Selten konnte ein IT-Dienstleister seinen Kunden eine größere Auswahl an Systemen anbieten als heutzutage. Wenn allerdings viele Wege nach Rom führen, fällt die Entscheidung für den richtigen schwer. Jörg Sattler, Leiter Marketing und Kommunikation der IT-Services and Solutions GmbH, sprach mit Michael Wirt über die Rolle eines herstellerunabhängigen IT-Dienstleisters in einem hart umkämpften Markt.
Jörg Sattler, Leiter Marketing und Kommunikation der IT-Services and Solutions GmbH
Michael Wirt: Stichwort Systems 2004: Wie hat der Besucher die angekündigte Partnerschaft zwischen it’ und Suse Linux aufgenommen?
Jörg Sattler: Die Platin-Partnerschaft mit Novell, deren Schwerpunkt auf der Zusammenarbeit mit Suse Linux liegt, nehmen unsere Kunden sehr gut an. Gerade von uns als einem herstellerunabhängigen IT-Dienstleister erwarten die Kunden, dass wir auch bei geschäftskritischen Anwendungen die zunehmende Bedeutung von Open Source richtig einschätzen können und in diesem Umfeld kostengünstig Lösungen anbieten. Diese berechtigten Erwartungen können wir mit dieser Partnerschaft erfüllen.
Michael Wirt: Die Partnerschaft von it’ und Suse Linux steht im Vordergrund. Kann diese Partnerschaft als eine „Breitseite gegen Windows“ gewertet werden?
Jörg Sattler: Nein, absolut nicht. Wir sind ein herstellerunabhängiger IT-Dienstleister und bieten unseren Kunden genau den Service, den sie benötigen. Das bedeutet, dass wir sowohl Open-Source-Produkte als auch Produkte von Microsoft anbieten.
Genauso verfahren wir mit Services und Produkten unseres Mutterkonzerns IBM. Wenn IBM-Lösungen am besten zu einem Kunden passen, bekommt er sie. Ist es aber sinnvoller, beispielsweise eine Datenbank von Oracle zu implementieren, so tun wir das. Wichtig ist für uns nur, dass der Kunde genau die individuell auf ihn abgestimmten Lösungen erhält, die er wirklich benötigt.
Michael Wirt: Die Wahl zwischen Windows und Linux ist auch stark emotionsgetrieben. Welche Erfahrungen machen Sie dahingehend bei Ihren Kunden?
Jörg Sattler: Meiner Meinung nach sind emotionsgeladene Diskussionen im Geschäftsleben nicht tragbar. Wir müssen davon wegkommen, die eine Seite der Medaille über den grünen Klee zu loben und dabei die andere Seite zu ignorieren, nur weil wir sie nicht mögen.
Unsere Kunden sehen das genauso und wägen die Vor- und Nachteile gründlich ab. So hat sich die EWR GmbH zusammen mit ihrer Mutter, der Stadtwerke Remscheid GmbH, für Microsoft entschieden, weil bei dem Energieversorger das Know-how um Microsoft-Produkte vorherrscht. Das Marienhospital dagegen setzt Linux ein, weil das neue System hochskalierbar ist.
Michael Wirt: Linux ist augenscheinlich eine preisgünstige Alternative zu Windows. Welche Vorteile gibt es außerdem?
Jörg Sattler: Linux ist nicht immer preisgünstiger. Denken Sie nur an den Schulungsaufwand der Mitarbeiter eines Unternehmens, die sich bislang noch nicht mit Linux beschäftigt haben. Auch mangelnde Anbindungen zu bestehenden proprietären Systemen kann ein Linux-System teuer machen. Es ist also möglich, dass der Preisvorteil infolge der kostenfreien Nutzung von Open-Source-Software schnell aufgebraucht ist.
Auch die landläufig genannten Vorteile wie Sicherheit und Stabilität lassen sich zum Teil schnell entkräften. Ich denke da beispielsweise an das neue Windows XP, dessen Nutzerverwaltung mittlerweile ebenso einfach und sicher ist wie die von Linux. Und die IBM eServer iSeries, also die alten AS/400-Maschinen, sind genauso stabil wie die Linux-Server.
Daher ist für mich einer der wichtigsten Vorteile von Open Source die Skalierbarkeit der Linux-Systeme. Offene Schnittstellen und der ebenfalls offene Quellcode von Anwendungen ermöglichen es Anwendern, die individuell benötigten Verbindungen zu neuen Systemen oder Programmen zu erstellen. Außerdem ist es wegen des frei verfügbaren Quellcodes möglich, dass sich Anwendungen auch dann weiterentwickeln lassen, wenn deren Hersteller nicht mehr aktiv sind.
Michael Wirt: Das Marienhospital in Stuttgart hat gemeinsam mit IBM und it’ die Umstellung hinter sich. Gibt es da bereits Zahlen über die Kosten des Projektes?
Jörg Sattler: Mir sind bislang keine neuen Zahlen bekannt. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann ist, dass das Marienhospital mit dem von IBM und uns eingeführten Linux-System sehr zufrieden ist. Es erfüllt genau die Erwartungen: Skalierbarkeit, hohe Performance, Flexibilität und schneller Zugriff auf umfangreiche Bilddateien wie Computer-Tomographien oder Röntgenaufnahmen.
Michael Wirt: Welche Entscheidungskriterien bieten Sie Ihren Kunden bei der Beratung an?
Jörg Sattler: Wir betrachten unvoreingenommen die bestehende IT-Infrastruktur und vor allem die damit verbundenen Geschäftsprozesse. Auf der Basis dieser beiden Faktoren geben wir Empfehlungen ab. Wichtig ist – und das ist vollkommen unabhängig von der geforderten Leistung –, dass Geschäftsprozesse und IT-Landschaft zueinander passen. Denn eine Entscheidung muss sich für einen Unternehmer immer positiv auf Zeit, Qualität und Kosten auswirken.
Leidet beispielsweise die Produktivität eines Unternehmens darunter, dass Daten in einem ERP-Programm unter Linux umständlicher zu bearbeiten sind als unter Windows, ist Windows klar im Vorteil. Ist aber das Linux-System skalierbarer und benötigt genau das der Kunde, so ist Linux wieder im Rennen. Wenn dann noch die Total Costs of Ownership – also die Aufwendungen inklusive aller Folgekosten – für eine Linux-basierte IT-Landschaft deutlich geringer ausfallen als bei Microsoft, ist die Entscheidung eindeutig.
Generell müssen die IT-Systeme zu den Bedürfnissen des Kunden passen, das bewertet unser erfahrenes Linux-Team beim Kunden vor Ort. Das ist der Service, den ein produktunabhängiger IT-Dienstleister anbieten und leisten muss.