Die aktuelle Wirtschaftslage im iSeries-Markt und der Einsatz von Software zur optimalen Verwaltung der Personaldaten war das Thema eines Gesprächs von Jens Göbel, Geschäftsführer der Schilling Software GmbH, und Michael Wirt.
Jens Göbel, Geschäftsführer der Schilling Software GmbH
Michael Wirt:
Herr Göbel, viele meiner Gesprächspartner klagen über Umsatz- und Gewinneinbrüche. Wie sehen Sie die momentane Wirtschaftslage?
Jens Göbel:
Zurzeit werden Investitionen in neue Software verschoben. Selbst bei Seminaren und Schulungen stellen wir fest, dass die Kunden sich sehr zurückhalten. Es wird eben in allen Bereichen gespart. Ich habe dafür Verständnis, dass in einer wirtschaftlich angespannten Zeit alle darauf achten, Kosten zu reduzieren. Die hohe Zahl der Insolvenzen verdeutlicht diese Situation. Schilling hat per 30.06.2003 das im November 2002 erstellte Planergebnis erreicht. Wir schreiben gute schwarze Zahlen. Was die weitere Entwicklung betrifft, so ist zu bedenken, dass die Nachfrage nach Standard-Software von der konjunkturellen Lage abhängt. Hier gibt es einige Lichtblicke, aber von einer konjunkturellen Erholung kann aufgrund der aktuellen Fundamentaldaten noch nicht die Rede sein. Das Gesamtjahr 2003 wird sich daher ähnlich wie 2002 entwickeln. Für 2004 sind wir tendenziell optimistisch; nicht zuletzt aufgrund der fortschreitenden Konsolidierung im Anbietermarkt, wie das jüngste Beispiel DCW zeigt.
Michael Wirt:
Die IBM hat die iSeries in ihren Funktionen stark erweitert bzw. gewandelt. Wie passt sich Ihre HR-Software diesem Wandel an?
Jens Göbel:
Im Bereich HR sind rund 70 Prozent eines Releases funktionale Erweiterungen bzw. gesetzlich bedingte Anpassungen. Etwa 30 Prozent investieren wir in die Analyse und Nutzung neuer technologischer Funktionen. Wir prüfen dabei auch sehr genau, wie wir neue technologische Möglichkeiten der iSeries nutzen können. Unser Produkt ist daher technologisch und funktional stets auf dem neuesten Stand.
Michael Wirt:
Welchen Stellenwert hat der Integrationsgedanke, den die IBM mit der iSeries so forciert, in Ihrem Hause?
Jens Göbel:
Schilling Software unterstützt seine Kunden weitgehend bei der Server-Konsolidierung. Die Kostensenkung durch konsolidierte Systeme ist unbestritten, ebenso die Qualität der iSeries als Konsolidierungsplattform. Jedoch werfen wir – als Rechnungswesen-Softwarehaus – einen kritischen Blick auf die Sicherheit der Integration. So betrachten wir etwa eine Web-Applikation und eine Rechnungswesen-Software auf einem Server mit besonderer Sensibilität.
Michael Wirt:
ASP ist speziell im Lohn- und Gehaltbereich immer mehr als Einsatzform gewählt worden. Wie stellt sich für die Schilling Software dieser Bereich dar?
Jens Göbel:
Wir haben uns nach der Übernahme von Topas Mitte 2000 zunächst auf die funktionale Weiterentwicklung und Abrundung des Produkts konzentriert und anschließend unsere Anstrengungen auf die Erweiterung unseres Marktanteils konzentriert. Mit über 100 Neuinstallationen waren wir dabei sehr erfolgreich. ASP ist im Umfeld HR sicherlich ein interessantes Thema, das wir aufmerksam beobachten. Neben den technologischen Voraussetzungen von Seiten des Produkts bedarf es dazu entsprechender organisatorischer, vertrieblicher und servicetechnischer Rahmenbedingungen. Schon heute setzen einige Kunden Topas ein, um als ASP-Dienstleister im Bereich HR aufzutreten. Die Entscheidung, ob Schilling selbst ASP-Dienste anbieten wird, werden wir zu gegebener Zeit unter entsprechenden konjunkturellen Bedingungen treffen.
Michael Wirt:
Welche neuen Funktionen erwarten Ihre Kunden von der Applikation?
Jens Göbel:
Im Bereich HR bestehen hauptsächlich zwei Schwerpunkte in der Software-Entwicklung: die funktionale Weiterentwicklung sowie die gesetzlichen Änderungen und Anforderungen. Die gesetzlichen Änderungen sind in der Regel für ein neues Kalenderjahr und stehen relativ spät zum Jahresende fest. Zwischen der endgültigen Fassung und dem Inkrafttreten bleiben uns häufig nur wenige Wochen Zeit, diese programmtechnisch umzusetzen. Deshalb konzentrieren wir uns bei diesem Release ausschließlich auf diese Punkte. Im September bringen wir ein neues Release heraus, das umfangreiche Erweiterungen beinhaltet. In diesem Jahr sind es u. a. folgende Punkte: browsergestützte grafische Oberfläche, Bewerberverwaltung, Schnittstelle Archivierung, GDPdU-Ausgabe.
Michael Wirt:
Welche Rolle spielt Linux für Schilling und deren Kunden?
Jens Göbel:
Schilling Software hat sich als Spezialist für Rechnungswesen-Lösungen auf der Plattform iSeries eine Spitzenposition im deutschsprachigen Raum erarbeitet. Durch die bereits angesprochenen Konsolidierungsprozesse im Anbietermarkt hat sich unsere Stellung nochmals verbessert. Dieser Markt ist für uns – auch in den nächsten Jahren – groß genug, so dass wir eine Portierung auf andere Plattformen nicht planen. Wir verkennen aber nicht, dass der Marktanteil von Linux-basierten Lösungen in Zukunft wachsen wird. Für diesen Bedarf verfügen wir im SoftM Konzern mit SoftM Suite über eine plattformübergreifende Lösung, die derzeit auf OS/400 und Windows verfügbar ist und künftig auch auf Linux eingesetzt werden kann.
Schilling Software GmbH
D–28359 Bremen
Telefon: (+49) 0421/20140-0
www.schilling4u.com