Bei SAP HANA auf IBM Power Systemen handelt es sich derzeit um den schnellsten Rollout einer neuen Technologie im Rahmen einer SAP-Markteinführung und das mit einer fast schon unglaublichen Akzeptanz des Marktes. Im Gespräch mit dem Midrange Magazin (MM) verdeutlicht Artur Studzian, Senior Consultant beim Systemhaus SVA System Vertrieb Alexander GmbH, die Vorteile der Kombination SAP HANA on POWER.

MM: Welche Unternehmen setzen denn auf die Kombination SAP HANA on IBM Power?
Studzian: Mit weit über 3.000 Kunden aus allen Industriezweigen und in allen Unternehmensgrößen sowie einem Marktanteil von über 25 Prozent ist IBM Power ein Big Player im SAP HANA Kosmos. Das belegen die Vielzahl an zufriedenen Kunden, aber auch diverse SAP-Auszeichnungen. Seit im Februar 2020 die SAP selbst beschlossen hat, einen Teil ihrer kritischen HANA Enterprise Cloud (HEC) auf IBM Power E980 Servern zu betreiben, sind die letzten Zweifel an der Plattform verflogen.

MM: Welche technischen Argumente sind die Basis für die hohe Performance der Power Plattform in diesem Anwendungsbereich?
Studzian: Ob die hohe CPU-Taktung, der höchste Datendurchsatz und die schnellen Antwortzeiten – IBM Power sucht im Markt der kommerziellen Server seines Gleichen. Das gepaart mit einer Verfügbarkeit von bis zu 99,999 Prozent – so zumindest eine ITIC Studie aus dem Jahr 2020 — prädestiniert die Plattform für unternehmenskritische Anwendungen. Durch die integrierten RAS Features – u. a. ein gespiegelter Hypervisor zum Abfangen von Memory Fehlern, eine Hot-Plug-Architektur, um die meisten Maintenance Tätigkeiten „concurrent“ durchzuführen, eine MTBF von bis zu 40 Jahren und eine „zero impact planned maintenance“ dank Live Partition Mobility – bietet diese Plattform eine im Markt unvergleichbare Stabilität und Verfügbarkeit.

MM: Wie ist es um die Flexibilität und Skalierbarkeit der Plattform bestellt?
Studzian: Von traditioneller Infrastruktur, also virtualisierte, volllizensierte Server, über eine Private Cloud mit Dynamic Capacity (Pay-as-you-go Prinzip) bis hin zu Power Virtual Servers in der IBM Cloud, um VMs unabhängig vom Standort oder von Kapazitätsanforderungen als Service „zu konsumieren“ – eins haben alle diese Betriebsmodelle gemeinsam: Sie basieren auf der bewährten und zuverlässigen IBM Power Architektur, die jeder Geschäftsanforderung entsprechen. Einen Vorteil gilt es hier besonders hervorzuheben: Die Möglichkeit verschiedene Betriebssysteme auf der gleichen Plattform zu betreiben. Viele IBM Power Kunden haben die Migration auf SAP HANA noch nicht begonnen oder sind gerade dabei. Sie betreiben ihre SAP Classic LPARs auf AIX, Linux oder IBM i. Das gilt natürlich auch für andere non-SAP Applikationen. Der Betrieb all dieser Anwendungen auf gleicher Hardware, gar gleichem Server bietet enorme Vorteile, u. a. geringere Investitionskosten, sowie einen gewissen Investitionsschutz – die nach der Migration von SAP Classic auf SAP HANA freigewordenen CPU und RAM Ressourcen können dann für die neue SAP HANA Welt genutzt werden.

MM: Wo liegen die Grenzen derartiger Konfigurationen?
Studzian: In dem Zuge muss man natürlich auch die Skalierungsmöglichkeiten erwähnen: Von 128 GB bis hin zu den offiziell seitens SAP freigegebenen 28 TB für einzelne OLAP- und OLTP Workload-Systeme, unter Umständen sind sogar bis zu 32 TB machbar. In Bezug auf die CPU startet die Range bei einem und endet bei 192 Cores pro virtueller Maschine (LPAR). Bei POWER10 werden es gar bis zu 240 Cores, die einer LPAR zugeordnet werden können. Und das Ganze ohne Einschränkungen, dynamisch und granular – in 1 GB RAM- und 0,01 CPU-Schritten. Diese Granularität und Flexibilität bietet einzig und allein nur die IBM Plattform durch ihren PowerVM Hypervisor. Dabei sind mittlerweile auch die letzten Einschränkungen zum gemeinsamen Betrieb aller Anwendungen, ob SAP HANA, Classic oder non-SAP innerhalb eines gemeinsamen Shared Processor Pools gefallen. Das zeigt, wie leistungsstark diese Architektur ist – nahezu kein Overhead durch die Virtualisierung, was wiederum zu einer höheren und effizienteren Auslastung der verfügbaren Ressourcen führt.

MM: Das Thema Security gewinnt ständig an Bedeutung – wie sind Systeme auf der Basis der Power Architektur gerüstet?
Studzian: Richtig, immer mehr Systeme werden angegriffen, verschlüsselt und im schlimmsten Fall die Daten komplett gelöscht. Hier spielt die Power Architektur genau ihre Stärken aus. Denn es treten so gut wie keine Vorfälle auf – so gibt es keine Einträge in der Datenbank des USA National Institute of Standards and Technology. Zudem bescheinigt eine EAL4+ Zertifizierung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) dem PowerVM Hypervisor keine vorhandenen Sicherheitslücken.

MM: Ein Argument der Konkurrenzsysteme war oftmals das Thema Kosten – ist IBM Power zu teuer?
Studzian: Beim richtigen Sizing unter Einbeziehung aller SAP-Regeln und einer ganzheitlichen Betrachtung — z. B. integrierte, kostenfreie PowerVM Virtualisierungssoftware als Pendant zu kostenpflichtigen VMware Lizenzen, deutlich weniger SUSE Subscriptions im Scale-Up Ansatz, etc. – sind die IBM Power Server in der Anschaffung, der TCA, den x86 Servern ebenbürtig. Die effiziente Workload-Konsolidierung – 80 bis 90 % Auslastung der Server – und somit deutlich geringere Anzahl an benötigten Servern senkt den RZ-Platzbedarf, wie auch die Kühlungs- und Stromkosten. Auch die Infrastrukturkosten für die Peripherie, wie SAN oder LAN, fallen dadurch signifikant geringer aus. Dass sich eine stabile und flexible, aus wenigen Servern bestehende Infrastruktur einfacher und effizienter betreiben lässt, ist auch selbstverständlich. Ergänzt wird das Ganze um die niedrigere Komplexität in dem Management/Administration einer IBM Power Umgebung. Mit Hilfe der intuitiven GUI der Hardware Management Console, die selbstverständlich auch über eine ausführliche und dokumentierte CLI verfügt, oder auch systemnaher Software, wie IBM PowerVC, kann buchstäblich jeder Administrator in kürzester Zeit Herr einer IBM Power Umgebung werden.

MM: Wie ist es um das Thema Geschwindigkeit im Operations-Bereich bestellt?
Studzian: Innerhalb von Minuten können mit Hilfe von IBM PowerVC, Ansible oder OpenShift fertige SAP HANA Systeme ausgerollt werden – das ist u. a. der Grund, warum sich die IBM Power Plattform steigender Beliebtheit bei Service Providern erfreut. Das spiegelt sich in verschiedenen TCO-Analysen wider, die auch wir bei unseren Kunden durchgeführt haben. Untermauert wird dies auch durch eine Forrester Studie, die bei einem Investment in Höhe von 1,3 Millionen Euro von einem ROI von 137 Prozent und einer Amortisation dieser Investition innerhalb von nur sieben Monaten spricht.

MM: Spricht das Thema Innovationsfähigkeit in Verbindung mit der Roadmap auch für die Power Architektur?
Studzian: Das möchte ich meinen! Die direkte Integration aller SAP HANA Features, wie Fast Restart, Native Storage Extension oder neuer Technologien wie Persistent Memory (das vPMEM ist kostenlos im PowerVM enthalten) die durch die persistente Vorhaltung der Daten im DRAM einen bis zu 17-mal schnelleren Neustart der SAP HANA Umgebung bei geplanten und ungeplanten Ausfallzeiten ermöglicht, sprechen für sich. Und „the next big thing“ steht bereits vor der Tür: Mit bis zu 15 Cores pro Socket (60 Cores pro CEC), 30 Prozent mehr Performance pro Core, bis zu 1 TB/sec Memory-Bandbreite, einer IO-Bandbreite von 576 GByte/sec. mit PCIe Gen5 wird die IBM POWER10 zum neuen Superlativ auf dem Prozessormarkt werden.

MM: Gibt es schon konkrete Funktionalitäten auf der Roadmap, die sich besonders gut im SAP HANA Umfeld auswirken?
Studzian: Wenn man den Gerüchten Glauben schenken mag, wird diese Chip Architektur viele Türen öffnen, die heute noch verschlossen sind. Memory Inception/Memory Clustering, ist eine davon. Dieses erlaubt mehreren POWER10 basierenden Systemen, mehrere Petabytes an Speicher zu teilen. Ob dies auch positive Auswirkungen auf eine SAP HANA Infrastruktur haben wird, muss sich erst zeigen. Denkbar sind viele Szenarien, u. a. die Möglichkeit den nicht verwendeten RAM des Servers A einer LPAR auf dem Server B zuzuordnen. Oder aber auch eine SAP HANA Sandbox mit den CPU-Ressourcen des Servers A, aber den RAM Ressourcen des Servers B zu betreiben. Parallel dazu ermöglichen die o. g. Innovationen auch eine Reduzierung der Betriebskosten. Denn hier schließt sich der Kreis. Weniger Systeme, höhere Auslastung, bei gestiegener Verfügbarkeit bedeuten eins: höheren TCO.

MM: Bei all diesen Vorteilen werden wohl viele an eine Migration auf die Power Plattform liebäugeln. Doch wie riskant ist das für bestehende x86-Anwender?
Studzian: Immer wieder höre ich die Bedenken vieler x86-Kunden, was die Migration auf IBM Power betrifft. Es wäre sehr komplex und risikobehaftet. Diese Bedenken sind unbegründet. Seit der SAP HANA Version 2 ist eine Migration mittels Backup und Restore problemlos möglich. Andere, noch einfachere und zeitsparende Möglichkeit, bietet die SAP HANA Datenbank selbst: Mit Hilfe der SAP HANA System Replication werden die Daten schnell und einfach auf ein virtuelles SAP-System auf einem IBM Power Server übertragen. Sollten Kunden trotzdem eine Unsicherheit verspüren, so können wir als SVA und somit als größter IBM Partner in Europa, die komplette Migration für sie planen und selbstverständlich auch durchführen. Die oben schon erwähnten möglichen Einsparungen beinhalten natürlich auch solch eine Unterstützung.

Rainer Huttenloher

SVA System Vertrieb Alexander GmbH