Wie sollten mittelständische Unternehmen den Einsatz von Cloud-Technologien im Zuge ihrer Digitalisierungs-Strategie am besten planen? Diese Frage beantwortet Hilal Rüzgar, Business Consultant bei Comarch.
An vorderster Stelle stehen bei derartigen Projekten immer die Prozesse. Wer digitalisiert, sollte sich auf eine Verbesserung der Abläufe konzentrieren. Dazu sind häufig ERP-Systeme die erste Wahl – und so stellt sich die Frage: Wie können die Prozesse im Unternehmen am besten abgebildet werden? Die Frage, ob die Software in der Cloud oder On-Premise betrieben wird, stellt sich erst an zweiter Stelle.
Beide Modelle können je nach Situation des Unternehmens individuell besser passen. Zu beachten ist bei Cloud-Modellen insbesondere, dass hier die laufenden Kosten in den letzten Jahren bei vielen Herstellern von großen ERP-Systemen gestiegen sind, begleitet von intransparenter Preisbildung, die eben insbesondere bei Cloud-Diensten zu beobachten ist. Hier empfiehlt es sich genau hinzusehen: Sind die Cloud-Gebühren klar verständlich? Werde ich in Richtung Cloud gedrängt oder versucht der Anbieter, meine Wünsche und Bedürfnisse ergebnisoffen zu prüfen und für mich beim Betriebsmodell die beste Wahl zu finden?
In erster Linie ist die wichtige Überlegung zum Einsatz einer neuen Digitalisierungs-Maßnahme aber, in welcher Art ein System eingesetzt werden soll und wo es Mehrwerte bieten kann. Das „Soll“ und das „Können“ stehen dabei im Fokus, um den Einsatz der neuen Technologien zu bestimmen. Ein flexibles, offenes ERP-System bietet dabei beste Voraussetzungen, in den unterschiedlichsten Systemlandschaften gut mit anderer Software zu kommunizieren.
Wenn sich die Unternehmen für eine neue Technologie entscheiden und diese einsetzen möchten, ist es wichtig, über die Ressourcen einer Systeminfrastruktur zu verfügen. Dazu gehören u.a. das Personal sowie die Hardware und andere Standortgegebenheiten vor Ort. In diesem Fall und der Erfüllung dieser Kriterien kann die Systemeinführung als On-Premise-Installation umgesetzt werden. Die Hoheit der Systemlandschaft bleibt somit im Unternehmen selbst und führt nicht zu Abhängigkeiten von externen Dienstleistungsanbieter.
Diese Gegebenheiten treffen sicherlich nicht für jedes Unternehmen zu. So kann es auch sein, dass ein On-Premise-Modell zwar attraktiv ist, jedoch keine eigenen Ressourcen vorhanden sind. Falls sich das Unternehmen nun für eine Cloud-Einführung entscheiden sollte, weil die obigen Kriterien nicht erfüllt werden können oder eine Einführung in der Cloud aus anderen Gründen gewünscht ist, gibt es andersartige wichtige Elemente, die in Betracht gezogen werden sollten.
Als eines der wichtigen Elemente gilt dabei, ob der ERP-Anbieter zur Einführung der neuen Technologien ein Cloud-Modell anbieten kann. Dabei ist es elementar, ob dieses Modell „privatisiert“ (also in einer Private Cloud) angeboten, oder in einem öffentlichen Modell (Public Cloud) zur Verfügung gestellt wird.
Eine Private Cloud steht nur ausgewählten und berechtigten Nutzern zur Verfügung. Dafür stellt der entsprechende Software-Anbieter dedizierte Ressourcen bereit. Der Zugriff erfolgt über das Internet oder über ein privates internes Netzwerk (VPN).
Die Verbindungsebene für die Public Cloud ist dagegen das öffentliche Internet. Die entsprechenden Infrastrukturen und Plattformen stellen Public-Cloud-Anbieter mit einem nutzungsbasierten Mietmodell bereit.
Ein weiteres wichtiges Element ist die Bereitstellung jeglicher Cloud-Modelle in einem Rechenzentrum. Wenn der Anbieter der neuen Technologie ein eigenes Rechenzentrum anbieten kann, ist diese Konstellation eine gute Voraussetzung. Somit entsteht ein gesamtes Service-Paket, mit nur einem Ansprechpartner für die Cloud und für die Software. Ein weiterer Baustein ist dann der Standort des Rechenzentrums, hier sind aufgrund der DSGVO in der EU ansässige Rechenzentren klar zu bevorzugen.
Ob eine Software also On-Premises oder in der Cloud betrieben wird, hängt von vielem ab. Eine Sache ist jedoch besonders wichtig: Das neue System sollte genau zu den Bedürfnissen des Unternehmens passen. Dabei empfiehlt sich ein Hersteller, der für Kunden die passenden Lösungen sucht.
Hilal Rüzgar ist Business Consultant bei Comarch.
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