Der Weg der Ware ist keine Einbahnstraße mit unbekanntem Ziel. Mautpfosten registrieren jede Autobahnbewegung des Transportmittels, kleine RFID-Chips funken weitere Details über den Verbleib und die Beschaffenheit der jeweiligen Waren und im WWS-System laufen schließlich alle Daten zusammen. Dank der EU-Verordnung 178/2002, die eine lückenlose Rückverfolgbarkeit für Lebens- und Futtermittel sowie für alle sonstigen Stoffe, die dazu bestimmt sind oder von denen erwartet werden kann, dass sie darin verarbeitet werden, vorschreibt, ist in Zeiten des grenzüberschreitenden Handels vor allem eines gefragt: Flexibilität. Mit der wachsenden Zahl der möglichen Lieferanten und Kunden aus dem osteuropäischen Raum müssen vor allem die ERP-Systeme auf die Kommunikation mit den dort eingesetzten Systemen vorbereitet sein.

Die Kommunikation muss sich aber auch auf die andere Seite des Tresens erstrecken, die Bedürfnisse des Kunden sollten in der Planung der Warenbereitstellung eine dominierende Rolle spielen. Wo ist die Nachfrage nach einem bestimmten Produkt höher als woanders? Sind die Lagerkapazitäten vor Ort darauf vorbereitet? Wie schnell muss leicht verderbliche Ware angeliefert werden? Sind die Systeme flexibel genug, um rechtzeitig auf die Anforderungen des Marktes reagieren zu können? Denn nichts ist schlimmer als eine Lieferbereitschaft von Null.

Was dabei nicht außer Acht gelassen werden sollte, ist die betriebswirtschaftliche Sicht. Ein hoher Lagerbestand geht einher mit einer hohen Lieferfähigkeit. Wer alles hat, kann alles liefern. Was passiert aber mit der Ware, deren durchschnittliche Verweildauer höher ist als vorgesehen? Die Kapitalbindung von Ladenhütern ist immens und der Spagat zwischen einem niedrigen Lagerwert und einer hohen Lieferfähigkeit eine täglich zu meisternde Aufgabe.

Das viel beschworene Wort des Kundenbeziehungsmanagements, besser (oder schlechter) bekannt als CRM (Customer Relationship Management), ist der Kompass, nachdem sich das Warenangebot und damit auch der Warenbestand zu richten hat. Dabei spielt nicht nur die Menge der Daten eine Rolle, sondern auch die Zeit, in der diese abrufbar sind. Wenn Sie die Excel-Tabelle über die Umsätze des Kunden erst dann erreicht, nachdem alle Außendienstler die Quartalsumsätze eingegeben haben und die Buchhaltung alle Gutschriften gebucht hat, kann es vielleicht zu spät sein, wenn die Konditionsverhandlungen in der heißen Phase sind. Information ist alles. Je mehr über den Kunden bekannt ist, umso höher sind die Chancen im Konditionspoker oder in Bezug auf Zusatzgeschäfte im Cross- und Add-on-Selling.

Chaoten willkommen

Was ist der Unterschied zwischen einem unaufgeräumten erscheinenden Schreibtisch und einem unaufgeräumt erscheinenden Lager? Auf den ersten Blick gibt es keinen: Beides ist chaotisch und hier wie dort gibt es nur einen, der sich noch zurechtfindet. Während der chaotische Schreibtisch allerdings eher negativ behaftet ist, hat ein chaotisches Lager trotz des Namens seine Vorteile. In der konventionellen Lagerführung werden Artikel nach Kriterien wie z.B. der Artikelnummer und dem Lagerort eingelagert. In der chaotischen Lagerführung stehen die Stellplätze allen Artikeln zur Verfügung und alles wird dort gelagert, wo gerade Platz ist. Ihre iSeries weiß jederzeit, wo etwas steht – und vor allem seit wann, Stichwort FIFO (First In – First Out). Als Bindeglied innerhalb der Lieferkette von produzierenden Betrieben ist ein Lager für Artikel, die für die Just-in-Time-Produktion bestimmt sind, nur von temporärer Dauer. Flexibilität bestimmt das Handeln.

Die Erfassung von Daten aller Art geschieht in den allermeisten Fällen (noch) nur über Barcode. RFID (Radio Frequency IDentification) steht mehr als nur in den Startlöchern, die Technologie wird mehr und mehr und in unterschiedlichen Szenarien eingesetzt. Das Kürzel RFID ist dabei der Oberbegriff für die komplette technische Infrastruktur. Diese umfasst den Transponder, die Sende-Empfangs-Einheit und die Integration mit dem WWS-Systeme sowie den Servern.

Ein Beispiel: Das Klinikum Saarbrücken hat am 19. April im Rahmen eines Pilotprojekts eine RFID-basierte Patientenidentifikation gestartet. Ziel ist es, gemeinsam mit den Technologiepartnern Siemens Business Services, Intel und Fujitsu Siemens Computers einen einfacheren Zugriff auf Patientendaten zu realisieren. Gleichzeitig soll modernste IT und RFID-Technik zu einer größeren Medikamenten- und Dosierungssicherheit beitragen. In das Projekt werden rund 1000 Patienten eingebunden.

Patienten erhalten künftig bei der Aufnahme in das Klinikum Saarbrücken ein Armband mit integriertem RFID-Chip, der die Patientennummer enthält. Mittels Tablet-PCs und PDAs lesen Ärzte und Pflegepersonal die Nummer aus und können so die Patienten in Sekundenschnelle identifizieren. Damit erhalten die Berechtigten online via WLAN Zugriff auf eine geschützte Datenbank mit Details zu den Patientendaten einschließlich der zu verabreichenden Arzneimittel und deren Dosierung. Schutz vor unbefugtem Zugriff gewährleistet modernste Verschlüsselungstechnik.

RFID wird außerdem auch bei der Großhandelskette Metro sowie bei Walmart eingesetzt und sorgt dort für „strahlende Artikel“.

M.W.