Cyberangriffe entwickeln sich weiter – und 2026 wird ein Jahr des Wandels: KI wird zur Waffe, SaaS-Tokens zum Ziel, Edge-Geräte zum Einfallstor. Die Forescout-Experten blicken voraus und warnen vor neuen Angriffsvektoren, zunehmender Spezialisierung und wachsendem regulatorischen Druck – auch in der DACH-Region.
Cyberangriffe werden 2026 noch gezielter, automatisierter und schwerer zu erkennen sein – so die Einschätzung der Sicherheitsexperten von Forescout. KI wird dabei nicht nur als Angriffswerkzeug genutzt, sondern als Dienstleistung verkauft. Gleichzeitig geraten Berechtigungsmodelle von SaaS-Anwendungen, Edge-Geräte und Lieferketten verstärkt ins Visier. In einer zunehmend vernetzten Welt rückt zudem die Resilienz von Partnern und IT-Infrastrukturen ins Zentrum. Forescout-Experten liefern neun Prognosen für das kommende Jahr.
1. Token statt Passwort: SaaS-Berechtigungen werden zum Angriffsziel
Angreifer fokussieren sich zunehmend auf OAuth-Zustimmungen und Aktualisierungstokens in SaaS-Anwendungen wie Microsoft 365 oder Salesforce. Token-Hopping ermöglicht ihnen persistenten Zugriff – auch nach Passwortänderungen. Unternehmen sollten ihre autorisierten Apps regelmäßig prüfen und inaktive Tokens widerrufen.
2. Social Engineering as a Service: KI wird zur kriminellen Plattform
SEaaS-Dienste bieten 2026 vorgefertigte Kits mit KI-Stimmklonen, Fake-Anrufen und MFA-Umgehung. Selbst technisch wenig versierte Angreifer können so Social-Engineering-Angriffe starten. Sicherheitsteams müssen vermehrt auf Workflow-Validierung und Gesprächsverifikation setzen.
3. Quantencomputing rückt in den Fokus der Sicherheitsplanung
Organisationen müssen beginnen, Post-Quantum-Kryptografie (PQC) einzuplanen. Besonders Geräte mit mehrjähriger Lebensdauer sollten geprüft und krypto-anfällige Assets isoliert werden. Wer hier zögert, riskiert künftige Systembrüche durch veraltete Verschlüsselung.
4. Lieferketten im Fadenkreuz: Reverse-Ransom-Angriffe nehmen zu
2026 verschieben sich Erpressungsstrategien. Kleine Zulieferer werden gezielt lahmgelegt, um Druck auf große Kunden auszuüben. Beispielhafte Erpressernachrichten zeigen, wie Downstream-Unternehmen zur Zahlung aufgefordert werden, um den Betrieb sicherzustellen. Kritisch wird dabei die gegenseitige Abhängigkeit in Just-in-Time-Prozessen.
5. Edge-Geräte und IoT als neue Einfallstore
Netzwerknahe Geräte wie Firewalls, Router oder VoIP-Systeme geraten zunehmend ins Visier – auch weil sie oft außerhalb klassischer EDR-Reichweite agieren. Die Zahl der Schwachstellen in dieser Gerätekategorie steigt kontinuierlich. Unternehmen müssen ihre Expositionsanalyse auf agentenlose Systeme ausweiten.
6. Arbeitsteilung im Cybercrime – mit Standard-Toolkits
Die Arbeitsteilung zwischen Initial Access Brokern, Datenwäschern und Erpressern wird 2026 zunehmen. Trotz Spezialisierung setzen viele Gruppen auf identische Toolchains, was die Attribution erschwert. Gemeinsame Verhaltensmuster werden künftig aussagekräftiger als Gruppennamen.
7. Hacktivismus erzeugt Verunsicherung statt Ausfall
Neue Taktiken im Hacktivismus zielen auf Desinformation und erzwungene Abschaltungen in kritischer Infrastruktur. Schon kleinere OT-Störungen reichen, um Panik auszulösen. Einzige Gegenmaßnahme: Transparente Sichtbarkeit, Segmentierung und belastbare Bedrohungserkennung.
8. DACH im Fokus: Mittelstand unter Druck durch Lieferketten-Erpressung
Regionale KMU im Maschinenbau, Automotive oder Logistik geraten 2026 verstärkt ins Visier. Reverse-Ransom-Kampagnen nutzen die geringe Sicherheitsreife kleiner Zulieferer, um große Auftraggeber zu erpressen. Zudem verschärft NIS2 die Anforderungen: Unternehmen müssen auch die Resilienz ihrer Lieferanten im Blick haben.
9. Compliance wird zum Sicherheitsfaktor und Marktargument
Regulatorische Vorgaben wie NIS2 und steigende Anforderungen an Datenresidenz beeinflussen Sicherheitsstrategien in der DACH-Region. Cloud-Souveränität, Auditierbarkeit und Nachweisprozesse rücken in den Mittelpunkt. Compliance wird zum Wettbewerbsvorteil – wer in Sichtbarkeit und Expositionsmanagement investiert, ist 2026 besser aufgestellt.
Fazit
2026 steht im Zeichen einer weiter professionalisierten Bedrohungslage. Erfolgreiche Verteidigung setzt auf Automatisierung, Visibilität, Partnerschutz – und ein vorausschauendes Verständnis regulatorischer Anforderungen. Die Forescout-Prognosen liefern klare Handlungsempfehlungen für Security-Teams und IT-Entscheider – besonders im industriell geprägten DACH-Markt.
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