bei AEP und DATAGROUP Frankfurt als Managed Service Provider, kurz MSP, ausgewirkt?
Henninger: Für uns hat sich nicht viel geändert. Bei den Mitarbeitern im Büro fahren wir einen hybriden Betrieb – ein Teil arbeitet vor Ort, der andere Teil aus dem Homeoffice. Grundsätzlich haben wir aber auch keine Möglichkeit, unsere logistischen Kommissionierungen ins Homeoffice zu verlegen.
Wulf: Mit dem ersten Lockdown haben wir die Arbeiten ins Homeoffice verlagert, konnten aber die Beziehungen zu unseren Kunden wie gewohnt aufrechterhalten. Das Geschäftsmodell eines Managed Services Providers lässt sich örtlich unabhängig realisieren. Allerdings haben sich die Digitalisierungsprojekte unserer Kunden deutlich beschleunigt. Bislang funktionierende Geschäftsmodelle, wie der Verkauf in Filialen, sind plötzlich weggebrochen und mussten durch E-Commerce-Lösungen ersetzt werden.

Quelle: AEP GmbH

Marc Henniger ist der IT-Verantwortliche bei dem Arzneimittel-Logistiker AEP GmbH.

MM: War es möglich, die vorhandenen E-Commerce-Lösungen problemlos zu skalieren?
Henninger: Wir verfolgen schon sehr lange ein digitales Geschäftsmodell. Unsere Kunden, die Apotheken, bestellen via Internet über eine standardisierte Schnittstelle. Das Einkaufsverhalten in Bezug auf die Nachfrage war jedoch am Beginn der Pandemie deutlich angestiegen. Unser Zentrallager wurde regelrecht leergekauft. Im weiteren Verlauf der Pandemie haben wir allerdings feststellen müssen, dass die Infektionsketten der sonst üblichen, saisonalen Erkrankungen und damit die Bestellungen aufgrund der Corona-Gegenmaßnahmen leicht gesunken sind. Eine derartige Dynamik lässt sich recht gut mit einem MSP-Modell kompensieren.

MM: Wie hat sich das aus der Sicht der DATAGROUP dargestellt?
Wulf: Im Zuge der deutlich angestiegenen Bestellungen über das Internet haben wir viele Kunden betreut, bei denen sich das Bestellvolumen über das ganze Jahr auf einem Niveau bewegt hat, das ansonsten lediglich in der Vorweihnachtszeit üblich ist. Das muss über die IT-Infrastruktur vernünftig abgebildet werden. Der Königsweg dazu ist eben das MSP-Modell, mit dem der Kunde schnell und zuverlässig bei Bedarf die gewünschten Services zur Verfügung gestellt bekommt.

MM: Wie schnell kann ein MSP diese Lösungen bereitstellen?
Wulf: Das geht in der Regel recht schnell. Denn ein MSP wie die DATAGROUP kann aus seiner sehr großen Rechenpower auf Systeme zurückgreifen, die teilweise weniger genutzt werden, um solche Nachfragespitzen abzudecken. Wir haben Kunden, die nicht selten am späten Nachmittag Zusatzkapazitäten anfragen und diese innerhalb ein bis zwei Stunden von uns freigeschaltet bekommen.
Kisslinger: Dazu haben wir clevere Lösungen im Einsatz, die derartige Verlagerungen sehr schnell und ohne Unterbrechung umsetzen können. Statt der Ressourcenprobleme war es bis vor einem Jahr eher schwierig, größere Digitalisierungsprojekte – wie eine Teams-Einführung – schnell umzusetzen. Aufgrund der Pandemie mussten nun fast über Nacht mobile Arbeitsplätze für alle bereitgestellt werden. Notwendige Entscheidungsprozesse innerhalb der Gremien, wie Datenschutz und Betriebsrat, verliefen deutlich schneller als üblich. Aber auch das hat unsere Ressourcenplanung sehr gut im Griff.

MM: Wie steht es um die Integration bestehender Anwendungen mit dem MSP-Modell bei der AEP?
Henninger: Unser ERP-System läuft auf einer IBM i. Wir haben uns vor drei Jahren entschieden, komplett zu UBL, also die heutige DATAGROUP, zu wechseln und sind mit unserem Rechenzentrum nach Frankfurt umgezogen. Dort haben wir ein dediziertes Power-System auf Basis von Power 9 im Einsatz und die Betreuung, rund um die Uhr, erfolgt durch DATAGROUP. Dabei können wir auch in diesen schwierigen Zeiten all unsere Projekte wie gewünscht abwickeln und haben bei anstehenden Erweiterungen kompetente Ansprechpartner jederzeit verfügbar.

Quelle: DATAGROUP

Mario Kisslinger ist als Teamleiter für das Thema Power bei der DATAGROUP zuständig.

Kisslinger: Im letzten Jahr wurden die Systeme der AEP von einer „gesharten“ Umgebung auf eine teilweise dedizierte Umgebung umgestellt. Damit konnten wir das Thema Wartungsfenster noch mehr verringern. Das Produktionssystem ist dediziert und für eventuelle Ausfallsituationen und Lastspitzen stellen wir Systeme aus der Cloud zur Verfügung.

MM: Welche Vorteile ergeben sich für Ihre Kunden durch den Zusammenschluss mit der DATAGROUP?
Wulf: Dank unseren CORBOX Services, den umfangreichen SAP Services und mit unseren Solutions u.a. im Bereich RPA, Mobile und Anwendungsentwicklung können wir viele neue Anforderungen bei unseren Kunden im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategien von der Idee bis zum Betrieb begleiten. Zum Beispiel sind wir massiv in Sachen Microsoft-Plattformen gewachsen, die immer mehr Unternehmen im Zuge der Digitalisierungswelle einsetzen und hybridisieren – also in der Private und Public Cloud. Es besteht zunehmend Bedarf an Managed Platform Services, wie etwa Managed Exchange, Managed Active Directory, Managed Citrix, etc. Dasselbe stellen wir im Linux-Umfeld fest.

MM: Was bedeutet das für die bestehenden Systeme Ihrer Kunden?
Wulf: Langjährig bestehende Applikationen müssen im Zuge der Digitalisierung um weitere Services angereichert werden. Läuft auf einem Power-System eine große Individualanwendung, können einzelne Bausteine dieser Applikation durch kleinere Module auf der Basis einer Microservices-Architektur, im Betrieb auf Kubernetes Clustern, angebunden werden. Dazu verfügen wir über Experten mit Know-how im Bereich der Softwareentwicklung, so dass wir von der Entwicklung über die Inbetriebnahme bis hin zum Regelbetrieb alles abdecken. Damit lassen sich Geschäftsprozesse bei den Kunden sehr schnell umsetzen – und das wird auch gefordert. Denn nur so werden die Unternehmen zukünftig schnell genug auf veränderte Marktbedingungen reagieren. Dass es dafür einen hohen Bedarf gibt, zeigen die Budgets für derartige Digitalisierungsprojekte in den Unternehmen.
Kisslinger: Bei unseren großen Kunden bleibt die Datenbank immer noch auf der IBM i, das ist die kritische Maschine. Falls die ausfällt, steht der Betrieb still. Die Power-Architektur wird auch weiterhin aufgrund ihrer Ausfallsicherheit eingesetzt. Aber wie gesagt, mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Apps und Schnittstellen, die auf diese Datenbank zugreifen müssen.
Henninger: Das ist auch bei uns der Fall: Wir haben letztes Jahr eine neue Plattform für unsere Bestellschnittstelle implementiert, die auf einer reinen containerbasierten Kubernetes Infrastruktur aufsetzt. Die gesamte Steuerung der ERP-Applikation läuft weiterhin auf der IBM i. Die Satellitensysteme sind bei uns überwiegend flexible Microservices und profitieren letztendlich von der Power 9-Maschine im Hintergrund. Die Stabilität und die Skalierbarkeit spielen für uns hier eine entscheidende Rolle.

MM: Reicht bei der Qualitätsmessung im MSP-Bereich das Standardkriterium „Service Level Agreement“(SLA)?
Henniger: Das Menschliche steht aus meiner Sicht im Vordergrund; die Chemie muss stimmen. Der MSP sollte seinen Kunden und dessen Geschäftsmodell kennen. Auch umgekehrt darf gern ein kleiner Dienstweg möglich sein, ohne auf ein umfangreiches Vertragswerk pochen zu müssen.

MM: Wie sieht die Zusammenarbeit mit der DATAGROUP bei Ihnen aus?
Henninger: Bei den administrativen Basisfunktionen rund um die Power 9 legen wir viel Wert auf die Expertise der DATAGROUP. Alle Tätigkeiten in diesem Umfeld wurden im Sinne einer verlängerten Werkbank an die DATAGROUP ausgelagert. Wir sparen uns Investitionen in Hard- und Software, haben Geschwindigkeitsvorteile und können unter wirtschaftlichen Aspekten entscheiden, was wir auslagern. Wir schätzen besonders den verständnisvollen Umgang mit unseren Wünschen und dass diese oberste Priorität genießen.

MM: Wie sehen Sie Herr Wulf das Thema SLA?
Wulf: Natürlich müssen die relevanten Kenngrößen vertraglich abgebildet sein. Ich kann aber vor allem bestätigen, dass erfolgreiche Projekte und Geschäftsbeziehungen erst durch ein vertrautes Zusammenspiel unserer Experten mit dem Kunden erfolgreich wurden. Hier fällt der „persönlichen Komponente“ ganz eindeutig die tragende Rolle zu.

Rainer Huttenloher

Datagroup