Schutz vor modernen Cyber-Bedrohungen bedarf eines tiefgehenden Verständnisses von Angriffspfaden. Hier kommt das Attack Path Management (APM) ins Spiel.

Über die Jahre hinweg verließen sich Unternehmen weitgehend auf Penetrationstests, um potenzielle Schwachstellen zu identifizieren. Angesichts der stetig wachsenden Komplexität und Raffinesse von Cyber-Angriffen ist es jedoch entscheidend, dass die Verteidigungsstrategie kontinuierlich, systematisch und vor allem präventiv ausgerichtet ist. Beim Konzept des „Attack Path Managements“ (APM) handelt es sich um eine innovative Sicherheitsvorkehrung, die über herkömmliche Scan- und Testdienste hinausgeht.

APM illustriert die verschiedenen Wege, die ein Angreifer einschlagen könnte, um eine Umgebung zu kompromittieren. Der Schlüsselvorteil von APM liegt in der Nutzung des Wissens über die größten Cyber-Risiken einer Organisation, um Angriffspfade herauszuarbeiten und anschaulich zu visualisieren.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Ansätzen geht APM über die bloße Identifizierung von Schwachstellen hinaus. Es erfasst, wie Angreifer verschiedene Techniken kombinieren können, um kritische Unternehmensressourcen zu gefährden. Die Identifikation von Angriffsvektoren und -pfaden mit hoher Priorität reduziert nicht nur das Risiko, sondern optimiert auch den Aufwand für die Schwachstellenbehebung. Studien haben ergeben, dass APM die Wahrscheinlichkeit schwerwiegender Sicherheitsverletzungen erheblich reduzieren kann, mit einer Abdeckung vor Ort, in der Cloud und bei SaaS, die zu einem ROI von bis zu 400 Prozent führt.

Warum ist APM entscheidend?

Die zunehmenden Cyber-Bedrohungen, die steigende Abhängigkeit von IT und die wachsende Angriffsfläche erfordern eine verbesserte Verteidigung gegen Cyber-Risiken. Viele Unternehmen kämpfen jedoch mit unzureichendem Risikobewusstsein und der Priorisierung von Investitionen zur Risikominderung.

Im Vergleich zu herkömmlichen Ansätzen bietet APM eine kontinuierliche Identifikation und Beseitigung von Angriffspfaden auf kritische Ressourcen. Dies ermöglicht die Fokussierung auf kosteneffiziente Maßnahmen zur Behebung von Engpässen und die Entwicklung effektiver Risikominderungsstrategien.

Was ist ein Angriffspfad?

Quelle: XM Cyber

Beispielansicht von Angriffspfaden

Ein Angriffspfad repräsentiert dabei den Weg, den ein Angreifer von erstem Angriffspunkt bis zu einem kritischen IT-Dienst oder einer Anwendung nimmt. Es ist eine Abfolge von Stationen, um schließlich zu einer Entität vorzudringen. Das Verständnis von Angriffsvektoren ist entscheidend, da sie die Methoden darstellen, die Cyber-Angreifer verwenden, um in ein System einzudringen. Ein Angriffspfad visualisiert die Ereigniskette, die entsteht, wenn Angriffsvektoren ausgenutzt werden. Es ist wichtig zu erkennen, dass Angriffsvektoren existieren können, selbst wenn sie oberflächlich entschärft erscheinen.

Unternehmen stehen vor Herausforderungen wie dem Wandel der Cyber-Landschaft, häufigeren und raffinierteren Angriffen sowie der Schwierigkeit, den Überblick über ihre Angriffsflächen zu behalten. APM bietet mit der laufenden Aktualisierung der Angriffsvektoren einen fortlaufenden Prozess zur Identifizierung und Beseitigung von Angriffspfaden, was besonders in einer sich ständig verändernden IT-Infrastruktur von entscheidender Bedeutung ist.

APM-Lösungen ermöglichen eine umfassende Analyse der Sicherheitsrisiken in der gesamten Unternehmensinfrastruktur. Sie verstehen Cyber-Angriffspfade, identifizieren kritische Assets, simulieren Angriffe und bieten sofort einsatzbereite Szenarioanalysen. Durch die Reduzierung von Schwachstellenmanagement-Aktivitäten und die Fokussierung auf relevante Angriffspunkte, werden die Sicherheitsressourcen effizienter genutzt. Hier sind einige der Schlüsselvorteile von APM-Lösungen:

  • Frühzeitige Erkennung von Bedrohungen: APM ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung von Angriffspfaden, wodurch potenzielle Bedrohungen frühzeitig erkannt werden können. Dies verbessert die Reaktionszeit und minimiert mögliche Schäden.
  • Priorisierung kritischer Issues: Durch die Identifizierung von kritischen Angriffspfaden können Sicherheitsteams ihre Ressourcen auf die Behebung der wichtigsten Schwachstellen konzentrieren. Dies führt zu einer effektiveren Risikominderung und einem optimierten Sicherheitsbudget.
  • Simulation von Angriffsszenarien: APM ermöglicht es, realistische Angriffsszenarien zu simulieren, um die Reaktion des Sicherheitssystems zu testen. Dies verbessert die Widerstandsfähigkeit und Abwehr gegenüber potenziellen Cyber-Angriffen.
  • Sicherheitsbewusstsein fördern: Durch tagesaktuelle und intuitive Dashboards sowie Reports mit einem Schulnotensystem tragen viele Lösungen dazu bei, das Sicherheitsbewusstsein innerhalb des gesamten Unternehmens zu stärken. Dies schließt nicht nur Sicherheitsteams ein, sondern auch Geschäftsführungen und andere Abteilungen, um ein umfassendes Verständnis für Cyber-Sicherheit zu fördern.
  • Compliance unterstützen: APM kann dazu beitragen, die Einhaltung von branchenspezifischen und gesetzlichen Vorschriften zu gewährleisten, indem es kontinuierlich prüfbare Sicherheitskontrollen bietet.
  • Ganzheitliche Sicherheitsstrategie: Durch die Betrachtung von Angriffspfaden als Ganzes ermöglicht APM eine umfassendere Sicherheitsstrategie. Dies ist entscheidend in einer Zeit, in der Cyber-Angreifer vielfältige Taktiken einsetzen und herkömmliche Sicherheitsmaßnahmen oft umgehen.

Zukunftsausblick

Quelle: XM Cyber

Dashboard-Ansicht mit Auswertung der kritischen Ressourcen am Beispiel von XM Cyber

Die fortschreitende Entwicklung von APM-Technologien wird voraussichtlich zu einer noch genaueren Analyse von Angriffspfaden und fortschrittlicheren Abwehrmechanismen führen. Automatisierung und Künstliche Intelligenz werden voraussichtlich eine zentrale Rolle spielen, um in Echtzeit auf sich ändernde Bedrohungen zu reagieren.

Insgesamt wird Attack Path Management zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Cyber-Sicherheitsstrategien von Organisationen. Die Kombination aus proaktiver Erkennung, gezielter Risikominderung und ständiger Anpassung an neue Bedrohungen positioniert APM als einen Eckpfeiler für den Schutz vor den komplexen und fortlaufenden Herausforderungen der Cyberwelt.

Dr. Claus Huber ist Geschäftsführer der Gravitate GmbH.

Gravitate GmbH