In den 90er Jahren befanden sich viele der produzierenden Unternehmen vor bzw. in einer Reorganisation ihrer unternehmensinternen Abläufe. Dabei wurde eine starke Dezentralisierung der Aufgaben und Verantwortlichkeiten verfolgt. Dies hatte zur Folge, dass immer mehr Aufgaben an Lieferanten übertragen wurden und der Anteil an Zukaufteilen deutlich anstieg. Diese Restrukturierung führte zu komplexen Unternehmensverbünden mit in sich verzahnten Logistikketten. Folgerichtig sind die Optimierungspotentiale in der unternehmensübergreifenden Ausrichtung der Geschäftsprozesse zu finden, die sich mit der informationstechnischen Unterstützung der Logistikabläufe realisieren lassen. Bisher scheiterten Ansätze in dieser Richtung meistens an den unterschiedlichen IT-Infrastrukturen der beteiligten Unternehmen. Supply-Chain-Management wird deshalb meist nur innerhalb einer Firma optimiert. Zur firmenübergreifenden Optimierung müssen mehr Informationen als bisher ausgetauscht und aufbereitet werden. Herausforderungen sind Datenintegration und eine möglichst automatisierte Abarbeitung der Anfragen und Bestellungen.
An diesem Punkt greifen die Bemühungen im Bereich „Web-Services“. Das ist ein Versuch zur Standardisierung von elektronischen Dienstleistungen, der unter anderem von IBM, Microsoft und Sun vorangetrieben wird. Dabei werden auf einfachstem Wege Daten zwischen verschiedenen Firmen ausgetauscht. Anders als bei EDI werden nicht nur Daten übermittelt, sondern automatisierte Verarbeitungen angestoßen.
Web-Plattformen für Routinearbeiten
Um die eigene Produktion aufrecht zu halten, benötigt ein Industrieunternehmen einen ständigen Fluss an Produktionsmitteln und Vorprodukten. Diese werden bei einer wechselnden Zahl von Zulieferern bestellt. Mit Web-Services wird es nun möglich, die Bestellungen zu übermitteln und beim Lieferanten entsprechende Reaktionen anzustoßen. Die anfängliche Bestellung sowie auch die Reaktion beim Lieferanten sind Geschäftsprozesse, die sich mit geringen Abweichungen relativ häufig wiederholen. Deshalb liegt es nahe, sie mit Hilfe eines Prozessmanagement- bzw. Workflow-Managementsystems zu automatisieren. Solch ein System betrachtet einen Geschäftsprozess als Abfolge von Bearbeitungsstationen, die zur Erfüllung einer Gesamtaufgabe erledigt werden. Im Idealfall können diese Aufgaben ohne Zutun eines menschlichen Bearbeiters erledigt werden, so dass die verschiedenen Disponenten von Zulieferern, Abnehmern und auch Transport-Dienstleistern von Routinetätigkeiten entlastet werden.
Im Rahmen des Forschungsprojektes „CoagenS“ (weitere Informationen unter www.coagens.de) werden unternehmensübergreifende Kommunikations- und Integrationsplattformen entwickelt, die die menschlichen Disponenten von Routinearbeiten entlasten sollen. Die Systeme können in Ausnahmesituationen schnell und umfangreich informieren und Lösungen anbieten. Angebunden an ein Workflow-System handeln autonom agierende Software-Agenten und erledigen die oben angesprochenen Routinetätigkeiten. Ausgestattet mit einem variablen System von Ablaufregeln und Bearbeitungsregeln können diese Software-Agenten auch auf abweichende Lieferungen und Störungen in der Supply-Chain-Management reagieren. Erst wenn ihre in den Regelsystemen angelernten „Befugnisse“ oder Entscheidungsrahmen nicht mehr ausreichen, schalten sie menschliche Bearbeiter ein.
Vorteile
Anders als bei bisherigen Systemen bietet der CoagenS-Ansatz einige Vorteile: Er ermöglicht unternehmensübergreifende Abläufe durch einfache Datenübertragungen basierend auf XML. Mit Hilfe von Web-Services stoßen die XML-Nachrichten automatische Vorgänge an, die mit Hilfe von autonomen Software-Agenten bearbeitet werden. Er realisiert Enterprise Application Integration (EAI): mit dem Workflow-System können in den Unternehmen bestehende Software-Systeme auf einfache Weise einbezogen werden.
Optimierungsziele von CoagenS sind eine bessere Auslastung der Transportmittel in Verbindung mit einer verbesserten Koordination von Bestellungen. Darüber hinaus kann auf Störfälle – wie z.B. Abweichungen in den Liefermengen und Verzögerungen – schnell und qualifiziert reagiert werden. Daneben ergeben sich deutliche Einsparungen im Bereich der Transaktionskosten: Es wird weniger telefoniert – z.B. um anzufragen, ob eine Lieferung pünktlich erfolgen wird. Es ergeben sich Einsparungen bei Fax-, e-Mail- und EDI-Übertragungen.
Quasi als Nebenprodukt übermittelt CoagenS Informationen über Transportbehälter. Der Behälterkreislauf wird im Internet kontrolliert und an zentraler Stelle auf Konten verbucht. Der Aspekt Leergut wird im Supply-Chain-Management vielfach vernachlässigt. Transport- bzw. Leergutbehälter sind teuer und stehen meist nicht dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden.
CoagenS zeigt anhand von Kontoständen, welche Mengen bei welchem Unternehmen vorhanden sind und optimiert den Sekundärkreislauf „Leergut“, so dass die beteiligten Firmen mit möglichst wenig Behältern optimal wirtschaften können.
PAVONE AG
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