Herkömmliche Unternehmen mit ihren hierarchischen Strukturen müssen einen großen Wandel durchmachen, wenn die Digitalisierung gelingen soll. Manfred Lackner, Vorstandsvorsitzender der PROFI Engineering Systems AG, erläutert im Interview mit dem Midrange Magazin (MM) wie Digitalisierungsprojekte gelingen können, und welche Vorteile sich daraus ergeben.

MM: Welche Vorteile verspricht eine durchgängige Digitalisierung eines Unternehmens?
Lackner: Bei einer durchgängigen Digitalisierung sind alle Prozesse, Produkte und Services eines Unternehmens in einem digitalen Zwilling vollständig abgebildet. Dadurch stehen in Echtzeit alle Informationen zur Verfügung und können automatisiert und mit Hilfe von KI verarbeitet werden, um die Produkte und Services optimal an den Kundenbedürfnissen auszurichten. Die Produkte und Services selbst sind im hohen Maße digital und flexibel kundenspezifisch parametrisierbar.

MM: Vor welchen besonderen Herausforderungen stehen Unternehmen durch die Digitalisierung?
Lackner: Die Herausforderungen der Unternehmen bei der Digitalisierung lassen sich grob in drei Bereichen zusammenfassen. Dabei kommt zuallererst die Kultur: Herkömmliche Unternehmen sind nach dem tailoristischen Prinzip hierarchisch organisiert. Ein digitales Unternehmen erfordert flache Hierarchien mit offener Kommunikation und Fehlerkultur. Eigenverantwortliches Handeln und größtmögliche Entscheidungsfreiheit sind notwendig, um in Produktentwicklung und Prozessverbesserung schnell Mehrwerte für den Kunden zu schaffen. An zweiter Stelle verorte ich die Technologie, denn mit der Digitalisierung müssen zahlreiche neue Technologien durch die Unternehmen evaluiert und eingeführt werden. Dazu zählen u. a. IoT, Cloud, KI, Echtzeit-Datenbanken, Blockchain. Nicht alle Technologien sind für alle Unternehmen gleichermaßen relevant, aber die meisten sind für sie neu.

MM: Und der dritte Bereich…?
Lackner: Das sind die Skills und Methoden. Mit den neuen Technologien geht der Bedarf an neuen Skills einher. Hier ist besonders der Bedarf an Softwareentwicklern hervorzuheben. Aber neben den Technologie-Skills werden auch neue Methoden wie Scrum, DevOps, DesignThinking benötigt. Das Know-how dafür ist in vielen Unternehmen noch nicht ausreichend vorhanden.

MM: Welche Strategie erweist sich bei der Digitalisierung als besonders erfolgversprechend?
Lackner: Die Digitalisierung eines Unternehmens kann nur in einem kontinuierlichen Transformationsprozess gelingen. Selbst Digital-born-Companies entwickeln ihre Produkte, beginnend mit einem MVP (Minimal Viable Product) iterativ, indem sie sie ständig im Hinblick auf Kundenanforderungen verbessern. Jedes Digitalisierungsprojekt sollte vom Kunden her gedacht werden und in einem agilen Ansatz durchgeführt werden. Dabei ist es wichtig, kurze Feedbackschleifen einzubauen, um im Sinne von ‚fail fast‘ schnell gegensteuern zu können.

MM: Wie wichtig ist eine durchgängige Digitalisierung – ohne Nahtstellen?
Lackner: Erst bei einer durchgehenden Digitalisierung sind Prozesse und Services ohne Medienbrüche und manuelle Intervention möglich.

MM: Welche Anforderungen ergeben sich daraus für Systemintegratoren?
Lackner: Die überwiegende Anzahl der Unternehmen sind keine Digital-born-Companies. Die Digitalisierung ist für sie ein Transformationsprozess. Um die Kunden in diese Transformation zu begleiten, ist es für Systemintegratoren von Vorteil, wenn sie sowohl mit den bestehenden Systemen vertraut sind, als auch bei der Digitalisierung unterstützen können. Dazu werden neue Fähigkeiten benötigt, über die ein klassisches Systemhaus in der Regel nicht verfügt.

MM: Wie stellt sich PROFI AG als Systemintegrator für die Digitalisierung auf?
Lackner: Wir bei der PROFI AG haben unser Portfolio in den letzten Jahren konsequent ausgebaut, um die Anforderungen unserer Kunden für die Digitalisierung zu bedienen. Insbesondere unser Beratungsangebot für Agile Methoden, Softwareentwicklung, DevOps, Security, Cloud, KI, Big Data und Digital Workplace haben wir beträchtlich verstärkt. Wir haben unser gesamtes Angebotsspektrum in einer digitalen Agenda zusammengefasst und miteinander vernetzt.

MM: Was ist die die digitale Agenda der PROFI AG?
Lackner: Die digitale Agenda der PROFI adressiert vier Ebenen der digitalen Transformation und beinhaltet ein ausgereiftes Angebot von Managed Services, um unsere Kunden bei dem Betrieb ihrer digitalen Infrastruktur zu unterstützen. Als erste der vier Ebenen ist die Datacenter Transformation zu nennen. Sie befasst sich mit der Transformation von klassischen 3 Tier on premise Data Center Architekturen in eine hybride Multi-Cloud Architektur, die in einem hohen Maße virtualisiert und automatisiert ist. In dieser Architektur lassen sich Workloads, Apps und Daten flexibel betreiben und schnell bereitstellen. Als weitere Ebene kommt die Security Transformation ins Spiel: In einer hybriden Multi-Cloud Architektur, in der der einfache Zugang zu Anwendungen und Daten von beliebigen Endgeräten möglich ist, entstehen neue Anforderungen an Security Konzepte, Architekturen und Technologien. Das erfordert die Transformation von bestehenden Security Lösungen in eine für die Digitalisierung befähigte Security Infrastruktur.

MM: An welche Ebenen denken Sie noch?
Lackner: Die Application Transformation ist sehr wichtig, denn der Kern der Digitalisierung von Prozessen, Produkten und Services ist die Entwicklung und Bereitstellung von geeigneter Software. Das hat zur Folge, dass heute nahezu jedes Unternehmen mit Softwareentwicklung konfrontiert wird. Die Entwicklung von Software hat sich im Rahmen der Digitalisierung radikal verändert. Hier kommen agile Methoden, DevOps und offene Plattformen wie OpenShift zum Tragen. Und als vierte Ebene sehe ich noch die Workplace Transformation: Auch der Arbeitsplatz ändert sich im Zuge der Digitalisierung. Daten und Anwendungen müssen auf beliebigen Endgeräten verfügbar sein und der Kreis der Anwender geht über die Unternehmensgrenzen hinaus.

Rainer Huttenloher

PROFI Engineering Systems AG