Große Online-Verkaufsplattformen, wie Amazon oder Ebay, liegen bei der Produktsuche inzwischen vor den Suchmaschinen. Hier präsent zu sein, eröffnet riesige Absatzpotenziale. Doch der wachsende Erfolg bedeutet für Handelsunternehmen gleichzeitig eine große Herausforderung: Es gilt Verkaufsprozesse schnell, effizient, und in Echtzeit abzuwickeln, um den Kunden maximalen Komfort und auch Liefersicherheit zu bieten. Die direkte Marktplatzanbindung des ERP über das SAP-System schien aber bisher nicht über Standardprozesse umsetzbar – doch das hat sich mittlerweile geändert.

Es steht außer Frage, dass Marktplätze viele Vorteile mit sich bringen. Große Reichweiten, Artikelauswahl, Werbemöglichkeiten, Service und Versandangebot sind nur einige Punkte, die diesen Vertriebsweg, sowohl im B2C als auch im B2B, interessant machen. Trotz vieler Vorteile birgt der Umfang des Verkaufsprozesses einige Herausforderungen, die mit Standardlösungen des SAP-Systems kaum mehr zu bewältigen sind.

Die Re-In Retail International GmbH betreibt seit 2008 verschiedene Online-Shops in den Bereichen Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräte, Modellbau und Technik und ist mit diesen Sortimentsbereichen bereits erfolgreich auf über 15 Marktplätzen, über Eigenentwicklungen, vertreten. Auf Frankreichs bekanntem Marktplatz Fnac, welcher eine ähnliche Mechanik aufweist wie der weltbekannte Marktplatz Amazon, listet Re-In Retail über FIS/TradeFlex rund 45.000 Angebote, die Kunden bestellen, bezahlen aber auch retournieren und stornieren können.

Integrative SAP-Anbindung von Marktplätzen

Zentrale Bereiche im E-Commerce lassen sich mit dem ERP-System von SAP gut abwickeln. Geht es jedoch an den Handel auf Marktplätzen, stoßen viele Aggregatoren an ihre Grenzen. „Die größte Herausforderung liegt vor allem darin, dass es bisher nicht möglich ist, Marktplätze über SAP-Standardprozesse direkt an zu binden.“ weiß Florian Kohler, Head of Data Analytics bei Re-In Retail International GmbH. Oft werden Schnittstellen in Eigenregie konzipiert, was natürlich enorme Entwicklungs- aber auch nachgelagerte Betreuungskapazitäten bindet.

Die Folge ist, dass ab einer gewissen Anzahl an Anbindungen, der weitere Ausbau des bestehenden Marktplatzportfolios nicht mehr ohne weiteres möglich ist, ergo die Skalierbarkeit darunter leidet. Ohne Schnittstellen kann auch ein direkter Informationsfluss nicht gewährleistet werden. Wie wichtig jedoch ein dynamischer Echtzeit-Datenfluss ist, zeigt der Bereich der übertragenen Bestände: Laufen weitere Bestellungen bei bereits leeren Beständen ein, müssen diese wieder storniert werden, was negative Bewertungen nach sich zieht und für Unzufriedenheit beim Kunden sorgt.

Für die Re-In Retail International GmbH stand fest, dass eine digitale Lösung gefunden werden muss, um die Verkaufsprozesse, ohne zusätzliche Entwicklerressourcen, für weitere Marktplätze automatisiert abwickeln zu können. Zusammen mit der FIS Informationssysteme und Consulting GmbH wurde nun ein Pilotprojekt gestartet, bei dem das SAP-System von Re-In über die cloudbasierte Middelware FIS/TradeFlex an den Marktplatz Fnac angebunden wurde.

FIS/TradeFlex agiert dabei als Schnittstelle zwischen Marktplatz und SAP-System und steuert alle anfallenden Prozesse des Verkaufs. Damit ergibt sich ein großes Potenzial für  Verkäufer auf Online-Marktplätzen. Mitarbeiter können entlastet werden und sich wieder der strategischen Ausrichtung des Unternehmens widmen, während die gesamte Anbindung an Marktplätze weitestgehend automatisiert abläuft. Das Fiori-Launchpad sorgt mit einer strukturierten System-Oberfläche zusätzlich für eine hohe Benutzerfreundlichkeit.

Direkter Informationsfluss erlaubt die Automatisierung

Wichtig für Verkäufer ist die durchgängige Anbindung der Marktplätze an das ERP-System von SAP. Alle Schritte im Verkaufsprozess müssen sich so automatisieren lassen und das ohne eigenen Entwicklungsaufwand, um der hohen Anzahl an Bestellungen gerecht zu werden und den Kunden weiterhin geringe Lieferzeiten zu garantieren. Nur mit einem direkten Informationsfluss und der wechselseitigen Kommunikation ist es heute möglich den Herausforderungen als Verkäufer auf einer Online-Handelsplattform zu begegnen. Die tiefe Integration der Marktplätze mit dem SAP-System sorgt für eine End-to-End Prozessabdeckung: Von der Artikelauswahl bis zur Zahlung und Retoure.

Informationen können direkt aus SAP gewonnen und diesem ebenso im Umkehrschluss zur Verfügung gestellt werden. Die wechselseitige Kommunikation läuft vollkommen automatisiert ohne Entwicklerkapazitäten binden zu müssen. So werden Aufträge direkt von den Marktplätzen abgeholt, in der Cloud abgekapselt gespeichert und das komplette Verwaltungsmanagement Richtung SAP-System übernommen. Das Starten von Jobs im herkömmlichen SAP-System entfällt damit gänzlich. So lassen sich problemlos mehrere tausend Bestellungen zuverlässig abwickeln.

Mit der Übertragung der Aufträge aus der Cloud werden diese durch Aufruf der OData-Services in SAP angelegt, sofern es zu einer Bestätigung der abgefragten Auftragsmenge kommt. Direkt erfolgt die Rückkommunikation mit Übertragung der Auftragsnummer an die Cloud, die diese speichert. Die Cloud-Lösung kommuniziert wiederum mit dem Marktplatz und kann die Adressdaten abrufen, um diese anschließend direkt ins SAP-System zu leiten. So entsteht die Verbindung des Marktplatzauftrags mit der Cloud und SAP, was letztlich die enge Verzahnung verdeutlicht.

Besonders smart ist die Integration einer Liefersperre, mit der im ersten Schritt ein Auftrag nach Abholung vom Marktplatz versehen wird. Erst wenn die Adresslieferung vom Marktplatz in die Cloud kommt, wird diese entfernt und es geht weiter in die Logistik.

Mit sogenannten „Worklists“ ist eine effiziente Zeitsteuerung der noch ausstehenden Aufgaben eines Auftrags möglich, sodass das System genau weiß, welche Informationen wohin noch übertragen werden müssen.

Auch die weiteren Folgeprozesse, wie Lieferung, Faktura bis hin zum Retouren-Eingang in SAP laufen durch die APIs vollkommen automatisiert ab. Zudem hat eine solche Schnittstelle mit tiefer Integration in das SAP-System den Vorteil, dass alle Informationen zu einem Posten, wie zum Beispiel Rechnungen, in der Cloud hinterlegt sind.

Sobald am Marktplatz eine Auszahlung an den Verkäufer erfolgt, werden die offenen Posten im SAP-System ausgeglichen. Da eine Zahlung vom Marktplatz an den Verkäufer in der Regel zahlreiche Posten enthält, sparen Verkäufer durch die automatisierte Zuordnung und den Ausgleich der offenen Posten erheblichen manuellen Aufwand in der Buchhaltung. Die Rechnungsnummer ermittelt FIS/TradeFlex dabei selbst und übermittelt diese ans SAP-System passend zur Auftragsnummer.

Smarte Integration überzeugt

Schon bei der ersten Vorstellung von FIS/TradeFlex bei Re-In Retail International waren die Entscheider von den automatisierten und tiefen Prozessintegrationen so begeistert, dass eine Zusammenarbeit schnell beschlossene Sache war. „Mit FIS/TradeFlex hatten wir die Lösung gefunden, um die Anbindung von Marktplätzen an die SAP-Standardprozesse zu realisieren und das sogar noch viel umfassender als wir es uns zunächst vorgestellt hatten.“ so Kohler.

Die anfänglichen Herausforderungen der Integration lagen vor allem in der einheitlichen Gestaltung der kompletten Abläufe, die zunächst marktplatzunabhängig betrachtet wurden. Es stellt sich die Frage: „Welche Prozesse müssen über den Marktplatz abgebildet werden und welche Konstellationen ergeben sich daraus?“. Von enormer Wichtigkeit war es daher, die Parameter von Beginn an so zu steuern, dass sich diese Fragen bei zukünftigen Marktplätzen bereits von selbst beantworten.

Cora Rosenkranz ist Texterin für Wordfinder PR.

FIS Informationssysteme und Consulting GmbH