Immer mehr Unternehmen setzen auf komplexe KI-Lösungen, um zentrale Fragen wie „Wie kann ich meinen Umsatz steigern?“ zu beantworten. Damit Betriebe ohne IT-Know-how und mit begrenzten Ressourcen den Anschluss nicht verlieren, entwickelt das Start-up Scavenger-AI einen KI-Unternehmensberater, der so einfach zu bedienen ist wie ein Smartphone.

Die deutsche Wirtschaft setzt stärker auf Künstliche Intelligenz. Aktuelle Zahlen des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung an der Universität München (ifo) zeigen, dass gegenwärtig 27 % der Unternehmen KI nutzen – im Vorjahr waren es erst 13,3 %. „Die Entwicklung wird sich vermutlich noch beschleunigen“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. „Die Firmen erwarten, dass der Einsatz von KI ihre Produktivität um mehr als 10 % erhöht.“ Die lernfähigen technischen Systeme, die selbstständig Situationen und Umgebungen erfassen und daraus Schlussfolgerungen ableiten können, sind dabei in nahezu allen Geschäftsbereichen präsent – von der Produktentwicklung, über den Vertrieb bis hin zu Marketing und Werbung.

Doch längst nicht alle Mittelständler können von den neuen Möglichkeiten profitieren. Wie auch wir im Juni berichteten, fehlt es einer Umfrage zufolge 62 % der Betriebe an ausreichenden Kompetenzen für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. 41 % haben Schwierigkeiten, Mitarbeiter mit KI-Kenntnissen zu finden. Das bestätigt auch Maximilian Hahnenkamp, Mitgründer des Start-up Scavenger-AI aus Frankfurt am Main. „Viele Unternehmen haben weder Zeit, Ressourcen noch Know-how, um ihre riesigen Datenberge sinnvoll zu analysieren und daraus Erkenntnisse zu gewinnen“, so Hahnenkamp. „Besonders schwierig ist es, wenn Betriebe mehrere KI-Engines für Prozesse wie die Datenbereinigung, die Statistik und die Datenanalyse zusammenarbeiten lassen müssten. Hier benötigt die Wirtschaft dringend ganzheitliche KI-Lösungen, die intuitiv zu bedienen sind.“

„Scavenger-AI hat eine Lösung entwickelt, die wir so noch nicht gesehen haben“

Damit sich Unternehmen ohne ausreichende Erfahrung nicht im Dschungel der KI-Tools verzetteln, hat Scavenger AI eine ganzheitliche Lösung entwickelt, die verschiedene KI-Engines in einer einzigen Lösung integriert, die so intuitiv und barrierefrei zu bedienen ist wie ein Smartphone. Unternehmen sollen zukünftig verborgene Schätze in ihren Daten so leicht finden können wie Kinder auf Schatzsuche. Daher auch der Name Scavenger, der übersetzt „Schnitzeljagd“ bedeutet. „Scavenger-AI hat eine Lösung entwickelt, die wir so noch nicht gesehen haben“, sagt Dr. Carsten Bange, Gründer des Analystenhauses Business Application Research Center (BARC), welches Hahnenkamp und sein Team jüngst mit dem BARC Start-up Award 2024 ausgezeichnet hat. „Die Integration der verschiedenen KI-Engines in einer einzigen Lösung bietet insbesondere auch für mittelständische Unternehmen große Potentiale, ihre Daten effizienter zu nutzen und wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen.“

Der KI-Unternehmensberater von Scavenger-AI arbeitet in der Cloud in einem mehrstufigen Prozess. Unternehmen können ihre gesammelten Rohdaten, wie Verkaufszahlen, Kundenfeedbacks in Textform und Details zu Marketingkampagnen einschließlich Strategiepapieren, per Drag-and-Drop hochladen. Um den Datenschutz müssen sich Anwender keine Sorgen machen, betont Hahnenkamp: „Datenschutz hat für uns oberste Priorität. Unsere Server stehen in Europa und unterliegen der strengen Datenschutz-Grundverordnung. Zudem verwenden wir keine Kundendaten, um die KI für andere Kunden zu trainieren.“ Sobald der Nutzer in einer Textmaske eine Frage stellt, etwa „Wie kann ich meinen Umsatz steigern?“, beginnt der KI-Berater seine Arbeit. Zunächst bereinigt ein Tool die Daten, indem es unter anderem Anomalien erkennt, die auf Datenfehler hinweisen könnten, wie beispielsweise ungewöhnlich hohe oder niedrige Werte in den Verkaufszahlen. Gleichzeitig harmonisiert es die Daten, indem es Textdateien von numerischen Daten trennt und Datenformate vereinheitlicht.

KI-Berater gibt auf komplexe Fragen klare Antworten in leicht verständlicher Textform

Mit den konsolidierten Datensätzen kann ein zweites Tool, eine Analyse-Engine, im nächsten Schritt Muster, Trends und Beziehungen zwischen den Datenpunkten erkennen. Die Ergebnisse dieser Analyse werden schließlich an ein Interpretationstool weitergeleitet, das die Fragestellung aufgreift und beispielsweise ermittelt, welche Vertriebsstrategien besonders erfolgreich waren und welche weniger. Dabei bezieht das Tool auch aktuelle Marktdaten, Wettbewerbsinformationen und Preisentwicklungen in die Analyse ein. „Ein Dashboard präsentiert dann alle Informationen und liefert dem Unternehmen nicht nur eine klare Antwort auf die Frage in leicht verständlicher Textform, sondern bietet auch tiefere Einblicke“, erklärt Hahnenkamp.

So könnte das Tool beispielsweise aufzeigen, dass bestimmte Kundengruppen nach einer Erstbestellung signifikant mehr ausgeben und eine E-Mail-Kampagne mit Cross-Selling-Angeboten zur Umsatzsteigerung empfehlen. Ebenso könnte es vorschlagen, Vertriebsaktivitäten in wachsende Märkte zu verlagern, um Umsatzeinbußen durch Konjunkturschwankungen zu vermeiden. „Durch diese nahtlose Verbindung von drei KI-Tools haben wir einen Workflow geschaffen, mit dem Unternehmen auch ohne IT-Kenntnisse komplexe Datenprobleme schnell und effizient lösen können, um fundierte Entscheidungen zu treffen.“ Ein besonderes Merkmal des KI-Unternehmensberaters sei dabei seine Fähigkeit, das Unternehmen mit jeder Nutzung besser kennenzulernen und seine Leistungsfähigkeit kontinuierlich zu steigern.

Und so hat alles angefangen: Maximilian Hahnenkamp und Felix Beissel, die Gründer von Scavenger AI, lernten sich während ihres Master-Studiums in Mailand kennen. Sie hatten zu diesem Zeitpunkt bereits Arbeitserfahrung bei Großkonzernen gesammelt und erkannten aus erster Hand die Notwendigkeit, die Datenanalyse in Unternehmen zu vereinfachen. 2023 entwickelten sie einen ersten Prototyp ihres KI-Unternehmensberaters und gewannen rasch erste Referenzkunden, die von der Lösung begeistert waren. Auch Investoren ließen nicht lange auf sich warten. Beissel und Hahnenkamp erhielten 1,1 Millionen Euro vom High-Tech Gründerfonds (HTGF), Calm/Storm Ventures, Femventix und dem B4i Investment Fund. „KI macht Unternehmen effizienter und Scavenger AI ist auf dem richtigen Weg, die Art und Weise zu revolutionieren, wie Unternehmen aus ihren Daten unvoreingenommen Erkenntnisse gewinnen können“, sagt Kilian von Berchlingen, Senior Investment Manager beim HTGF. Das Start-up plant nun, mit dieser Finanzspritze sein Team von derzeit fünf Entwicklern bis Ende des Jahres auf 15 Mitarbeiter zu erweitern.

Markteinführung für Herbst 2024 als monatliches Abonnementmodell geplant

Die Markteinführung des KI-Unternehmensberaters ist für Herbst 2024 geplant. Über die Kosten äußert sich das Start-up bisher nicht, es wird jedoch ein monatliches Abonnementmodell angestrebt. „Künftig sollen Betriebe aller Branchen von unserer KI-Lösung profitieren können“, so Hahnenkamp. So könnte der Trainer eines Fußballvereins beispielsweise herausfinden, wie Faktoren wie Wetter und Zuschauerzahl die Leistung seiner Spieler beeinflussen. Logistiker könnten Verkehrsstaus vorhersagen und proaktive Lösungen für eine reibungslose Lieferkette entwickeln. „Auch die Nachhaltigkeit ist für uns von großer Bedeutung. Unser KI-Berater kann Betriebe dabei unterstützen, die richtigen Maßnahmen zur Verbesserung ihrer ökologischen Bilanz zu identifizieren und umzusetzen.“

Die beiden Scavenger AI-Geschäftsführer (v.l.) Felix Beissel und Maximilian HahnenkampQuelle: Scavenger AI

Die beiden Scavenger AI-Geschäftsführer (v.l.) Felix Beissel und Maximilian Hahnenkamp

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