Früher hieß der Slogan „It´s CeBIT-Time“ und alle, alle rannten. Alle waren dem Hype erlegen, neueste Trends, Produkte oder wenigstens Anregungen zu erhaschen. Aber wer hat denn damals, in Zeiten von 800 000 Besuchern, wirklich etwas substantielles gesehen? Die Jungmanager in der achten Reihe vor einem gut besuchten Stand oder der Unternehmer, der voller Ehrfurcht vor doppelstöckigen Internet-Ständen mit der Größe von Einfamilienhausgrundstücken auf Firmennamen starrte, die er bis dato noch niemals gehört hatte und deren Angebot er nicht verstand?
Nein, das war´s doch auch nicht! Inzwischen werden auch in Hannover kleinere Brötchen gebacken und der Hype ist dem Geschäftsmäßigen gewichen, obwohl viele Endverbraucher in den Handy- und Spielehallen voll auf ihre Kosten gekommen sind – wenn auch in der achten Reihe. Die durchweg gut vorbereiteten Business-Besucher fanden jedoch eine sauber strukturierte Veranstaltung vor und die Aussteller mit Fokus auf Geschäftskundschaft registrierten die neue Professionalität ihrer Gäste.
So ist es nicht verwunderlich, dass die Mehrzahl der rund 6400 Aussteller von einer erfolgreichen Messeteilnahme sprach. Wer innovative Produkte und Dienstleistungen zeigte und dies seiner Zielgruppe im Vorfeld auch glaubhaft vermittelt hatte, dem war auch bei dieser CeBIT die Gunst der Besucher sicher. Marketing-Mix sei Dank!
Besucher, die auf unzählige Innovationssprünge gehofft hatten, kamen allerdings nicht so recht auf ihre Kosten. Denn kein Unternehmen kann es sich heute mehr leisten, bis zur nächsten Großveranstaltung auf die öffentliche Präsentation neuer Errungenschaften zu warten. Dazu ist der Wettbewerb zu transparent geworden.
Und genau diese Transparenz (Internet macht´s möglich) ist es auch, die den Mammutmessen á la CeBIT das Leben schwerer machen. Trotz aller konzeptionellen Verbesserungen muss die Hannover Messe AG weiterarbeiten. Entweder in die Richtung, für eine höhere Dichte an qualifizierten Businessbesuchern und voraussichtlich für insgesamt weniger Publikum zu sorgen – oder aber sie schreibt den Trend fort und entwickelt sich zu einem Spektakel für Endverbraucher.
AutorKlaus-Dieter Jägle, Geschäftsführer ITP Verlag