Das Schulungsgeschäft in der IT hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Waren vor kurzem noch Kurse zu den Themen Programmierung und Systemsteuerung gut besucht, so sind es heute eher die Veranstaltungen in denen strategisches Wissen vermittelt wird. Auch die IBM hat sich darauf eingestellt und ihr Schulungs- und Ausbildungsangebot überarbeitet. Franz-Rainer Schmidt, Direktor IBM IT Education Services (frschmidt@de.ibm.com), verantwortet das IT-Educations-Business der IBM in Deutschland. Er stand uns Rede und Antwort über die Strategie der IBM in Bezug auf Trainingspartner und Trainingsmodelle.
Franz-Rainer Schmidt, Direktor IBM IT Education Services
Michael Wirt: Die skill:form AG ist seit dem 30. Juni ein neuer Trainingspartner der IBM. Insgesamt gesehen gibt es ja nicht mehr so viele. Wie ist der Schulungsbereich insgesamt aufgebaut?
Franz-Rainer Schmidt: Innerhalb der IBM existiert eine sehr klare Struktur, was die Trainingspartner angeht. Unser Trainingspartnermodell, das ja weltweit aufgesetzt wird, basiert immer auf einem „Revenue-Share“. Wenn ein Training von einem Partner durchgeführt wird, erhält er dafür eine bestimmte prozentuale Beteiligung an diesem Umsatz. Bislang haben wir in Deutschland nur mit einer kleinen Anzahl von Trainingspartnern in bestimmten Segmenten gearbeitet. In anderen Ländern ist das anders, beispielsweise ist die Zusammenarbeit mit den Trainingspartnern in Österreich oder der Schweiz viel ausgeprägter.
In Deutschland haben wir schon seit längerer Zeit eine Partnerschaft mit der Firma TRIA IT-Training GmbH für Schulungen im Bereich der Microsoft-Produkte sowie mit der Firma ExperTeach GmbH, wenn es um Netzwerke mit Cisco-Hardware geht. Darüber hinaus arbeiten wir hier sehr viel auf Basis der „Subcontracted Services“ zur Durchführung von Schulungen. Dabei handelt es sich um Lieferanten der IBM in Sachen Schulung, z. B. auch Business-Partner, die bei der IBM als „Subcontractor“ gelistet sind.
Mitte des Jahres haben wir uns nun einen Partner gesucht, der unsere Delivery-Aktivitäten für Trainings bündelt. Der administrative Aufwand im Schulungsbereich ist sehr groß, wenn man sehr viele Lieferanten hat. Daher wurde ein Partner etabliert, der auf der „Revenue-Share“-Basis mit uns arbeitet, unsere Lieferantenstrukturen bündelt und koordiniert.
Der entscheidende Punkt für unsere Kunden ist hierbei, dass wir als IBM auch weiterhin der zentrale Ansprech- und Kompetenzpartner sind, der den Inhalt für die unterschiedlichen Hard- und Software-Themen auf einem weltweiten Level erstellt. Dies umfasst alle bekannten Themen für die IBM Plattformen i-, p-, x- und zSeries sowie die Software-Themen wie z. B. DB2, WebSphere, Tivoli bis hin zu Lotus Notes. Die Schulungsunterlagen werden von IBM entwickelt und erstellt. Für unsere Kunden ändert sich also nichts. Geschult wird der Kursinhalt dann durch unsere Trainingspartner oder bei Spezialthemen durch IBM Mitarbeiter.
Die IBM ist also weiterhin für die Kursplanung verantwortlich und stellt die Kursinhalte und -programme zusammen. In Deutschland existieren zur Durchführung der Schulungen fünf Bildungszentren (München, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart, Berlin). Die Verantwortung für die Inhalte, Termine und Schulungsorte haben unsere Offering Manager, die auch für die Sicherstellung der Qualitätsstandards unserer Schulungen verantwortlich sind. Die Durchführung des eigentlichen Trainings erfolgt zu einem großen Teil durch unsere Trainingspartner, wobei zukünftig ein erheblicher Anteil durch die Firma skill:form AG realisiert wird.
Michael Wirt: Wie sieht die Ausbildungsrichtung oder der Ausbildungsschwerpunkt bei skill:form aus?
Franz-Rainer Schmidt: Die Firma skill:form ist ein Zusammenschluss von zwei Firmen, die der IBM seit Jahren bekannt sind. Da ist zum einen die Firma Reinform AG, die bereits einer unser Schulungs-Lokationspartner sowie Lieferant für Trainerleistungen ist, und zum anderen die Firma Sistro GmbH, die in unseren IBM Call-Centern in Erfurt und Leipzig Services für die Infrastruktur erbringt. Der Zusammenschluss der Unternehmen wurde getätigt, um beides zu vereinigen. So können wir neben der Koordination der Trainingsleistungen auch den Betrieb unserer Infrastruktur verlagern.
Ein Beispiel: Für eine bestimmte Schulung an einem bestimmten Tag muss die nötige Software-Plattform in einem bestimmten Schulungsraum bereit- und zur Verfügung gestellt werden. Dahinter steckt ein hoher Organisations- und Vorbereitungsaufwand. IT Education Services betreibt heute zwei kleine Rechenzentren, die die Software für unsere Schulungen rechtzeitig in die einzelnen Schulungslokationen „verschicken“. Diese werden zukünftig in die Betriebsverantwortung der skill:form AG übergeben.
Michael Wirt: Im iSeries-Markt gibt es nicht so arg viele Ausbildungsbetriebe. Welche Partnerschaften werden dafür angestrebt?
Franz-Rainer Schmidt: Wir haben eine Anzahl von Lieferanten im iSeries-Bereich, die für uns in sehr guter Qualität die Kurse durchgeführt haben. Diese werden in Zukunft in Verbindung mit skill:form weiterhin mit uns zusammenarbeiten. Wir wollen auch hier unsere etablierte Lieferantenstruktur bündeln.
Michael Wirt: Welche Anstrengungen werden unternommen, um z. B. die „Basics“ wie CL-Programmierung, RPG oder die Bedienung einer iSeries oder i5 zu vermitteln?
Franz-Rainer Schmidt: Wir haben schon immer eigene Trainer mit einem klaren Fokus auf iSeries und i5 gehabt. Damit deren Skill immer auf der Höhe der Zeit ist, sind sie in so genannte „Delivery Units“ integriert und werden bei Bedarf auch weiterhin zum Einsatz in unseren Schulungen kommen. In jedem Segment, wie z. B. auch dem iSeries-Segment, sind zwei bis drei Leute für das Offering verantwortlich. Diese stehen sowohl auf der internationalen und als auch auf der nationalen Ebene in ständigem Kontakt mit den Mitarbeitern, die in Projekten tätig sind. Aus diesem Informationsaustausch werden die Leitlinien für die kommenden Schulungsprogramme entwickelt und festgelegt.
Standardkurse werden wie gehabt durch unsere Trainingspartner, in der Vergangenheit Subcontractoren, erbracht. Spezialthemen, die ein besonderes Wissen erfordern, werden auch weiterhin durch IBM Mitarbeiter als Trainer realisiert. Hierbei sind besonders die labornahen Workshops zu brandaktuellen Themen oder auch unsere Konferenzen zu erwähnen, die tagesaktuell im Internet abgerufen werden können. Diese werden wir natürlich auch zukünftig mit unseren eigenen Mitarbeitern durchführen, die über die entsprechenden Projekterfahrungen verfügen und in die neuesten Entwicklungen eingebunden sind. Um nur ein Beispiel aus dem Bereich Serverkonsolidierung herauszugreifen, seien die neuen Workshops zu LPAR auf i5 erwähnt.
Michael Wirt: Wie sehen die Kontaktmöglichkeiten der Anwender zur Firma skill:form aus?
Franz-Rainer Schmidt: Ein direkter Kontakt ist möglich, aber nicht erforderlich. Wir sind weiterhin der direkte Ansprech- und Vertragspartner für den Kunden. Unser neuer Schulungskatalog für Deutschland, Österreich und die Schweiz wird im Oktober erscheinen. Für jedes Segment gibt es einen Offering-Spezialisten, der auch zukünftig der zentrale Ansprechpartner für die Kunden ist.
Michael Wirt: Wie sieht die IBM die Zukunft des virtuellen Lernens?
Franz-Rainer Schmidt: Eines der Zukunftsthemen der IBM im Bereich Schulung wird der virtuelle Klassenraum sein. Das Thema e-Learning ist seit Jahren in aller Munde. Wir haben im deutschsprachigen Raum jedoch festgestellt, dass die e-Learning-Komponenten oder die so genannten „Computer-based Trainings“ bislang sehr verhalten angenommen wurden. Deswegen haben wir im letzten Jahr intensive Erfahrungen mit dem virtuellen Klassenraum gesammelt.
Im virtuellen Klassenraum hat ein Dozent die Möglichkeit mit den Teilnehmern, die sich an einem beliebigen Ort mit Zugang zum Internet befinden können, eine gemeinsame Schulung durchzuführen. Der Vorteil des virtuellen Klassenraumes ist, dass eine direkte Kommunikation mit den Dozenten und den Teilnehmern untereinander stattfindet. Für IBM ist der virtuelle Klassenraum das Medium der Zukunft im Schulungsbereich. Wir werden das Angebot in diesem Bereich stark ausbauen. Für die End-User ist bereits ein breites Angebot verfügbar, vor allem im Microsoft- und Lotus Notes-Bereich. Dieses wird jetzt mehr und mehr auch für die anderen Fachthemen ausgebaut werden. Dazu gehört z. B. das Thema „IT-Infrastructure Library (ITIL)“. In diesem Bereich sind wir einer der ersten Anbieter im Markt für eine virtuelle Klassenraumschulung. Der Kunde profitiert hier vor allem von der Möglichkeit des direkten Dialogs wie er auch im Klassenraum stattfindet. Außerdem ermöglichen wir so unseren Kunden, Schulungen auch ohne Reisekosten besuchen zu können und ihr Schulungsbudget effektiver zu nutzen.