Die Security-Experten von Proofpoint haben eine Zunahme von Attacken beobachtet, bei denen sich die Angreifer ein ausgeklügeltes Ökosystem von Callcenter-basierten E-Mail-Bedrohungen zunutze machen. Anders als bei klassischem Telefonbetrug, bei dem im Regelfall Täter ihre Opfer direkt anrufen, setzen die Cyber-Kriminellen hier darauf, dass die potenziellen Opfer selbst zum Hörer greifen und so die Interaktion einleiten.

Auf diese Weise entsteht für die Opfer vermeintliche Sicherheit, da diese selbst aktiv werden. Doch der Schaden kann auch für Privatpersonen immens sein. E-Mail-Betrug, der von Callcentern unterstützt wird, ist zwar kein ganz neues Phänomen, allerdings werden die Täter nun immer professioneller. In vielen Fällen verlieren die Opfer Zehntausende von Euro, die direkt von ihren Bankkonten gestohlen werden. Bei den Attacken konzentrieren sich die Täter vorwiegend auf Deutschland, die Vereinigten Staaten, Australien und Indien.

Quelle: Quelle: Proofpoint

Bild 1. Infektionskette zum Diebstahl von Geld bzw. Daten.

Generell gibt es zwei Arten von Callcenter-Bedrohungen, die von Proofpoint regelmäßig beobachtet werden: Bei der einen kommt kostenlose, legitime Fernwartungssoftware zum Einsatz, um Geld zu stehlen. Bei der anderen wiederum wird eine als Dokument getarnte Malware verbreitet, um einen Computer zu kompromittieren.

In letzterem Fall kann es auch zu Folgeinfektionen kommen, wenn weitere Malware nachgeladen wird. Bei dieser zweiten Angriffsart wird regelmäßig die BazaLoader-Malware genutzt, weshalb diese Vorgehensweise auch als BazaCall bezeichnet wird. Proofpoint fasst beide Angriffsarten unter dem Kürzel TOAD (für Telephone-oriented Attack Delivery) zusammen.

Obgleich es eine Herausforderung ist, die TOAD-Aktivitäten bestimmten Gruppen zuzuordnen, gelang es Proofpoint mehrere Aktivitäts-Cluster in Indien zu identifiziert.

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Bild 2. Infektionskette im Falle von BazaCall zur Verbreitung der BazaLoader-Malware.

Die meisten Aktivitäten in diesem Zusammenhang spielen sich dabei in drei Städten ab: Kolkata, Mumbai und Neu-Delhi. Proofpoint konnte zudem anhand der Interaktionen der Täter mit den Security-Experten sowie anhand von öffentlich zugänglichen Informationen, die in Betrugsforen und auf YouTube geteilt wurden, mehrere physische Standorte Täter ausfindig machen. (rhh)

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