Lange haben es die IBM i-Fans in Europa und Deutschland gefordert, nun soll es aus USA kommen: Ein Support-Programm um unabhängige Software-Hersteller (ISVs) bei der Migration ihrer Lösungen auf die Power-Architektur zu unterstützen.

„Bei diesem Programm geht es IBM hauptsächlich um die ‚Revitalisierung‘ der bestehenden ISVs – sprich Softwarepartner“, erklärt Simon Porstendorfer. Der als ISV Ecosystem Leader Power Systems für ganz Europa zuständige Manager sieht die primäre Aufgabenstellung darin, den Software-Stack der ISVs in Bezug auf IBM i- und AIX-Funktionalitäten auf den neuesten Stand zu bringen. Damit möchte IBM seine Lösungsarchitektur aufwerten und weiter demonstrieren, dass es sich dabei um eine attraktive Plattform mit großem Zukunftspotenzial handelt.

Mit diesem weltweiten Programm will IBM noch mehr Lösungen für die installierte Basis bieten. Ein Fokus liegt auf Lösungen wie ERP-Systeme für kleinere Unternehmen, die auf Scale-Out-Powersystemen anbieten. Das könnte für die bestehenden IBM i-Anwenderunternehmen eine elegante Alternative zu selbst erstellen und in RPG programmieren Lösungen sein, für die sie womöglich keinen Support mehr haben, weil der oder die Mitarbeiter sich nicht mehr im Unternehmen befinden.

Handlungsbedarf im IBM i- und AIX-Umfeld für Lösungen

Allerdings ist Powerlinux nicht gänzlich ausgeklammert; es können auch ISV mit Linux-Applikationen von dem Programm profitieren. Allerdings sei es laut Porstendorfer bei Anwendungen, die für Linux nativ auf Power konzipiert sind, etwas schwieriger. Denn ein „Open Source ISV“ macht üblicherweise keine Zertifizierung, auf welcher Hardware seine Software läuft. Er gibt lediglich an, dass die Anwendung unter Linux läuft. Das ist ein anderer Ansatz wie bei IBM i oder AIX, denn auf diesen Plattformen sollte der ISV seinen Lösungs-Stack auf der betreffenden Plattform inklusive des Betriebssystems-Stacks auch zertifizieren.

Weltweit wurde seitens IBM entschieden, Ressourcen zu investieren. Allerdings sind derzeit noch nicht allzu viele Leute für diese Thematik hierzulande aktiv, das läuft erst an. „Dass IBM dieses Programm wichtig ist, zeigt auch die personellen Konsequenzen: Mit Gina King gibt es eine weltweit verantwortliche Managerin, die zusammen mit weiteren Spezialisten diese ‚Refokussierung‘ vorantreiben wird“, ergänzt Porstendorfer.

Der Ablauf

Wenn ein ISV vorhat, seine Applikation beispielsweise auf IBM i zu portieren, muss er Kontakt mit dem zuständigen Programm-Manager aufnehmen. Das ist hierzulande Simon Porstendorfer ( porstendorfer@de.ibm.com ). Der stellt dann die Weichen, so dass in IBMs Entwicklungs-Standort Montpellier geklärt werden kann, wie Migration oder Portierung angegangen werden soll. Dazu wird dann im „Know-how-Center“ ein Workshop ausgerichtet, um die Vorgehensweise zu definieren. Bei Bedarf stehen weitere Experten aus IBMs Entwicklungsstandort Rochester zur Verfügung.

Generell gibt IBM seine Ressourcen kostenlos in das Projekt, wird aber keine speziellen Ausgaben des jeweiligen ISVs übernehmen, also keine Reisekosten für deren Programmierer, etc. Doch viel Reisetätigkeit muss in Zeiten von flexiblen Video-Conferencing-Möglichkeiten nicht mehr erfolgen.

Welche Applikationsbereiche zuerst?

IBM möchte zuerst komplette Lösungen forcieren, also die Solution Provider. Das wären Bereiche wie ERP oder CRM. Es geht im ersten Schritt nicht so sehr um Tool-Hersteller, es sei denn, sie bieten Tools für die Software-Modernisierung an. Im zweiten Schritt werden dann auch die Hersteller von Tools angesprochen.

Die weltweit aktiven IBM-Experten kümmern sich um die „First Tier Software“, wie zum Beispiel Oracle/JD Edwards, Infor, die großen Banking-Applikations-Hersteller. Da sind die Alliance-Manager von IBM gefragt, die den engen Kontakt zu diesen Software-Herstellern halten. Aber auch das Einbeziehen von Distributoren ist geplant – dazu stehen mit den großen Distributoren noch spezielle Absprachen an. (rhh)

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