Die Flexibilität eines ERP-Systems zeigt sich an seiner Fähigkeit, die Geschäftsprozesse eines Unternehmens bestmöglich zu unterstützen. Hinsichtlich funktionaler Bandbreite und technologischer Integrierbarkeit stehen leistungsfähige ERP-Plattformen aus der Cloud klassischen On-Premise-Systemen heutzutage in nichts nach – so lautet die Einschätzung von Boris Krstic, Vorstandsvorsitzender der Actindo AG, die er im Interview mit dem Midrange Magazin (MM) vertritt.
MM: Wie kann ein ERP aus der Cloud den Anwenderunternehmen die nötige Flexibilität geben?
Krstic: Auf alle Fälle – da sich der Anbieter um Skalierbarkeit und technische Updates kümmert und dass es bei SaaS-Modellen keine Anfangsinvestition braucht, bekommen viele Anwenderunternehmen sogar mehr Flexibilität. Als bei eine On-Prem-Modell. Möglich sind auch Hybrid-Lösungen aus bestehender ERP-Infrastruktur und einer Digital Operations Plattform aus der Cloud. Durch den Einsatz einer smarten Digital Operations Plattform können auch altgediente und zuverlässige IT-Systeme wie IBM AS/400 oder SAP R/3 eingebunden werden, in gewohnter Funktionalität weiterlaufen – und gleichzeitig flexibel mit modernen E-Commerce-Systemen in der Cloud nahtlos zusammenarbeiten.
MM: Welche Kompetenzen braucht ein Anbieter oder Hersteller von „ERP aus der Cloud“, um die Migration von einem traditionellen ERP-System zu einem Cloud-basierten Ansatz optimal unterstützen zu können?
Krstic: Anbieter Cloud-basierter ERP-Systeme müssen an die IT-Landschaften und Geschäftsprozesse in den Unternehmen einfach andocken können. Sie müssen aus der Cloud eine ERP-Plattform bereitstellen, mit der sich dank intelligentem API-Konzept und leistungsfähiger Middleware alle umgebenden Lösungen zu einem ERP-Ökosystem gut integrieren lassen.
MM: Wie lässt sich das erreichen?
Krstic: Eine Digital Operations Plattform umarmt das traditionelle System und bildet einen Maßanzug für alle notwendigen Anforderungen. So können integrierte ETL- & EDI-Funktionen dafür sorgen, dass Daten automatisiert aus verschiedensten Quellen gelesen, aufbereitet und internen wie externen Zielsystem bereitgestellt werden. Zudem bietet ein leistungsfähiger Enterprise Service Bus und Business Process Manager die Flexibilität und Skalierbarkeit, um künftige Anforderungen schnell und effizient umzusetzen.
MM: Wie sollte man das Thema „Datenschutz und Datensicherheit“ im Kontext eines ERP aus der Cloud angehen – vor allem unter dem Aspekt, dass viele Daten das Land nicht verlassen dürfen?
Krstic: Bei der Auswahl einer ERP-Plattform aus der Cloud müssen Unternehmen sicherstellen, dass ihr Anbieter die Erfüllung geforderter Datenschutzanforderungen wie beispielsweise DSGVO unterstützt und Kundendaten und -systeme nur in deutschen gut gesicherten Rechenzentren hostet. Außerdem hilft systematisches Datenmanagement, Klarheit über die eigenen Unternehmens-, Produkt- und Kundendaten zu behalten. Ein Daten-Hub kann hier nicht nur die Datenhaltung konsolidieren, sondern auch als zentrale Datendrehscheibe fungieren: So lässt sich eine unübersichtliche Zahl von 1:1-Schnittstellen vermeiden und reibungsloser Datenfluss für alle Prozesse sicherstellen.
Rainer Huttenloher