EDI gilt als die Endausbaustufe des elektronischen Datenaustauschs. Weit über E-Mail hinausgehend, gelangen beim Elektronischen Datenaustausch Informationen vollends automatisiert vom Sender- zum Empfängersystem – ohne menschliches Zutun und ohne dass jemand das übermittelte Dokument kontrolliert, eventuell Daten von dort per Hand in das eigene ERP-System überträgt. Im Interview mit dem Midrange Magazin (MM) erläutert Björn Marc Reimann, Vertriebsleiter menten GmbH, welche Vorteile sich daraus ergeben.

MM: Was gehört für Sie zu EDI?
Reimann: Der Begriff EDI umfasst zwei wesentliche Kernbestandteile: Zunächst geht es um die Konvertierung, also um die Wandlung von Formaten. Dokumententypen werden von einem ins andere Format umgesetzt, sodass das gegenüberliegende System sie lesen und verarbeiten kann. Es folgt die EDI-Kommunikation, also die Wahl des geeigneten bzw. gewünschten Übertragungsprotokolls und der eigentliche Versand. Dabei beschreibt EDI den Austausch strukturierter geschäftlicher Daten auf elektronischem Wege zwischen einem Unternehmen und seinen externen Partnern.

MM: Können Sie das verdeutlichen?
Reimann: Ein EDI-Tool bringt Rohdaten, z. B. aus der DB2-Datenbank einer IBM i-Umgebung, in die gewünschten Formate, wie etwa EDIFACT oder XML, und schickt Geschäftsdokumente auf dem passenden Übertragungsweg, beispielsweise AS2 oder FTP, an diverse Empfängersysteme. Mit diesen Funktionen stellt es eine zentrale Austauschplattform für elektronischen Geschäftsverkehr dar.

MM: Und wie unterscheidet sich EDI von Enterprise Application Integration – EAI?
Reimann: Während EDI vornehmlich die Kommunikation zwischen Systemen in unterschiedlichen Unternehmen regelt (also den außerbetrieblichen Datenaustausch), bedeutet EAI die Integration verschiedener Systeme der IT-Landschaft innerhalb eines Unternehmens über eine zentrale Plattform. EAI ist somit der innerbetriebliche Datenaustausch. Ein EAI-System vermittelt multilateral zwischen verschiedenen Softwareanwendungen, in deren Mitte es wie eine Datendrehscheibe sitzt. Es handelt sich also nicht – wie bei herkömmlichen Austauschverfahren – eine um eine 1:1-Beziehung, sondern EAI-Lösungen weisen eine stern- oder busförmige Architektur auf. Ziel der Systemintegration mittels EAI ist eine reibungslose und integrierte Prozessabwicklung.

MM: Kann man das nicht mit einem „Enterprise Service Bus“-Konzept – ESB – verwechseln?
Reimann: Ja, denn darunter versteht man eine Netzwerkarchitektur, die verteilte Dienste in der Anwendungslandschaft eines Unternehmens miteinander verbindet. Es geht ebenfalls darum, Systeme zu integrieren, nur ist – anders als bei EAI – das Datenformat innerhalb einer ESB-Architektur immer einheitlich. Auch von der Struktur her unterscheiden sich beide Ansätze. Bei ESB wird die Übertragung von Daten und die Verbindung von Systemen über ein Bussystem geregelt, EAI-Lösungen hingegen weisen eine „Speichenarchitektur“ auf, auch als „Hub and Spoke“ bezeichnet. Oft wird ESB als Bestandteil von EAI-Systemen und dort für den Datentransport zwischen verschiedenen Systemen eingesetzt.

MM: Welche Vorteile lassen sich nun mit einer EAI realisieren?
Reimann: Die Anzahl von IT-Systemen in einem Unternehmen ist heute umfangreich: Office-Anwendungen stehen neben ERP-Systemen und Spezialsoftware für HR, Lagerverwaltung, CRM usw. Zumeist wurden die Anwendungen nach und nach eingeführt, stammen von unterschiedlichen Herstellern und operieren mit jeweils eigenen Datei- und Datenbankformaten. Innerhalb der Geschäftsprozesslogik eines Unternehmens sind sie jedoch Teile des Ganzen, müssen miteinander agieren und Daten austauschen. Anders ist eine durchgängige Bearbeitung von Geschäftsprozessen nur schwer möglich. Anstatt nun aufwändig Schnittstellen zu programmieren, um die Systeme bilateral kommunizieren lassen zu können, bedient man sich EAI-Architekturen. Diese lassen sich als Vorstufe serviceorientierter Architekturen ansehen.

MM: Was bedeutet das für die Geschäftsprozesse eines Unternehmens, sollten die nicht systemübergreifend funktionieren?
Reimann: In der Tat – ein EAI-System bildet Geschäftsprozesse lösungsübergreifend ab. Unabhängig von welchem Hersteller, in welcher Version, oder mit welcher Sprache programmiert, kommunizieren die Anwendungen über die EAI-Komponente miteinander. Ihr obliegt das Design von Nachrichten, die Umwandlung von Formaten und die gesamte Steuerung der systemübergreifenden Integrationsprozesse. Auch Monitoring-Funktionen gehören natürlich dazu. In diesem Sinne beschleunigt und rationalisiert EAI die Informationsflüsse innerhalb eines Unternehmens.

MM: Wie passen vor diesem Kontext EAI und EDI zusammen?
Reimann: Angesichts der Tatsache, dass sich beide Begriffe – EDI und EAI – thematisch ähneln, sind Überschneidungen nicht selten. Zu ihnen kommt es etwa, wenn das EDI-System Daten an interne Systeme weiterleitet oder extern und interne Daten versendet bzw. empfängt. In diesem Sinne ist auch unsere Lösung, i-effect, mehr als ein reines EDI-Tool, sondern wird auch als EAI-Instrument eingesetzt. Dies zeigt schon seine erweiterte Produktbezeichnung: Wir bieten damit eine Lösung für elektronischen Datenaustausch und Datenintegration auf IBM Power System. Wie eine vollfunktionsfähige EAI-Lösung kann i-effect in alle Richtungen kommunizieren und lässt sich als Datendrehscheibe einsetzen. In diesem Sinne nutzen zahlreiche Kunden das System nicht mehr nur zum reinen EDI-Verkehr, sondern für die Vermittlung zwischen verschiedenen Softwaresystemen in ihrem Unternehmen. (rhh)

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