Technologien wie Virtual, Augmented oder Mixed-Reality sind seit einigen Jahren im Trend. Bisher kommen sie primär in der Gaming- und der Industriebranche, dort zum Beispiel für die Wartung und Instandhaltung, zum Einsatz. Doch Firmen erkennen zunehmend die weiteren Vorteile der Technologien.

Nicht zuletzt ausgelöst durch die umfassende Ausbreitung des Coronavirus mussten sich Unternehmen in kürzester Zeit überlegen, wie sie interne Prozesse und Collaboration team- und standortübergreifend abbilden können – Home Office inklusive. XR Collaboration Tools erweisen sich als gute Alternative zu bisher bekannten Plattformen, wie Teams oder Zoom, um virtuell zusammen zu kommen.

Immersion schafft Nähe und Effizienz

Im Vergleich zu klassischen Videokonferenzen wird mithilfe von XR Collaboration-Technologie ein stärkeres Gefühl der Nähe und eines „Team“-Seins geschaffen: Die Teilnehmer befinden sich gemeinsam in einem virtuellen Raum und nehmen sich selbst und andere als Avatare wahr. Sie können sich wie in einem physischen Raum bewegen, sich beispielsweise in Kleingruppen aufteilen, gemeinsam an einem Whiteboard arbeiten oder vor dem Team eine Präsentation halten.

Die Technologie überträgt und imitiert dabei sowohl Gestik und Mimik als auch Augen- und Mundbewegungen. Das schafft eine Immersion, durch die eine intensivere soziale Nähe hergestellt und ein angenehmeres und zugleich effizienteres Zusammenarbeiten möglich wird als beim Screensharing. Nutzer „tauchen“ quasi komplett in das Meeting ein. XR Collaboration eignet sich daher besonders für Team-Meetings, Scrum-Meetings wie Retrospektiven, Workshops, Trainings und Schulungen oder auch (Networking-) Events, die virtuell stattfinden sollen oder müssen.

Wann Virtualität besser als die Realität ist

Für einige Collaboration-Prozesse, wie etwa Konstruktions- und Designprozesse, funktioniert sogar der virtuelle Raum besser als die reale Welt. Modelle und Konstruktionen werden in der (analogen) Realität an einem 2D-Bildschirm entworfen. In XR hingegen können die Teilnehmenden diese nicht nur in 3D darstellen, sondern auch mit einem 3D-Stift direkt gemeinsam am Modell arbeiten, dieses drehen und wenden sowie skalieren.

Bei Produktpräsentationen größerer, nicht tragbarer Anlagen, macht XR Collaboration allen Beteiligten das Leben leichter. In der Augmented Reality (AR)-Umgebung lässt sich jede noch so große Maschine mühelos von einer Ecke der Fabrikhalle in die andere bewegen, um den perfekten Standort ausfindig zu machen. Sie lässt sich gut skalieren, Komponenten können individuell angepasst werden und es ist einfacher, sich die Maschine und die Anpassungen in der Realität vorzustellen, wenn das Modell in 3D und nicht auf einem 2D-Bildschirm präsentiert wird. Dies erleichtert Auswahl- und Planungsprozesse enorm.

Technische Voraussetzungen für XR Collaboration

Die virtuelle Zusammenarbeit setzt nicht nur eine entsprechende (geistige) Offenheit gegenüber solch neuen Ansätzen voraus, sondern bedarf natürlich auch einer gewissen technischen Ausstattung. Diese kann auf verschiedene Weisen vorliegen. Für die meisten Applikationen lohnt sich Hardware-seitig eine Oculus Quest für Virtual Reality (VR). Für andere Anwendungen im Enterprise-Bereich kann die HoloLens 2 für Augmented oder Mixed Reality (MR) eingesetzt werden. Eine reine Desktop-Applikation ist ebenfalls möglich, erzeugt aber nicht ganz denselben Effekt wie mit einer Brille.

Ob ein Unternehmen sich nun für eine VR- oder eine AR-Darstellung entscheiden sollte, ist vom Anwendungsfall abhängig, der damit unterstützt werden soll. Geht es beispielsweise um die Darstellung von Objekten in einem Raum, ist der Einsatz von AR-Technologie passender, da diese Größenverhältnisse besser abbilden kann. VR erzeugt wiederum ein völlig anderes Erlebnis beim Nutzer – die Umgebung wird dabei gar nicht oder kaum noch wahrgenommen und ermöglicht dadurch ein vollständigeres „Eintauchen“ in die Situation.

Gut für die Umwelt

Das Industrieunternehmen Schwan Cosmetics hat es vorgemacht und unter Einsatz einer AR-Brille für die Fernwartung von Maschinen zig Geschäftsreisen gespart. Selbiges gilt für die Zusammenarbeit in XR für andere Bereiche, wie beispielsweise Schulungen oder Trainings: Viele Geschäftsreisen – die ohnehin aktuell schwierig sind – werden damit obsolet. Das tut nicht nur der Umwelt gut, sondern stellt auch ein großes Einsparpotenzial – sowohl in Bezug auf Reisekosten als auch Reisezeit – dar. Natürlich muss nicht jedes Meeting in VR oder AR stattfinden. Ob XR Collaboration für das eigene Unternehmen generell sinnvoll und welche die richtige Lösung ist, hängt stark von den individuellen Anforderungen ab.

XR-Technologien werden ständig weiterentwickelt und verbessert, sodass immer weitere Einsatzszenarien möglich werden. Vor der Einführung von XR Collaboration Tools sollten sich Unternehmen daher immer über die aktuellen Möglichkeiten informieren und sich bei der Auswahl und Implementierung von Experten unterstützen lassen.

Rafaela Sieber ist „Fachteamlead“ im Bereich Augmented und Virtual Reality (AR/VR) bei T-Systems Multimedia Solutions.

T-Systems Multimedia Solutions