Die Unternehmenslandschaft sieht sich einem unerbittlichen Sturm der Veränderung gegenüber, und inmitten dieser digitalen Turbulenzen rückt ein Begriff immer stärker in den Fokus: IT-Modernisierung. Doch, was verbirgt sich wirklich hinter diesem Schlagwort?

Es geht um die Bestandsaufnahme, (Neu-)Einschätzung und Anpassung der bestehenden IT-Infrastruktur eines Unternehmens. Dabei steht aber nicht die Instandhaltung der IT-Infrastruktur im Fokus, sondern vielmehr die strategische Neuausrichtung.

Im Unterschied zur digitalen Transformation, die darauf abzielt, neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln, konzentriert sich die IT-Modernisierung darauf, die bestehende Infrastruktur, Systeme, Technologien und Produkte für den Erfolg in einer zunehmenden digitalen Welt zu optimieren.

Was versprechen sich Unternehmen nun konkret von der IT-Modernisierung?

  • Vereinfachung komplexer Umgebungen hin zu einer schlankeren, effizienteren IT-Infrastruktur.
  • Erhöhung der Prozessgeschwindigkeiten des gesamten Technologie-Stacks, einschließlich der Rechenzentren.
  • Operative Agilität, Skalierbarkeit, IT-Security.
  • Erfüllung gestiegener Anforderungen hinsichtlich der Compliance, z.B. durch die DSGVO.
  • Stärkung der Resilienz und Befähigung der Business Continuity bei zunehmender Gefahr durch Cyber-Attacken.

Die Wahl der Architektur ist entscheidend

Insbesondere die Wahl der passenden Architektur ist entscheidend, um die Komplexität zu reduzieren und die Effizienz in der IT zu steigern. Es gibt einige Ansätze, die sich für das Vorhaben einer IT-Modernisierung anbieten:

  1. Mobile-First-Ansatz, um der zunehmenden Nutzung mobiler Geräte gerecht zu werden und die nahtlose Integration mobiler Anwendungen zu gewährleisten. Auch im Hinblick auf die Softwareverteilung schaffen browserbasierte Anwendungen Erleichterungen.
  2. Lose gekoppelte Systeme und Microservices anstatt monolithischer Systeme. Die Nutzung von Microservices erhöht die Agilität, Stabilität und Skalierbarkeit der IT-Infrastruktur.
  3. Software as a Service (SaaS)-Lösungen beschleunigen Innovationszyklen und verringern den Implementierungsaufwand. Es bietet sich an, auf strategische Standardplattformen für Anwendungen und Entwicklung zu setzen und flexible, skalierbare Plattformen als Backbone mit Best-of-Breed-Applikationen zu kombinieren.
  4. Datenarchitektur und Data Lakes: Die IT-Architektur muss wachsende Datenvolumina mit immer anspruchsvolleren Analysen verarbeiten können. Die Nutzung von Technologien wie Data Lakes und In-Memory-Technologien beschleunigt die Datenverarbeitung und ermöglicht eine effiziente Datenverwaltung. Monolithische Dateninseln werden aufgebrochen, teure und fehleranfällige Redundanzen vermieden.
  5. Cloud-Strategie, um die eigenen Infrastrukturkomponenten und -systeme zu entkoppeln und nicht-unternehmenskritische Daten in die Public Cloud auszulagern. Durch den Einsatz von Infrastructure as Code lässt sich die Konfiguration von Infrastrukturen automatisieren, was zu einer erheblichen Reduzierung des administrativen Aufwands führt.
  6. Neue Sicherheitsarchitekturansätze wie Security as a Service (SECaaS). Es stellt Sicherheitslösungen als Service einer Cloud-Plattform durch einen hochspezialisierten Dienstleister zur Verfügung. Sicherheitsprozesse und -lösungen werden in die Cloud verlagert, wobei der Cloud-Anbieter die notwendigen Ressourcen, Applikationen und Technologien bereitstellt. Typische SECaaS-Leistungen sind zum Beispiel Endgerätesicherheit, E-Mail-Sicherheit, Netzwerksicherheit, Threat Management, Identity and Access Management und vieles mehr.

Fünf Punkte für eine erfolgreiche IT-Modernisierung

Die Umsetzung einer IT-Modernisierung ist aber beileibe kein einfaches Unterfangen. Das A und O ist ein strukturiertes Vorgehen und eine ganzheitliche Herangehensweise:

Bestandsaufnahme und Analyse:

  • Starten Sie mit einer gründlichen Bestandsaufnahme Ihrer aktuellen IT-Infrastruktur und Prozesse. Identifizieren Sie veraltete Systeme, Legacy-Anwendungen und Engpässe.
  • Analysieren Sie die Geschäftsanforderungen und die technologischen Herausforderungen, um den Modernisierungsbedarf zu verstehen.

Ziele und Prioritäten festlegen:

  • Definieren Sie klare Ziele für die IT-Modernisierung. Möchten Sie die Effizienz steigern, die Sicherheit erhöhen oder die Skalierbarkeit verbessern? Ist die Fähigkeit für das mobile Arbeiten das Ziel oder müssen Sie die Compliance (wieder) in den Griff bekommen?
  • Priorisieren Sie die Bereiche, die den größten Mehrwert bieten. Der Mehrwert kann in der Beseitigung von Risiken liegen; z.B. indem Datenschutzverletzungen unterbunden, Medienbrüche durch Workflows reduziert werden und Geschäftsvorfälle durchgängig digitalisiert werden.

Technologieauswahl und Lösungen:

  • Wählen Sie die geeigneten Technologien und Lösungen aus. Berücksichtigen Sie Cloud-Computing, Automatisierung, Selfservice, künstliche Intelligenz und moderne Entwicklungsmethoden.

Planung und Umsetzung:

  • Erstellen Sie einen detaillierten Plan für die Umsetzung der IT-Modernisierung. Berücksichtigen Sie Ressourcen, Zeitrahmen und Budget.
  • Setzen Sie die identifizierten Maßnahmen schrittweise um. Beginnen Sie mit kleineren Projekten, mit entsprechend niedrigen Projektrisiken und skalieren Sie dann nach Bedarf.

Change Management und Kommunikation:

  • Kommunizieren Sie die geplanten Änderungen klar an alle Beteiligten im Unternehmen. Ohne Management-Attention wird die Budgetdiskussion zur Bremse.
  • Implementieren Sie ein effektives Change-Management, um Widerstände zu minimieren und die Akzeptanz zu fördern.
BüroalltagQuelle: COC AG

Kommunikation ist der Schlüssel

Die IT-Modernisierung ist ein kontinuierlicher Prozess. Regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen, die den technologischen Fortschritt und die Geschäftsanforderungen berücksichtigen, sind unerlässlich, um als Unternehmen flexibel und effizient zu bleiben.

Gibt es Herausforderungen bei der Umsetzung von IT-Modernisierungsprojekten? – Na klar!

Die Umsetzung von IT-Modernisierungsprojekten kann Unternehmen vor eine gewaltige Aufgabe stellen, denn die bestehende IT-Infrastruktur ist häufig komplex und vielschichtig. Die Integration neuer Technologien erfordert Fachwissen und Ressourcen, die nicht immer leicht verfügbar sind. Auch die notwendigen Abstimmungen für eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Stakeholdern der involvierten Systeme und Anwendungen können sich mühsam gestalten. Abhilfe könnten hier externe Spezialisten schaffen, die zum einen ihre Expertise einbringen können und vor allem frei von firmenpolitischen Restriktionen unterschiedlicher Gruppierungen agieren können.

Angst vor Störungen des laufenden Geschäftsbetriebs:

Während der Umsetzung von IT-Modernisierungsprojekten könnte unter Umständen der laufende Geschäftsbetrieb gestört werden. Unternehmen müssen sicherstellen, dass z.B. die Migration zu neuen Systemen nahtlos erfolgt, um Unterbrechungen zu minimieren. Hier hilft ein erfahrenes Projektmanagement-Team und ein stringentes Vorgehensmodell – idealerweise mit der Scrum-Methodik.

Finanzielle Ressourcen und Budgetierung:

Unternehmen müssen ihre Investitionen sorgfältig planen und Prioritäten setzen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Dabei gilt es zwischen kurzfristigen Kosten und langfristigen Vorteilen abzuwägen; wie z.B. die Attraktivität des „Modern Workplace“ im Hinblick auf den Wettbewerb um die besten MitarbeiterInnen.

Technische Anpassungen und Kompatibilität:

Die bestehenden Systeme und Infrastrukturen müssen mit den neuen Technologien kompatibel sein. Das bedarf oft umfangreicher Anpassungen und Integrationen. Gerade wenn die Legacy-Anwendungen eng mit dem Geschäftsbetrieb verknüpft sind, kann es komplex werden.

Allerdings werden Home-Office, Mobiles Arbeiten und eine Unabhängigkeit von dedizierten Endgeräten zunehmend essenziell, so dass Anwendungen nicht mehr ausschließlich im lokalen Netz zur Verfügung gestellt werden sollten.

Entwickler am ArbeitenQuelle: COC AG

Ein Blick in den Büroalltag der COC AG

Akzeptanz im Unternehmen:

Die Einführung neuer Methodiken und Technologien erfordert eine Veränderung der Arbeitsweise und Kultur im Unternehmen. Mitarbeiter müssen geschult und auf die Veränderungen vorbereitet werden, denn mit der Akzeptanz und Unterstützung der Mitarbeiter steht und fällt der Erfolg von IT-Modernisierungsprojekten.

Die Herausforderungen sind vielfältig, dennoch sollte man sich als Unternehmen davon nicht ins Bockshorn jagen lassen. Setzen Sie stattdessen den Fokus auf die transformative Kraft der IT-Modernisierung, denn sie bildet die Brücke zwischen der heutigen Realität und den zukünftigen Möglichkeiten und schafft die Basis für Innovation und Wachstum.

Ein Kommentar von Dr. Michael Bark, Principal Consultant bei der COC AG.

Dr. Michael Bark, Principal Consultant und Projektleiter Softwareentwicklung COC AG Burghausen

Dr. Michael Bark, Principal Consultant und Projektleiter Softwareentwicklung COC AG Burghausen