Viele Unternehmen nutzen das Leistungsvermögen „ihrer IBM i“ nicht komplett aus – und dennoch lauten die Empfehlungen von Experten, auf die Systemgenerationen zum Wechsel, die auf den neueren Prozessor-Architekturen basieren. Warum – Antworten auf diese Fragen gibt Peter Kindiger, System Engineer bei der Tech Data GmbH & Co. OHG, im Interview mit dem Midrange Magazin (MM).

MM: Welche Gründe sprechen dafür, von seiner bestehenden Power-Hardware auf eine „neuere Prozessorgeneration“ zu wechseln?
Kindiger: Warum kauft man ein neues Auto ein Handy oder ein neues Tablet? Bei IBM Power ist es ähnlich: Ist ihre Maschine in die Jahre gekommen? Z. B kann man auf einer Power6-Maschine kein aktuelles Release V7R3 oder V7R4 mehr installieren. Der Support für V7R2 wird Ende April dieses Jahres zurückgezogen und wer verzichtet schon freiwillig auf den IBM Support? Oder wer hätte nicht gerne neue Technologie zur Beschleunigung seiner Anwendung wie z.B. NVMe, PCI Gen4, 10 GBit/s Ethernet oder 32GBit/s Fibre Channel für schnelleren I/O, ein aktuelles Betriebssystem oder neue Software Produkte wie WQE 2.3.0. Mit neuen Maschinen erhält man auch drei Jahre Hardware-Support und SWMA zur Aktualisierung seines Software-Stacks.

Quelle: Tech Data

System Engineer bei der Tech Data GmbH & Co. OHG.

MM: Und wie sieht es beim Thema Sicherheit aus?
Kindiger: Die Sicherheit sollte man unbedingt in seine Überlegungen mit einbeziehen: Auf älteren Maschinen gibt es keine Firmware Aktualisierungen mehr und auch keine neuen PTFs für ältere Betriebssystem Releases. Spätestens hier hört der Spaß für ein Unternehmen auf.

MM: Wie wichtig ist eine leistungsfähige Hardware-Plattform –vor allem aus Sicht der Modernisierung von IBM i-Anwendungen?
Kindiger: Nicht indem man seine alte Hardware mit neuer Software betankt – nur die Kombination von moderner Hardware, aktueller Software und Firmware der einzelnen Adapter ist der Erfolg für ein leistungsfähiges Gesamtkonzept.

MM: Welche Vorteile lassen sich in „gemischten Umgebungen – IBM i und PowerLinux – für Unternehmen realisieren?
Kindiger: „PowerLinux“ gibt es nicht mehr, aber es gibt Linux auf IBM Power Systeme, die gleichen Distributionen wie auf x86/64. Hier muss ich klar sagen: Einige Kunden haben eine Power Maschine mit 6 oder 8 Cores im Rechenzentrum stehen, wobei jedoch nur ein Core mit IBM i betrieben wird. Das bedeutet, dass man genügend nicht genutzte Leistung für andere Workload zur Verfügung hat. Mit PowerVM ist es ein Kinderspiel eine Partition mit Linux aufzusetzen. Dabei hat der Kunde die Wahl zwischen unterschiedlichen Distributionen. Die Netzwerkverbindung nach außen kann dabei über die IBM i-Instanz und dem internen virtuellen Netzwerk des Systems erfolgen. Das virtuelle Netzwerk der Maschine kann von außen nicht angegriffen werden und die Perfomance ist ohne Switch dazwischen extrem performant.

MM: Warum sollten IBM i-Shops das Cloud-Angebot der IBM in Betracht ziehen?
Kindiger: Eine schnelle Bereitstellung von Power Ressourcen, Flexibilität und Skalierbarkeit sind immer gute Argumente für die Cloud. Kosten könnten eventuell auch ein Argument sein in die Cloud zu gehen. Eine kleine Instanz mit öffentlicher IP-Adresse bekommt man locker unter 400 Euro.

MM: Für welche Anwendungsfälle ist der Bezug der IBM i-Rechenleistung aus der Cloud vorzuziehen?
Kindiger: Demo-Umgebungen oder auch für den ein oder anderen Entwickler macht IBM i in der Cloud sicher ebenfalls Sinn. Man kann sich je nach Bedarf Ressourcen dazubuchen, mehr Prozessor, Leistung, mehr Hauptspeicher, mehr Plattenplatz, was auch immer gerade benötigt wird und für wie lange. Das Schöne an dem IBM i Bundle ist, dass sehr viel Software bereits enthalten ist. Lediglich WQS, WDS, Power HA, ICC sind nötig und die kann man kostenpflichtig dazu buchen.

MM: Gibt es noch weitere Grund für den Cloud-Einsatz im IBM i-Umfeld?
Kindiger: Auch für den Fall, dass Kunden sich –leider – von der IBM i verabschiedet haben, die Daten aber noch für ein paar Jahre vorhalten müssen, ist Cloud eine kostengünstige Lösung seine Daten im Zugriff zu haben. Hier liegt der Vorteil darin, dass man die IBM i-Instanz einrichtet, einen „Schnappschuss“ erstellt und den virtuellen Power-Server wieder löschen kann. Vorgehalten wird dann lediglich ein Image mit dem man jederzeit eine neue IBM i-Instanz mit seinen Daten innerhalb weniger Minuten in der Cloud erstellen kann. Wer von SAP R/3 auf SAP S/4HANA umsteigen möchte, kann sich in der Cloud ohne Anschaffung neuer Hardware eine Testinstanz aufbauen. Wer weitere Infos zum Cloud-Einsatz benötigt, kann sich den Cloud-Katalog ansehen.

Rainer Huttenloher

Tech Data