Speziell im IT-Bereich macht sich der Fachkräftemangel immer stärker bemerkbar. Dabei erfordern dringliche Themen wie Automatisierung, Industrie 4.0, IoT, künstliche Intelligenz und Big Data gerade jetzt neue und größere Investitionen. Insbesondere mittelständische Unternehmen im deutschsprachigen Raum sind stark vom Fachkräftemangel betroffen. Daher suchen Firmen nach wie vor auch weltweit nach geeigneten Fachkräften.

Bekanntlich hat sich Indien im IT-Bereich als einer der Weltmarktführer etabliert. Nahezu alle größeren Softwarehäuser haben heutzutage Entwicklungszentren in Indien. Zudem kommen dort pro Jahr mehr als 300.000 Absolventen aus IT-Akademien neu auf den Markt. Indien ist damit der größte Brainpool für IT-Spezialisten weltweit. Aber kann Indien auch für einen Mittelständler eine praktikable Lösung sein? Welche Möglichkeiten gibt es? Wie sollte man vorgehen und was kostet das?

Günter Wiskot, Gründer und langjähriger Vorstand der Ettlinger command-Gruppe, kommt seit 45 Jahren nach Indien und ist dort Mitinhaber von Heidelsoft Technologies. Seine deutsche Firma BLAFOC Black Forest Consulting betreut für Heidelsoft die Kunden im deutschsprachigen Raum und bietet unterschiedliche Konzepte an, um mit Hilfe indischer IT-Spezialisten dem Fachkräftemangel im deutschsprachigen Raum zu begegnen.

Klassisch: Projekt-Outsourcing mit Freelancern

Für kleinere Projekte oder Teilprojekte mit einem überschaubaren Zeithorizont von bis zu einem Jahr bietet sich auch in Indien ein Outsourcing an Freelancer an. Das Heidelsoft-Recruiting-Team hat Zugriff auf einen Pool erfahrener und qualifizierter Freelancer, die auf Wunsch auch die moderne und ausfallsichere Infrastruktur von Heidelsoft nutzen können, wodurch sehr kurzfristige Reaktionen auf Anforderungen möglich sind. Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass nach Projektabschluss kein fester Ansprechpartner mehr zur Verfügung steht. Im Falle später auftretender Komplikationen oder Zusatzanforderungen sind die zuständigen Entwickler dann in der Regel anderweitig beschäftigt und stehen nicht mehr oder nur unzureichend zur Verfügung.

Die Bluecard-Lösung

Wenn Personal gesucht wird, das zwingend vor Ort beim Kunden sein muss, dann bietet es sich an, Mitarbeiter aus Indien direkt in Deutschland oder Österreich einzustellen. Mittels Bluecard geht das inzwischen recht problemlos. Hierzu benötigt man jedoch für die Findung und Anwerbung einen zuverlässigen Partner vor Ort in Indien, der in der Lage ist, die europäischen Anforderungen an die Stelle zu verstehen. Bei der Ausschreibung der Stelle in Indien muss dann klar sein, dass die Bewerber die Bereitschaft haben, langfristig (ggf. sogar mit Familie) auszuwandern. Zudem sind hier auch Gehälter auf europäischem Niveau zu bezahlen. Dazu kommen noch einmalige Kosten für Flüge, Visabeschaffung und ggf. Umzugskosten.

Damit stellt sich auch gleich die Frage: Was passiert, wenn sich während der Probezeit herausstellt, dass der neue indische Mitarbeiter doch nicht den Ansprüchen genügt? Hierfür bietet BLAFOC optional an, dass der Kandidat während der Probezeit zu günstigen indischen Konditionen von Indien aus remote tätig wird. Erst nach Ende der Probezeit entscheidet sich dann, ob die Umsiedlung erfolgt oder ob eventuell ein anderer Kandidat zum Zuge kommt.

Die langfristige Lösung: Dedicated Staffing

Die preisgünstigste und zugleich langfristige Lösung ist das „Dedicated Staffing“. Hierbei handelt es sich quasi um Arbeitnehmerüberlassung von Indien aus. Dieses Modell funktioniert wie eine eigene Niederlassung in Indien, jedoch ohne den bürokratischen Overhead eines eigenen Unternehmens. Der Kunde bekommt ein eigenes langfristiges und fest angestelltes Team, das von Indien aus remote arbeitet und Teil der IT-Abteilung ist. Der Kunde übermittelt dabei zunächst möglichst detaillierte Stellenbeschreibungen an BLAFOC.

Der Partner sucht mit deren Hilfe in seinem Netzwerk in Indien die passenden Kandidaten und kümmert sich ggf. auch um die Anpassung der Ausschreibung wie etwa eine Übersetzung ins Englische und, falls erforderlich, eine Regionalisierung der Ausschreibung. Dann wird eine Vorprüfung der eingegangenen Bewerbungen vorgenommen.

Sehr hilfreich ist hier, wenn der Kunde dafür bereits einen Test zur Verfügung stellt, den die Bewerber bestehen müssen. Zudem werden erste Gespräche mit den Bewerbern geführt, um zu prüfen, ob deren Englisch auch hierzulande gut verstanden wird. Von den geeigneten Bewerbern/Bewerberinnen werden anschließend die Profile an den Kunden übermittelt. Bis zu diesem Zeitpunkt ist alles unverbindlich und kostenlos. Erst wenn der Kunde sich entscheidet, mit einem oder mehreren Bewerbern via Videokonferenz ein Einstellungsgespräch zu führen, muss vorher ein Vertrag mit BLAFOC in Deutsch nach deutschem Recht abgeschlossen werden.

Das Einstellungsgespräch führt der Kunde dann unter Moderation des perfekt deutsch sprechenden Partners bei Heidelsoft über rein technische Angelegenheiten. Erst wenn der Kunde zu dem Schluss kommt, dass der Bewerber geeignet ist und eingestellt werden soll, wird das Recruiting-Team von Heidelsoft Verhandlungen zu Gehalt und möglichem Arbeitsbeginn führen. Das Ergebnis erhält der Kunde via E-Mail. Akzeptiert er das Verhandlungsergebnis, schließt Heidelsoft für den Kunden einen dauerhaften Arbeitsvertrag mit dem Bewerber.

Englisch und Kommunikation

All die oben genannten Erwägungen setzen eine gute Kommunikation in englischer Sprache voraus. Selbst bei der Bluecard-Lösung lernt der Mitarbeiter in der Regel erst im Ankunftsland die dort gesprochene Sprache, und auch dies dauert seine Zeit. Außerdem befürchten viele Firmen bei den Outsourcing-Modellen, dass die Kommunikation derart aufwendig wird, dass der Kostenvorteil kaum noch eine Rolle spielt.

Die Erfahrung zeigt jedoch, dass diese Befürchtung meist unbegründet ist. Wenn man sich einer agilen Entwicklungsmethodik bedient, entfällt die bei einem Outsourcing auf Werkvertragsbasis erforderliche aufwendige Projektbeschreibung in englischer Sprache. Tägliche Scrum-Sessions bedeuten weniger Aufwand und mehr Flexibilität sowie eine bessere Kontrolle. Für Kunden mit wenig Erfahrung im Englischen bietet BLAFOC zudem an, einen erfahrenen und gut englisch sprechenden deutschen Scrum-Master zur Verfügung zu stellen, der die tägliche Kommunikation mit dem Team übernimmt und regelmäßig ins Haus kommt, um Projektfortschritt und weiteres Vorgehen zu besprechen.

Grundsätzlich empfiehlt sich zu Beginn eines Engagements in Indien bzw. mit Indern ein Cultural Training. In diesem Training werden Grundkenntnisse zu Indien, indischer Kultur und indischen Verhaltensweisen übermittelt, die später Missverständnisse vermeiden helfen.

Für wen eignet sich das „Modell Indien“?

Waren bisher vor allem Softwareunternehmen, Systemhäuser oder Web-Agenturen klassische Arbeitgeber von IT-Fachkräften, so sind heute – bedingt durch die Digitalisierung, Automatisierung, IoT, künstliche Intelligenz, Big Data usw. – auch klassische Industrieunternehmen potenzielle Kunden dieses Modells. Bei Heidelsoft arbeiten Mitarbeiter auch für Maschinenbauer oder ein großes internationales Bauunternehmen.

Das Modell eignet sich aber nicht nur für Programmierer. Praktisch sämtliche sogenannten IT-enabled Services können mit diesem Modell abgedeckt werden. Dazu gehören Bild- und Videobearbeitung, Auswertungen aller Art, Übersetzungen, Erstellung von englischsprachigen Handbüchern und Bedienungsanleitungen etc. Da Heidelsoft in einer „Special Economic Zone“ (SEZ) angesiedelt ist, kommen hier selbst „Embedded-Programmierungen“ in Frage, also hardwarenahe Programmierungen, bei denen ein Stück Hardware nach Indien geschickt, dort programmiert und wieder zurückgesendet wird. Hierbei entfällt durch die bevorzugte Lage im SEZ eine aufwendige Zollabfertigung, da ein SEZ quasi als exterritoriales Gebiet betrachtet wird.

Heidelsoft Technologies Pvt. Ltd.

www.heidelsoft.de

BLAFOC Black Forest Consulting GmbH

www.blafoc.de