Die zentralen Herausforderungen sind laut der aktuellen Trellix-Studie die Defizite bei Softwarelieferketten und Cyber-Kompetenz. Dazu kommt noch, dass die Koordination von Cyber-Abwehrmaßnahmen und Weitergabe von Bedrohungsdaten als staatliche Handlungsfelder der Verbesserung bedürfen.

Im aktuellen „Cyber Readiness“-Report von Trellix wird untersucht, wie es um die Verbreitung von Cyber-Sicherheitstechnologien und die Haltung staatlicher Stellen zu entsprechenden Standards sowie die Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor bestellt ist. Dabei gaben 87 Prozent der Teilnehmer aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien an, dass staatliche Initiativen eine wichtige Rolle in Bezug auf die Stärkung der nationalen Cyber-Abwehr spielen können.

Raum für Verbesserungen sehen die Befragten bei der Partnerschaft mit der jeweiligen Regierung, konkret bei der Koordination von Cyber-Abwehrmaßnahmen, der Weitergabe von Bedrohungsdaten und der Integrität der Softwarelieferketten. Der Bericht wertet eine von Vanson Bourne durchgeführte weltweite Studie aus, für die 900 Cyber-Sicherheitsexperten aus Organisationen mit mindestens 500 Beschäftigten befragt wurden, darunter 200 Unternehmen aus den drei europäischen NATO-Staaten Deutschland, Großbritannien und Frankreich.

„Durch die weltweiten Spannungen und die Cyber-Attacken auf die Ukraine ist die „Cyber Readiness“ staatlicher Einrichtungen und kritischer Infrastrukturen enorm in den Fokus gerückt“, erklärt Trellix-CEO Bryan Palma. „Unser Report untersucht die Fortschritte, die bei der Implementierung von Technologien wie XDR erzielt wurden. Er identifiziert außerdem Bereiche, in denen öffentlich-private Partnerschaften intensiviert werden könnten, um durch mehr Koordination unseren Schutz gegen Cyber-Angriffe zu verbessern und den Angreifern einen Schritt voraus zu sein.“

Verbreitung von Cyber-Sicherheitstechnologien

Bei den deutschen Teilnehmern scheint die Modernisierung der Cloud-Sicherheit am weitesten vorangeschritten zu sein. So geben 40 Prozent der Befragten an, dass in ihrem Unternehmen entsprechende State-of-the-art-Technologien umfassend eingeführt wurden. Allerdings zeigt die Studie auch, dass nur 27 Prozent die vollständige Implementierung von Technologien für Endpoint Detection and Response (EDR) sowie Extended Detection and Response (EDR-XDR) vollzogen haben.

Unter den britischen Teilnehmern berichten 37 Prozent von einer vollständigen Implementierung von EDR-XDR-Technologien und der Modernisierung ihrer Cloud-Sicherheit. Nachholbedarf scheint es allerdings bei der Multifaktor-Authentifizierung (MFA) und bei Zero-Trust-Modellen zu geben. 47 Prozent der Teilnehmer aus Frankreich haben MFA bereits vollständig eingeführt – ein eindeutiger Vorsprung gegenüber ihren Peers aus Großbritannien und Deutschland.

Risiken innerhalb von Softwarelieferketten

Die Mehrheit (82 %) der Befragten bezeichnen Richtlinien und Prozesse für das Risikomanagement von Softwarelieferketten als sehr wichtig oder gar essentiell für die nationale Sicherheit. 76 Prozent der britischen Teilnehmer halten die Umsetzung dieser Richtlinien und Prozesse für extrem schwierig oder sehr schwierig; nur 39 Prozent geben an, dass sie diese bereits voll umgesetzt haben.

63 Prozent der deutschen Teilnehmer und 58 Prozent ihrer französischen Peers bezeichnen die Umsetzung als schwieriges Unterfangen. Nur 40 Prozent der deutschen und 36 Prozent der französischen Befragten haben entsprechende Maßnahmen bereits vollständig umgesetzt.

Einig sind sich die europäischen Befragten darin, dass die Sicherheitsstandards in der gesamten Softwareindustrie steigen würden, wenn die Regierungen bei ihren eigenen Implementierungen eine höhere Messlatte anlegen würden. Allerdings sprechen sich nur 56 Prozent der deutschen, 51 Prozent der britischen und 48 Prozent der französischen Teilnehmer dafür aus, dass der Staat verbindliche Cyber-Sicherheitsstandards für die gesamte Softwareindustrie vorgeben sollte.

Schwachstelle Cyber-Kompetenz

Obwohl von den Teilnehmern eine Reihe von Hindernissen für die Implementierung neuester Technologien ausgemacht werden, zeigt sich in allen drei Ländern ein eklatanter Mangel an Experten für Cyber-Sicherheit. 48 Prozent der deutschen, 41 Prozent der britischen und 35 Prozent der französischen Befragten räumen ein, dass das Fehlen interner Cyber-Kompetenz ihre Implementierungsanstrengungen deutlich erschwert.

Rund ein Drittel aus jeder Gruppe nennt zudem mangelnde Implementierungsexpertise als wichtiges Hindernis. Diese Angaben decken sich mit den entsprechenden Erkenntnissen, die für die USA und den asiatisch-pazifischen Raum gewonnen wurden.

Öffentlich-private Partnerschaften

95 % der deutschen und französischen sowie 86 Prozent der britischen Befragten sehen Raum für Verbesserungen im Bereich der Cyber-Sicherheitspartnerschaft mit staatlichen Stellen. 52 Prozent der britischen, 46 Prozent der deutschen und 35 Prozent der französischen Teilnehmer bevorzugen eine Kombination aus Vorfallbenachrichtigung und Haftungsregelungen, um den Austausch von Angriffsdaten zwischen betroffenen Unternehmen, staatlichen Stellen und Fachpublikum zu erleichtern. 44 Prozent der britischen und je 41 Prozent der deutschen und französischen Teilnehmer wünschen sich eine engere Zusammenarbeit beim Management von Cyber-Vorfällen noch während die Attacken passieren bzw. Kampagnen durchgeführt werden.

Gefragt nach den Daten, die Regierungen zum Schutz der Unternehmen bevorzugt veröffentlichten sollten, wünschen sich fast zwei Drittel (60 %) der britischen Teilnehmer ausführlichere Informationen zu laufenden Angriffskampagnen. Rund die Hälfte ihrer deutschen Peers möchte mehr Informationen zu Cyber-Kriminellen und Hackergruppen. 58 Prozent der Teilnehmer aus Frankreich würden bevorzugt Daten zu Cyber-Schwachstellen erhalten. (rhh)

Trellix