Die Power Systeme von IBM kombinieren hohe Performance und Flexibilität, Ausfallsicherheit sowie niedrigen TCO. Mit dem Power Linux-Betriebssystem eignen sie sich als Infrastrukturplattform für den Betrieb von SAP HANA Datenbanken sowie für HANA-basierte Anwendungen. Allerdings halten sich immer noch hartnäckige Mythen rund um SAP HANA on Power – Peter Kindiger, System Engineer bei Tech Data, klärt diese im Interview mit dem Midrange Magazin (MM).

MM: Warum sollten IBM Power Server – so die verbreitete Meinung – nicht so recht zu SAP HANA passen?
Quelle: Tech DataKindiger: Als SAP HANA 2010 erstmals als neue Technologie vorgestellt wurde, ließ sich die In-Memory-Technologie ausschließlich auf bestimmten und fest konfigurierten Intel-Rechnern betreiben. SAP bezeichnete diese Kombinationen als „Appliances“, die von dem Walldorfer Unternehmen validiert und zertifiziert sein müssen. Diese Marktsituation gehört aber schon lange der Vergangenheit an. SAP und IBM unterhalten seit 2015 eine enge und intensive Technologie-Partnerschaft. Die IBM Power8- und Power9-Systeme sind speziell für die Verarbeitung datenintensiver Workloads – wie bei SAP HANA – konzipiert. Die gesamte Power-Plattform ist für HANA zertifiziert, wobei das Prinzip „Once and for all“ gilt.

MM: Was bedeutet dieses Prinzip?
Kindiger: So wird vermieden, dass jeder Server einzeln zugelassen werden muss und auch kleinste Änderungen einen eigenen Zertifizierungsprozess bedürfen. Genau dies ist bei Appliances der Fall. Mittlerweile gibt es zudem nur eine Entwicklungslinie für beide Plattformen. Der Code für HANA on Power und für Intel ist identisch, und die Release-Zeiten sind simultan.

MM: Welche Vorteile haben „normale Server“ gegenüber einer Appliance?
Kindiger: Im Gegensatz zu dem starren Appliance-Ansatz, der wenig Spielraum für individuelle Anpassungen lässt, setzen die Power Systeme auf maximale Konfigurationsflexibilität. Dafür besitzen sie mit PowerVM eine leistungsstarke, integrierte Virtualisierungssoftware, die SAP-zertifiziert ist. Damit ist es möglich, die Rechenkapazitäten auf die virtualisierten Server granular und dynamisch zu verteilen. Dies erlaubt es Anwendern, schnell und flexibel auf sich ändernde Projektvorgaben und die damit verbundenen schwankenden Workloads zu reagieren. Und gleichzeitig sind die Hardwareressourcen komplett nutzbar. Dauerhafte Auslastungen von 80 bis 90 Prozent sind keine Seltenheit. Außerdem können HANA-Instanzen mit herkömmlichen Workloads auf ein und demselben Server gemischt werden.

MM: Sind IBMs Power-Server für SAP HANA teurer als x86-basierte Lösungen?
Kindiger: Die Kostenbetrachtung zweier Systeme beinhaltet immer auch einen Vergleich von Performance und Funktionalität. Während Intel mit seinem Allzweckprozessor den Gesamtmarkt adressiert, hat IBM mit Power die Enterprise-Welt mit ihren hohen Ansprüchen an Leistung und Zuverlässigkeit im Fokus. Entsprechend besitzen Power8 und Power9 im Vergleich zu Intel x86 viermal mehr Memory-Bandbreite, fünfmal mehr Cache sowie eine deutlich bessere Performance – immerhin der Faktor zwei pro Core im Benchmark bis zu Faktor vier bei realen Kunden-Workloads. Weiterhin stuften die Marktanalysten von IDC bereits 2016 die Power Systeme in die höchste Kategorie der Fehlertoleranz ein, das Availability Level 4. Dies entspricht einer Ausfallsicherheit von 99,99 Prozent. Die Power-Server mögen zwar in manchen Fällen gegenüber Intel x86 als Einzelkomponenten teurer sein, aber bei den Gesamtkosten während des Betriebs liegen sie klar besser – und wer bereits eine Power8- oder Power9-Maschine nutzt, kann ohne größere Investitionen mit SAP HANA in einer Partition starten.

MM: Wie ist es um den Aufwand bestellt, wenn man Power-Server installieren und betreiben muss – haben die Intel-basierten System da einen Vorteil?
Kindiger: Eher nicht – IBMs integrierte Virtualisierungslösung PowerVM hilft dabei, den Rechenzentrumsbetrieb zu vereinfachen. Zum einen sorgt sie für eine Workload-Konsolidierung auf weniger Servern, was das Management der Infrastruktur erheblich vereinfacht. Zum anderen haben Anwenderbefragungen ergeben, dass mit PowerVM SAP HANA schneller bereitgestellt werden kann. Generell ermöglichen Power-Server den Mischbetrieb von klassischen SAP-Anwendungen auf relationalen Datenbanken mit SAP HANA-Anwendungen. Dies verhindert die Bildung von isolierten Umgebungen und senkt gleichzeitig den Management-Aufwand. Und zudem reduziert die hohe Verfügbarkeit und Stabilität der Power Systeme den Implementierungs- und Wartungsaufwand.

MM: Wie aufwändig gestaltet sich die Migration auf „SAP HANA on Power“?
Kindiger: Der Wechsel von x86 auf Power Systeme lässt sich über Backup/Restore oder die SAP HANA System-Replizierung vollziehen. Anstelle einer Endian-Conversion, lässt sich die Datenmigration über „Little Endian“ durchführen, was den gesamten Prozess weiter vereinfacht. Entsprechend ist heute bereits die Hälfte der aktuellen SAP HANA on Power-Kunden ehemalige x.86-Anwender. Zudem ermöglicht der Mischbetrieb aus HANA- und Nicht-HANA-Umgebungen die einfache Migration von klassischen SAP-Umgebungen auf die In-Memory-Technologie – und zwar unter Beibehaltung und Nutzung vorhandener Memory- und Prozessorkapazitäten. Zusätzlich zu den Hardware- und Software-Angeboten gibt es bei IBM über auch-Beratungsservices. Speziell für die Einführung oder Migration von HANA-Anwendungen bieten die IBM Services ein Impact Assesment und weitergehende Migrationsdienstleistungen an.

MM: Wie sieht es mit Referenzkunden zu „SAP HANA on Power“ aus?
Kindiger: Seit dem Marktstart im zweiten Halbjahr 2015 setzen bereits mehr als 3.800 Kunden weltweit auf IBM Power Systeme als Infrastrukturkomponente für SAP HANA. Laut aktuellen Analysten-Daten und IBM-Schätzungen beträgt der Power-Anteil an der SAP HANA-Serverinfrastruktur zirka 25 Prozent, mit steigender Tendenz: SAP HANA on Power ist das schnellste Roll-out einer neuen Technologie im Rahmen des SAP-Markteinführungsprogramms, das sogenannte SAP Ramp-up Program. Zu den Kunden gehören bekannte Cloud-Anbieter, viele Service-Provider sowie Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen und in unterschiedlichster Größe. Was Bände spricht: Auch die SAP-eigene Cloud-Lösung, die HANA Enterprise Cloud, baut auf IBM Power Systeme.

Rainer Huttenloher

Tech Data