Die CE-Kennzeichnung ist für Maschinenhersteller häufig mit großem Aufwand verbunden. Das Verfahren selbst bleibt umfangreich, doch mit moderner Cloud-Software wird die Konformitätsbewertung deutlich einfacher und übersichtlicher.

Keine Maschine ohne CE-Kennzeichnung: Innerhalb der EU ist diese Zertifizierung Pflicht. Das Typenschild mit den schlichten zwei Buchstaben bestätigt die Einhaltung geltender Richtlinien, in diesem Fall der EU-Maschinenrichtlinie. Deren Anwendung ist in Deutschland in der 9. Verordnung zum Produktsicherheitsgesetz, der sog. Maschinenverordnung.

Das klingt zunächst einfach. Erfahrene Maschinenbauer wissen aber, welcher Aufwand an Recherche und Dokumentation sich dahinter verbirgt, denn es handelt sich dabei lediglich um eine Verfahrensanweisung. Die Konformitätsbewertung muss der Hersteller für jede seiner Maschinen selbst durchführen, in besonderen Fällen unter Einbeziehung einer Benannten Stelle.

Es beginnt damit, die Grenzen der Maschine zu bestimmen, hinsichtlich der bestimmungsgemäßen Verwendung wie auch räumlich und zeitlich. Daraus resultieren etwa Fragen nach Platzbedarf, Sicherheitsabständen, Betriebsdauer und Wartungsintervallen ebenso wie die nach vorhersehbaren Fehlanwendungen. Wie sind die Risiken zu bewerten? Welche Schutzmaßnahmen sind zu ergreifen und welche Normen gelten dafür? Allein die Normenliste umfasst gut 750 Einzelnormen, die Inhalte der einzelnen Normen müssen jeweils separat und kostenpflichtig erworben werden.

Eine weitere Herausforderung liegt im Dokumentenmanagement. Die technische Dokumentation ist Bestandteil des Konformitätsverfahrens. Texte, Zeichnungen und Tabellen manuell zusammenzustellen kostet bekanntlich viel Zeit. Dass die nötigen Dokumente oft dezentral, nach Abteilungen, abgelegt sind, macht es nicht leichter. Leider lässt sich das einmal erstellte Dokument nicht unbedenklich über Jahre hinweg verwenden. Nicht nur kann sich die Maschinenausstattung ändern, auch die Normen werden in der Regel zwei bis dreimal pro Jahr aktualisiert, in größeren Abständen auch die Richtlinien und Verordnungen.

So aufwendig dieses Verfahren in der manuellen Umsetzung ist, so groß ist das Potenzial, durch Automatisierung und Digitalisierung die Prozesse schneller und sicherer zu gestalten.

Prozesse automatisieren mit Cloud-Software

Wie das Konformitätsbewertungsverfahren mit Hilfe moderner Cloud-Software umgesetzt werden kann, wird im Folgenden anhand der CE-CON Safety Software, einer Lösung eines Bremer Spezialisten im Bereich der Maschinensicherheit, beschrieben.

Da es sich um eine Cloud-basierte Software handelt, entfällt der Aufwand für die Implementierung. Nach dem Login kann es sofort losgehen: Grundlage ist die jeweils aktuelle Fassung der Maschinenrichtlinie. Der Nutzer wird durch das komplette Konformitätsbewertungsverfahren geführt, indem alle nötigen Schritte nacheinander durchlaufen werden: Grenzen der Maschine bestimmen, Risiken erkennen, bewerten und notwendige Schutzmaßnahmen ableiten. Zu den ausgewählten Schutzmaßnahmen werden dann vom System die dafür anwendbaren Normen vorgeschlagen, das erspart den Aufwand für umfangreiche Eigenrecherchen. Die automatisierte Aktualisierung im Hintergrund stellt sicher, dass sich sowohl Normenliste als auch die Richtlinien stets auf dem neuesten Stand befinden.

Aus Sicht der Konstrukteure

Eine Besonderheit der hier vorgestellten Software liegt darin, dass parallel zum vorgegebenen Verfahrensablauf auch die Sichtweise der Konstrukteure berücksichtigt ist. Denn Konstrukteure, zu deren Aufgaben die Gefährdungseinschätzungen gehören, denken in erster Linie in Baugruppen und Funktionen. Entsprechend erlaubt die Software eine Aufschlüsselung nach Bauteilgruppen und Komponenten, mit deren Hilfe die verschiedenen Maschinenfunktionen umgesetzt werden. In der Regel bieten Maschinenhersteller ein bestimmtes Portfolio an Funktionen, das dann je nach Kundenbedarf und Maschinentyp kombiniert werden kann.

Diesem Prinzip folgt auch die Software in ihrem Aufbau in Form eines Baukastensystems. Einzelne Funktionen und Vorrichtungen können nach dem Konformitätsverfahren bewertet, die Ergebnisse als Vorlage gespeichert und in neuen Kombinationen wiederverwendet werden.

Technische Dokumentation zentral steuerbar

Die abschließende technische Dokumentation wird als PDF-Datei generiert. Ob Texte, Schaltpläne, technische Zeichnungen oder Screenshots – das Dokumentenmanagement-System ermöglicht eine schnelle, automatisierte Zusammenstellung aller benötigten Unterlagen. Im Gegensatz zur früher verbreiteten Ablage auf verschiedenen Laufwerken sind alle Dokumente zentral an einem Ort hinterlegt. Die Zugriffsrechte werden über das User- und Rechtemanagement gesteuert.

Ein durchgehender Support durch den Hersteller ist gewährleistet. Die Unterstützung beschränkt sich dabei nicht nur auf technische Hilfestellung. Viele Unternehmen haben Fragen zur Konformitätsbewertung selbst oder benötigen Unterstützung im Prozess.

Cloud-basierte CE-Software als Collaboration Tool

Hier ermöglichen Cloudanwendungen neue und effiziente Formen der Zusammenarbeit. So kann sich zum Beispiel auf Einladung des Anwenders ein fachkundiger Berater des Anbieters bei Fragen zur Dokumentation direkt dazu schalten. Auf diesem Wege können auch Teile des Projekts ausgelagert und vom Anbieter selbst, oder anderen externen Dienstleistern, übernommen werden. Aber auch Vernetzung entlang der Supply Chain wird unterstützt.

Dokumente und Risikobewertungen von Partnern oder Zulieferern können im System hinterlegt werden. Lieferanten, die ebenfalls das Software-Tool nutzen, können ihre Risikobewertungen damit durchführen, auch unabhängig von der CE-Zertifizierung. Ein solches Vorgehen bietet sich gerade bei größeren Aufträgen zu ganzen Maschinenparks an, es gibt dafür bereits erfolgreiche Anwendungsfälle.

Nicola Hauptmann, freie Journalistin

CE-CON