Lösungen auf Basis des WebSphere Application Server (WAS) und Lotus Notes/Domino zeichnen sich durch Stabilität, Flexibilität und Plattformunabhängigkeit aus. Der iSeries-Markt hat lange Zeit nur „Bahnhof verstanden“, wenn die Frage nach dem WAS und Warum gestellt wurde. Die moderne e-Business-Plattform kollidierte mit der RPG-Logik. Dann ging IBM mit den ISVs in die Offensive. Wer Geschäftspartnern oder Kunden Daten oder Applikationen über das Web bereitstellen will, hat meistens einiges an Arbeit vor sich und die Qual der Wahl. Sicherheitsverwöhnte iSeries-User würden am liebsten nur eine Kopie der unternehmenskritischen Anwendungen und Daten offerieren, damit beim Zugriff von extern auch wirklich und bestimmt überhaupt gar nichts schief gehen kann.
Aufgeschlossen
Die Wettbewerbsfähigkeit ruft aber nach Real-Time-Funktionalitäten, also sind Integration und Schnelligkeit gefragt. Die Midrange-Gemeinde muss sich dafür von der reinen RPG-Logik lösen – nach dem Öffnen der Plattform schließen allmählich auch die User auf.
Mit dem WebSphere Application Server adressiert IBM auch deren Sicherheitsbedenken. Das Produktprogramm steht für eine vollständig plattformübergreifende Infrastruktur für e-Business-Web-Sites, offene Standards werden eingehalten. Diese Standards für das Design, die Entwicklung und die Implementierung von Server-basierten Applikationen werden durch die Spezifikationen der Java-2-Plattform, Enterprise Edition (J2EE), definiert. Halten sich ISVs und Entwickler an diese Vorgaben, kann neben Portabilität und Skalierbarkeit auch ein durchgängiges Sicherheitskonzept erreicht werden.
Wer ist WAS?
Der WebSphere Application Server ist IBMs Runtime-Umgebung für die Java-2-Plattform und deren Komponenten. Sie ist also u. a. für Servlets, JSP (Java Server Pages), EJB (Enterprise Java Beans) und auch Web-Services zertifiziert. iSeries-Usern stehen insgesamt drei verschiedene Offerten zur Verfügung, die sämtlich auf dem WAS Version 5.0 basieren.
Der komplette Anwendungs-Server kann als WAS 5.0 Base Edition gekauft werden. Allerdings müssen zusätzliche Komponenten her, wenn aus Verfügbarkeitsgründen mehrere Systeme zu kombinieren sind. Die sind in der Offerte, die Big Blue als WAS 5.0 Network Deployment vermarktet, schon enthalten.
Aller guten Dinge sind…
Die Dritte Lösung scheint dem iSeries-Markt wie auf den Leib geschnitten: weniger Funktionalität, dafür aber mit deutlich günstigerem Pricing. EJBs unterstützt die WAS Express Edition zwar nicht, aber die Funktionalität reiche allemal, um die Lösung als Runtime für via Webfacing umgesetzte 5250-Anwendungen oder für iSeries Access for the Web einzusetzen, sagt Big Blue. Auch in Sachen Hardware habe die Express Edition keine hohen Ansprüche, sie laufe bereits auf Systemen mit 300 CPW und 512 Megabyte RAM leistungsstark und stabil.
Die Community lebt
Bei der ersten WebSphere Community Conference, die Ende September in Leipzig stattfand, wurden Praxis-Erfahrungen aus den Gebieten Business Approach, Application Development und Systemmanagement ausgetauscht. Veranstalter war die deutsche Notes User Group, die WebSphere – wie COMMON auch – einen eigenen Arbeitskreis widmet. Die Referenten stellten Lösungen vor, die auf WAS-Basis realisiert wurden; das sind Anwendungen bei: Zürich Finance, dem Schuhhaus Ludwig Görtz oder den Viessmann-Werken. Großes Interesse fand der WebSphere Commerce-basierende WebShop, den die Gesellschaft zum Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden betreibt.
WebSphere als Teil der IBM On-demand-Strategie stellte Markus F. Hieronimus, WebSphere Central Region & WebSphere zSeries EMEA Director bei IBM, in seiner Keynote vor. Sein Vortrag über Server-Architekturen fokussierte das SOA-Konzept (Service Oriented Architecture) sowie Web-Services. Die Integration von Geschäftsprozessen lässt sich auf Basis eines „Enterprise Service Bus“ realisieren. Von der Modellierung über Transformation und Integration bis zum Management muss ein Geschäftsprozess einen Zyklus durchlaufen, der letztlich zur Optimierung führt. IBM bietet im WebSphere-Produkt-Portfolio eine Fülle von Werkzeugen und Middleware-Software, die das ermöglichen sollen.
Auf den Zug aufspringen
Als Einstiegslösung für e-Business promoted IBM bietet sich das WAS Express-Angebot an. Es integriert einen vereinfachten Web-Anwendungsserver, eine auf WebSphere Studio basierende Entwicklungsumgebung sowie Anwendungsbeispiele. Sie minimiere den Bedarf an IT-Ressourcen durch geringe Platzanforderungen sowie eine assistentengestützte und „nahezu aufwandslose Verwaltung“ – so IBM. Die Migration zu anderen WebSphere Application Server- und WebSphere Studio-Konfigurationen ist möglich.
WAS Express Version 5.1 bietet einfachere Entwicklung für Datenbankzugriffe und Website-Design. Die Lösung unterstützt das Software Development Kit (SDK) for Java Technology Edition 1.4 auf den Betriebssystemplattformen: OS/400, Linux, UNIX und Windows. Zusätzliche Sicherheit ist durch Web-Server Security Plug-ins gewährleistet, die eine Trennung des Web-Servers vom Anwendungs-Server ermöglichen. Sie sind sofort installierbar, einfach zu verwalten und problemlos an Back-End-Datenbanken anzubinden. Was will der Mittelstand mehr?
WAS 6.0 – Ja oder nein?
Im Web wurde ein Forum für alle WebSphere-Anhänger eingerichtet (www.websphere.org). Dort gibt es neben jüngsten Erfahrungsberichten auch die Möglichkeit, sich Rat in Sachen Migration und Upgrades zu holen. Die jüngste Abstimmung zum Thema Upgrade auf WAS 6.0 war zum Zeitpunkt unseres Redaktionsschlusses aber kaum repräsentativ. Zwar stimmten rund 55 Prozent aller Beteiligten für ein JA, aber es hatten sich erst 9 User an dem Vote beteiligt.
Und jetzt: Gruppendynamik
Die Erfolgsgeschichte von Lotus Notes/Domino begann 1989 mit Release 1.0. Der Entwickler Ray Ozzie hatte in Mitch Kapor, Gründer der Lotus Development Corporation, endlich einen Geldgeber für den Aufbau eines PC-basierten Notes-Produktes gefunden. Für Furore sorgte die Lösung aber schon vor dem ersten Release: Die Führungs-Etage von Price Waterhouse hatte eine Pre-Demo gesehen und gleich 10.000 Lizenzen gekauft. Als erster großer Kunde prognostizierte das Beratungshaus, dass Lotus Notes die Business-Welt und ihre Abläufe verändern würde. Es sollte Recht behalten.
Alleskönner
Inzwischen steht das Beta von Version 7.0 zur Verfügung, Lotus Domino hat sich zu einer Multiplattform für die Online-Zusammenarbeit und das e-Business entwickelt. Die Lösungen reichen von der unternehmensweiten Nachrichtenübertragung bis hin zu Web-basierten Transaktionen. IBM verspricht maximale Produktivität im Unternehmen: Die Erfahrungen und das Wissen von Einzelbenutzern und Teams können großen Communities verfügbar gemacht werden. Mit „Deckeln“ der ISVs wird die Funktionalität noch erweitert.
Come together
Innerhalb der IBM’schen On-demand-Strategie steht Lotus für Software, mit dem Wissen, dass Informationen und Expertise der Mitarbeiter auf Basis modernster Collaboration-Technologien ausgetauscht werden können. Die e-Mail- und Kalenderlösungen sind für ihre Skalierbarkeit und den problemlosen Ausbau bekannt; Lotus Notes/Domino bietet standardmäßig Volltextsuche und Replikations-Funktionalität. Mit iNotes wird die umfangreiche Domino-Server-Funktionalität auch für Outlook-User nutzbar.
Auch als Express
Ein wettbewerbsfähiger Preis und niedrige Gesamtkosten (TCO) sind wichtige Kriterien für eine Zertifizierung als IBM Software Express-Angebot. Die Lösungen müssen leicht installier- und erlernbar sowie verwalt- und erweiterbar sein. IBM legt Wert darauf, dass es sich keineswegs um „abgespeckte“ Lösungen handelt. Mit dem Domino Collaboration Server Express hat IBM ein Spezialangebot für KMU designt. Es umfasst sämtliche e-Mail-, Terminplanungs-, Kalender- und angepasste Anwendungsfunktionen von Domino sowie zusätzlich eine Auswahl unterschiedlicher Client-Zugriffsmöglichkeiten.
Safety / Securité / Zekerheid
Als Branchen-Primus in punkto Sicherheit sieht IBM „ihre“ Lotus Software: Server-seitige SPAM-Kontrolle mit Unterstützung für DNS-Black Lists und Mail-Regeln sorgen dafür, dass die Endanwender nicht durch Werbemüll abgelenkt werden. Seit Version 6.5. sind auch die Funktionalitäten Lotus Instant Messaging (IM) und Web Conferencing integriert. Damit können Benutzer kommunizieren, ohne ihre Inbox oder eine bereits geöffnete Anwendung zu verlassen. Ein Präsenzsignal macht deutlich, wer gerade online ist und aktiv für Anfragen zur Verfügung steht. Neben Instant Messaging sind auch virtuelle Meetings, Audio- und Videokonferenzen sowie Simultanübersetzungen in mehrere Fremdsprachen möglich.
On demand
„Wir wollen Kosten sparen und produktiver werden“ – zwei Wünsche, die für das Aufgreifen des On-demand-Gedanken sprechen. Der Schlüssel zum Glück liegt in der Fähigkeit, Zusammenarbeit möglich zu machen; das gilt für Menschen und auch für geschäftskritische Applikationen.
Die Groupware, die unter dem Brand Lotus vertrieben wird, bezeichnet der Markt gern als „Front-end“ der IBM’schen On-demand-Strategie. Mit einem Single Point of Entry für die verschiedenen kollaborativen Anwendungen können Benutzer schnell und direkt aus dem Notes Client auf Messaging Tools, Instant Messaging, Such- und Kalenderfunktionen zugreifen. In Great demand sind bestimmt die folgenden Beiträge. Sie erläutern genau, wer WAS hat und beherrscht – und wie sich die Spielregeln von Lotus Domino in der Praxis gestalten.
M.W.