Mittlerweile ist es für die meisten Unternehmen kaum noch denkbar, ihr Warenwirtschaftssystem ohne ein daran angebundenes Lagerverwaltungssystem (LVS) einzusetzen. Der Entscheidung für ein LVS geht oft eine mühsame Marktrecherche voraus: Welche Software läuft auf welchem Betriebssystem bzw. welcher Plattform? Der Bopparder LVS-Anbieter Ehrhardt + Partner bietet sein Lagerführungssystem LFS 400 deshalb jetzt sowohl für OS/400 als auch für Linux an. Das Außergewöhnliche dabei ist eine Single-Code-Entwicklung, das bedeutet, sowohl für Linux als auch auf der iSeries wird der gleiche Softwarecode verwendet. Der geschäftsführende Gesellschafter Marco Ehrhardt sprach mit Michael Wirt über Entwicklung, Leistungsfähigkeit und Zukunft der Software.
Marco Ehrhardt, geschäftsführender Gesellschafter von Ehrhardt + Partner
Michael Wirt: Was zeichnet Ihr Lagerführungssystem LFS 400 besonders aus?
Marco Ehrhardt: Es bietet höchste Funktionsvielfalt bei einer hohen Performance. Alle relevanten Prozesse lassen sich anhand von Parametern einstellen und so an die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Lagers anpassen. Darüber hinaus ist die Software branchenunabhängig, das heißt, die besonderen und spezifischen Funktionen jeder Branche sind in der Software integriert.
Michael Wirt: Das Systems wurde ursprünglich für die iSeries entwickelt. Welche weiteren Betriebssysteme bzw. Datenbankplattformen unterstützt das System?
Marco Ehrhardt: Wir haben das führende Lagerführungssystem, das es bisher nur auf der iSeries gab, kürzlich auf Linux portiert. Das Besondere ist hierbei die Single-Code-Entwicklung, das heißt, es wird unter Linux der gleiche Softwarecode verwendet, der auf der iSeries entwickelt wird. Für beide Systeme stehen exakt die gleichen Softwarefunktionen des Lagerverwaltungssystems zur Verfügung. OS/400-spezifische Funktionen und Befehle wurden unter Linux nachgebildet. Weiterhin wurde schon vor einiger Zeit die OS/400-Bildschirmausgabe von der Programmlogik getrennt. Dies war eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Portierung. Die OS/400-Bildschirme werden bei der Portierung nun ebenfalls automatisch in ein Linux-Format umgewandelt.
Michael Wirt: Wie sind die Schnittstellen zu Partnern bzw. Partnerprodukten realisiert (Datenbank- und Prozessintegration, Portale, EAI)?
Marco Ehrhardt: Alle möglichen Schnittstellen wie z.B. Datenbankschnittstelle, Socketverbindung, SOAP, XML oder IDOCS können hierbei genutzt werden. Als langjähriger SAP-Kunde haben wir mehr als 40 SAP-Kundensysteme angebunden. Aber auch zu anderen Warenwirtschaftssystemen wie z. B. Navision, Brain, Movex, Copa oder J.D. Edwards bestehen bereits Standardschnittstellen. Natürlich können auch eigenentwickelte Systeme problemlos angebunden werden. Darüber hinaus enthält unser Lagerverwaltungssystem Schnittstellen zu anderen Logistiksystemen wie z. B. Tourenplanungs- oder Speditionsplanungssoftware und ermöglicht die problemlose Integration untergeordneter Systeme wie z.B. Materialflussrechner oder Datenfunk- bzw. Pick-by-Voice-Geräte.
Michael Wirt: Linux ist ein „Buzzword“, mit dem sich im Moment auch der Mittelstand intensiv befasst. Wie ist Ihre Linux-Strategie?
Marco Ehrhardt: Linux ist für uns eine interessante, unser System ergänzende Plattform. Wir halten Linux für ein annähernd ebenso stabiles System wie OS/400. Allerdings wird die iSeries unser primäres Entwicklungssystem bleiben. Mit der Portierung und der Single-Code-Entwicklung können wir beide Plattformen mit unserer Lösung bedienen. Damit überzeugen wir auch Interessenten, die die Vorteile der iSeries bislang noch nicht nutzen bzw. kennen gelernt haben, aber dennoch Wert auf ein leistungsfähiges und modular konzipiertes Lagerführungssystem legen. Unser potenzieller Kundenkreis wird damit größer, denn die Anfragen für Linux nehmen deutlich zu. Weiterhin können wir so flexibel auf die Kundenanforderungen eingehen und unser Lagerführungssystem je nach Wunsch auf Linux oder auf OS/400 einsetzen.
Michael Wirt: Linux hat auch den Ruf, preisgünstig zu sein. Wie beeinflusst das Ihre Produkt-/Preisstrategie?
Marco Ehrhardt: Wenn wir das Preisgefüge im Markt beobachten, so stehen Unix- oder Linux-basierte Lösungen preislich iSeries-Systemen in nichts nach. Wichtig ist, dass Qualität, Funktionalität und die Dienstleistungen, die der Anbieter im Rahmen eines Projekts übernimmt, in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. Es gibt sicherlich Billiganbieter, doch für den Kunden rechnet sich deren Einsatz nicht. In der Regel werden ihm im Laufe der Projektabwicklung zusätzliche Kosten entstehen, die durch zusätzlich notwendige Dienstleistungen oder fehlende Funktionen des Systems, die extra programmiert werden müssen, verursacht werden. Solange das Projekt nicht sauber läuft, der Kunde aber bereits einen großen Teil des Auftragswerts bezahlt hat, wird er zwangsläufig und notgedrungen weiter bezahlen. Damit werden solche Billigprojekte schnell zu kapitalintensiven Dauerprojekten.
Michael Wirt: Wo steht LFS 400 technisch heute und wie sieht die Planung der Weiterentwicklung aus?
Marco Ehrhardt: LFS 400 wird permanent weiterentwickelt und verbessert. Aktuelle Technologien wie SOAP und XML sind bereits seit Jahren implementiert. Es verfügt über modernste Funktionen und befindet sich auf dem neuesten Stand. Die Software wurde z.B. speziell für den Batchbetrieb auf der iSeries umgewandelt. Entscheidende softwaretechnische Änderungen wurden bereits vor Jahren durchgeführt. Damit erspart sich der Kunde die Anschaffung teurer interaktiver Leistung. Ein weiterer wichtiger Schritt war außerdem die Abkopplung der Bildschirmausgabe vom Programmcode. Dadurch können wir neben der 5250-Emulation auch andere Ausgabemedien an unser System anbinden. Dies war eine entscheidende Voraussetzung für unsere grafische, Java-basierte Oberfläche. Auf ähnliche Weise haben wir außerdem die Druckausgabe vom Programmcode abgekoppelt. So ist LFS 400 heute in der Lage, die von OS/400 bzw. von Linux erzeugte Druckausgabe als XML auszugeben und so in weiteren Systemen zu verarbeiten. Ein Beispiel hierfür sind die Formulargeneratoren. Diese Entwicklungen der vergangenen Jahre waren die Voraussetzung für die Portierung auf Linux. So sind wir mittlerweile einer der wenigen Anbieter, die eine performante Lösung für die iSeries und Linux haben. Diesen Wettbewerbsvorteil werden wir – auch im Interesse unserer Kunden – zukünftig kontinuierlich weiter ausbauen.