Routine kann etwas Beruhigendes haben. Strukturen, auf die man sich verlassen kann. Das trifft auch auf jedes Geschäftsjahr mit mehreren wiederkehrenden Aufgaben zu – eine davon ist das Reporting über die Geschäftsleistungen. Die Anforderungen an diese sich wiederholende Aufgabe verändern sich gerade stark. Die Anfang 2023 in Kraft getretene Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichtet Unternehmen, ESG-Berichte zu erstellen und ihre Entwicklung im Bereich der Nachhaltigkeit zu dokumentieren.

Immer wichtiger wird hierbei integriertes Reporting. Das bedeutet, dass Nachhaltigkeitsfaktoren im jährlichen Bericht mit aufgeführt werden und diese vollumfänglich im Unternehmen integriert sind. Auch kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) sind davon zunehmend betroffen. Ab nächstem Jahr müssen nun auch Unternehmen mit mehr als 500 Angestellten Nachhaltigkeitsberichte nach den Anforderungen der CSRD erstellen.

KMUs müssen Nachhaltigkeitsberichte erstellen

Ab 2025 wird die verpflichtende Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts ausgeweitet auf Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiter, mehr als 40 Millionen Euro Umsatz und einer Bilanzsumme von mindestens 20 Millionen Euro. Dabei reicht es aus, wenn zwei der drei Kriterien erfüllt sind. Hiervon ausgenommen sind zunächst kleine, nichtkomplexe Kreditinstitute und firmeneigene Versicherungsunternehmen.

Ab 2026 gilt die CSRD dann auch für kleine und mittelgroße Unternehmen. Lediglich Kleinstunternehmen (mit weniger als 10 Mitarbeitern und maximal zwei Millionen Euro Umsatz pro Jahr) bleiben ausgenommen. KMUs haben die Möglichkeit einen Aufschub bis 2028 zu beantragen. Dennoch werden indirekt auch weit mehr Firmen betroffen sein, weil berichtspflichtige Unternehmen von ihren Lieferanten erwarten, dass diese sich ebenfalls an die Richtlinien halten.

Durch die CSRD und das Lieferkettensorgfaltsgesetz soll nachhaltiges Wirtschaften und Unternehmertum der Normalfall sein bzw. endlich werden. Gerade KMUs haben oftmals nicht die Strukturen oder (Nachhaltigkeits-)Daten, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Die Überforderung in Zeiten knapper Ressourcen bei den Betrieben ist groß, zumal jede Situation individuell anders ist.

Aufbau von Datenstrukturen in Angriff nehmen

Herausforderungen gibt es auch auf technischer Seite. Gerade KMUs haben oft noch keine Daten-Infrastruktur. Zeitgleich sind ESG-Daten zu einer wichtigen Quelle, insbesondere für Investoren, geworden. Die Erhebung dieser ESG-Daten kann jedoch eine Herausforderung darstellen, da eine Vielzahl von Dateneigentümern, Themen, Rahmenwerken und Standards involviert sind und es an etablierten Prozessen und Kontrollen zur Verwaltung der Leistung und der damit verbundenen Offenlegungen oft noch mangelt.

In der Regel enthalten Nachhaltigkeitsberichte verschiedene Datentypen, darunter Daten zu Kohlenstoffemissionen, Wasserverbrauch, Spenden, ehrenamtlichen Tätigkeiten sowie Informationen zu Vielfalt und Unternehmensführung. Sowohl Finanz- als auch Nachhaltigkeitsabteilungen sagen, dass die größte Herausforderung in der Sammlung und Kombination von Daten im gesamten Unternehmen besteht.

Während 40 Prozent der Finanzabteilungen meinen, dass sie bei der Entwicklung von Datenerfassungssystemen hervorragend abschneiden, behaupten dies nur 7 Prozent der ESG-Verantwortlichen. Datenerfassungssysteme bzw. entsprechende Technologie sollten mittlerweile nicht nur mit Hinblick auf die Digitalisierung, sondern vor allem auch auf die Erfüllung der CSRD zur Standardausstattung von KMUs gehören.

Mithilfe entsprechender Technologie lassen sich Daten optimalerweise aus einer beliebigen Quelle einbringen und bereinigen, um darauf aufbauend Datensätze zu erstellen, die mit einem Klick oder nach Zeitplan aktualisiert werden können. Die Quelle kombinierter Daten sollte außerdem nachverfolgt werden können, um nachträgliche Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen.
Vertrauen in Daten

34 Prozent an Führungskräften aus dem Finanzbereich der DACH-Region sehen das Vertrauen in die eigenen Daten als eine der Hauptbedenken beim jährlichen ESG-Reporting an. Um die Genauigkeit der Daten zu verbessern, können kontinuierliche Monitoring-Prozesse für Schlüsselindikatoren implementiert werden, um den Fortschritt korrekt zu verfolgen und eventuelle Auffälligkeiten zu enttarnen.

Wichtig ist hierfür die Festlegung konkreter Ziele und Vorgaben mit einer standardisierten Methode zur Fortschrittsmessung, Verbesserung der Transparenz und Verringerung von Fehlern bei der Datenerfassung. Auch die regelmäßige Erstellung von Fortschrittsberichten und die Verantwortlichkeit für die Daten zu erhöhen, um die Datenerfassung und -validierung zu rationalisieren darf nicht unterschätzt werden. Darüber hinaus kann das interne Audit-Team die Nachhaltigkeitsdaten aus drei Blickwinkeln prüfen: Qualität, Relevanz und Herkunft.

Um im Datendschungel nicht unterzugehen, sind Zertifikate ein guter Anfang in Richtung Nachhaltigkeit für KMUs. Gängig ist hierbei EMAS. Um dieses zu erhalten, muss ein eigenes Umweltmanagement eingerichtet werden. Dadurch werden Aktivitäten vergleichbar und messbar. Das führt zu Transparenz in Bezug auf Energie- und Materialeffizienz, Emissionen, Abwasser und Abfällen.

Mit Inkrafttreten der CSRD kommen Unternehmen jeglicher Größenordnungen nicht daran vorbei, ihre Daten zu prüfen und Prozesse zu implementieren, die zur Integration von ESG- und Finanzdaten beitragen. Die Anforderungen an das ESG-Reporting entwickeln sich überraschend schnell. Gerade KMUs müssen sich aufgrund der Komplexität des ESG-Reportings, der Fülle der erforderlichen Datentypen und dem Aufbau einer entsprechenden Daten-Infrastruktur mit dem Einsatz von Technologie auseinandersetzen. Richtig angewandt kann sie Arbeitsabläufe effektiver gestalten, das Risiko menschlicher Fehler verringern und so das Vertrauen der Unternehmen in die eigenen Daten stärken.

Christian Frauen ist Vice President und Country Manager für die Region DACH bei Workiva.

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