Die Software-Modernisierung ist eine Aufgabe, die im Umfeld der IBM i einen hohen Stellenwert genießt. Auf Fragen zu dieser Herausforderungen haben fünf Experten Stellung bezogen: Torsten Klinge, Geschäftsführer ML-Software GmbH, Heidi Schmidt, Geschäftsführende Gesellschafterin der PKS Software GmbH, Jörg Hamacher, Geschäftsführer der S.M.Hartmann GmbH,  Andreas Strietholt, Geschäftsführer Task Force IT-Consulting GmbH und Ed Airey, Product Marketing Director for COBOL Solutions bei Micro Focus.

Auf den ersten Blick erscheint es sehr verführerisch, dass Unternehmen Software-Lösungen auf das Abstellgleis schieben, wenn sie mit dieser Applikation nicht mehr zufrieden sind. Einfach auf der „grünen Wiese“ neu anfangen – doch ist das wirklich und in allen Konstellationen der richtige Weg? Bei genauerer Betrachtung zeigt sich eine komplett andere Situation, denn es sprechen viele Gründe sprechen dafür, bestehende Software zu modernisieren anstatt sie auszumustern.

Quelle: PKS Software GmbH

Heidi Schmidt, Geschäftsführende Gesellschafterin der PKS Software GmbH

Für Heidi Schmidt ist der Handlungsbedarf an folgenden Gegebenheiten sehr gut erkennen: „Es geht um die zunehmenden Kommunikations-Schwierigkeiten zwischen Technik und Business. Dazu kommt noch die aus Business-Sicht zu langsame Umsetzung neuer Funktionalität. Des Weiteren sind noch Trends in der Branche in die Richtung ‚Standard-Plattformen und -Marktplätze‘ zu nennen. Erschwert wird es zudem durch die Probleme, neue Mitarbeiter für IT und Fachbereich zu finden.“ Dennoch ist die Geschäftsführende Gesellschafterin der PKS Software der Meinung, dass gute Gründe für eine Modernisierung als bessere Alternative gegenübereiner „Ausmusterung“ sprechen:

„Wenn die bestehende Software die Kernprozesse abdeckt und die Basis für die USPs des Unternehmens im Markt bildet, ist eine Ausmusterung dieser Lösung keine gute Idee, zumal viele Firmen ihre bestehende Individualsoftware als Key Differentiator gegenüber den Mitbewerbern ansehen. Des Weiteren gelte es, den technischen Zustand zu ermitteln – etwa über ein Software Assessment – und wenn das ein vernünftiges Rating zwischen 3,5 und 4 gemäß Software-QA-Metrik aufweist, könne nach wie vor auf die bestehende Lösung vertraut werden. „Aber auch wenn ein Unternehmen Investitionskosten in die Kernanwendung schrittweise, im Laufe mehrere Jahre tätigen und bereits getätigte Investitionen weiterverwenden möchte, ist das bestehende System eine gute Entscheidung.

Quelle: Task Force IT-Consulting GmbH

Andreas Strietholt, Geschäftsführer Task Force IT-Consulting GmbH

Ablöseversuche sind oft gescheitert

„Bei unseren Kunden haben wir schon viele gescheiterte Ablöseversuche altbewährter Anwendungen verzeichnen können, nicht nur in Richtung SAP. Der Hauptgrund dafür ist, dass sich die alten eingespielten Prozesse nicht mal einfach so ersetzten lassen können“, führt Andreas Strietholt aus. „In den meisten Fällen sind die Komplexität und das Zusammenspiel dieser Prozesse den Mitarbeitern nicht wirklich bewusst. Ein Schritt in Richtung Modernisierung ist bei dem richtigen Konzept mit einem deutlich geringeren Aufwand und auch Risiko zu bewerten, da man hier modular vorgehen kann.“

„Eine Modernisierung baut auf vorhandenen Ressourcen auf und ermöglicht einen schrittweisen Übergang zu neuen Technologien“ so skizziert Jörg Hamacher die Ausgangssituation. „Unternehmen haben über Jahrzehnte hinweg erheblich in ihre Software investiert und den Geschäftsbetrieb optimiert. Bei der Modernisierung werden diese Investitionen gesichert, die bewährte Geschäftslogik bleibt unberührt, während die Anwendung zeitgemäß erneuert wird. Wenn also bestehende Anwendungen immer noch einen Nutzen für den Geschäftsbetrieb bringen, dann ist Modernisierung angeraten.“

Quelle: S.M.Hartmann GmbH

Jörg Hamacher, Geschäftsführer der S.M.Hartmann GmbH

Der Umstieg auf ein anderes System hingegen zwingt dazu, so Hamacher, wertvolle Vermögenswerte aufzugeben und birgt zugleich ein enormes Kostenrisiko, wenn es nicht gelingt, zentrale Punkte, wie zum Beispiel die Kompatibilität der neuen Software mit den vorgegebenen Prozesse, schon im Vorfeld der Migration eindeutig zu analysieren und zu klären. „Wenn hier die Hausaufgaben nicht oder nicht richtig gemacht werden, ist die Folge ein finanzielles und organisatorisches Fiasko. Das haben in letzter Zeit einige Firmen erleben müssen“, ist Hamacher überzeugt.

Alles bleibt in sicheren Bahnen

In das Plädoyer für die Altanwendungen stimmt auch Torsten Klinge ein: „Die bestehende Lösung hat sich bereits viele Jahren erfolgreich bewährt und ist in dieser Zeit zum verlässlichen Rückgrat der Unternehmen gereift. Auch sind die Anwender mit den Funktionen und der Bedienung vertraut, sodass alle Prozesse in sicheren und geordneten Bahnen laufen. Diese Leistungsfähigkeit und Stabilität der vorhandenen Anwendungen zu bewahren und zu modernisieren sowie zukunftsfähig zu gestalten und weiterzuentwickeln ist eine nachhaltige, risikoarme, kostengünstige und zeitsparende Strategie.“

Quelle: ML-Software GmbH

Torsten Klinge, Geschäftsführer ML-Software GmbH

Doch nach seiner Einschätzung müsse man nicht auf ein modernes „Outfit“ verzichten: „Dank Technologien wie z.B. iNow bieten modernisierte IBM i-Lösungen einen essentiellen Mehrwert durch optimierte Informationsbereitstellung, funktionale Erweiterungen zur Effizienzsteigerung, Schnittstellen für Prozessautomatisierung, Integration und Steuerung externer Hard-/Software und vieles mehr.“

Daher bedeute es, diese stabile Basis „auszumustern“, eine doppelte Verschwendung: „Getätigte Investitionen, vorhandenes Wissen und individuelle Wettbewerbsvorteile werden einfach weggeworfen und zudem sind neue Investitionen in vielfacher Höhe sind erforderlich, um diese Lücke wieder zu schließen, wobei Zeitaufwand und Erfolgsrisiko erschwerend hinzukommen.“

„Einige der nützlichsten heutigen Technologien basieren auf althergebrachten Ideen. Wenn ein IT-System 40 Jahre alt ist, dann bedeutet das auch, dass darin 40 Jahre Erfahrung stecken. In einer digitalen Welt, in der ständiger Wandel herrscht, ist die Kombination aus Innovation und Zuverlässigkeit unverzichtbar“, führt Ed Airey aus.

Quelle: Micro Focus

Ed Airey, Product Marketing Director for COBOL Solutions bei Micro Focus

Für den Product Marketing Director for COBOL Solutions bei Micro Focus hat es sich gezeigt, dass ein moderner pragmatischer Ansatz dabei unumgänglich ist: „Daher ist eine sollte bei einer IT-Systemtransformation auf Modernisierung gesetzt werden.“

Der erste Schritt lautet nach seiner Ansicht, die bestehenden Systeme zu verstehen: „Nach dieser Bestandsaufnahme sollte ein klarer Modernisierungsplan formuliert und dokumentiert werden. Digitale Transformation ist ein Prozess, der immer auf den vorigen Schritten und Investitionen aufbaut.“ So sollten auch Unternehmen an diese Aufgabe herangehen – so Airey weiter: „Tatsächlich weisen aktuelle Untersuchungen von IDC darauf hin, dass 65 Prozent der Unternehmen bis 2023 ihre Kerngeschäftssysteme modernisieren werden, anstatt eine Rip-and-Replace-Strategie zu verfolgen und Legacy-Systeme komplett auszumustern. Die meisten Unternehmen erkennen inzwischen, dass ein anderer Transformationsansatz erforderlich ist, um digitale Erfolge zu erzielen und wettbewerbsfähig zu bleiben.“ (rhh)

Micro Focus

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