Profitabel zu wirtschaften ist in jeder Branche existentiell wichtig – egal ob die Margen horrend, groß oder klein sind. Die Wege zu diesem Ziel unterscheiden sich deutlich, genau wie die Prozesse, die von Branche zu Branche variieren. Die eine legt größten Wert auf eine filigrane Preisgestaltung, die andere muss Maße und Gewichte, wieder eine andere detaillierte Provisionsstrukturen abbilden. Die elektronische Beschaffung wird modern, mobile Anwendungen sind auf dem Vormarsch. Kann die Suche nach effizienten Systemen nach dem Motto „One size fits all“ erfolgen? In Sachen Warenwirtschaftssystem und PPS bestimmt ein Gerücht – auch wenn es theoretisch vielleicht möglich wäre, sämtliche branchenspezifischen Prozesse zum Beispiel in R/3 nachzubilden. Zum echten „fitting“ gehört aber weit mehr, als nur die Kernprozesse abzubilden. Und der Anpassungswille der Unternehmen weiterhin gering: Wer Wettbewerbsvorteile hat, will diese auch erhalten und sich nicht einem mehr oder minder starren IT-System unterordnen.
Werben und verderben
Beispiel Lebensmitteleinzelhandel: Verschiedene Faktoren zwingen besonders diese Branche zu Effizienz, darunter die große Artikelvielfalt, das mächtige Transaktionsvolumen, umfangreiche Preis- und Werbeaktivitäten und leicht verderbliche Waren. Der ständige Druck, in einer Branche mit nur geringen Margen profitabel zu wirtschaften, erfordert von Lebensmittelhändlern eine äußerst straffe Kostenkontrolle der Waren sowie des laufenden Betriebes. Zu den besonderen Funktionalitäten eines Warenwirtschaftssystems für diese Branche gehören unter anderen die Preisgestaltung preislich verbundener Artikel, automatisierte Berechnungen zu investiven Vorratseinkäufen, die Verwaltung mehrstufiger Konditionen, Schemata zur Unterstützung zentraler Einkäufe sowie Einzelartikelstrukturen zur Verwaltung von Produkten und Produktgruppen.
Die Stammdatenverwaltung einer WW-Lösung für Kantinen zum Beispiel beinhaltet neben Lieferungen, Kunden, Artikel und Lager auch Nährwerte der verschiedenen Zutaten und Gerichte. In die Menüverwaltung sind Rezepturverwaltung, Nährwertberechnung, Tagesspeiseplanerstellung, Vor- und Nachkalkulation integriert. Funktionen, mit denen wohl keine andere Branche etwas anzufangen wüsste.
Dass eine Spedition nicht mit einem Verlags-Vertriebspaket arbeiten kann, versteht sich fast von selbst. Dass der Handel mit Frischwaren nicht viel mit dem Eisen- oder Stahlhandel gemein hat, auch. Sicher: beide haben in ihren IT-Lösungen Verfallsdaten abzubilden – nur die Zeiträume sind bei letzteren eher unkritisch. Und selbst in verwandten Branchen unterscheiden sich die Prozesse deutlich, es ist zum Beispiel kaum möglich, die Prozesse der „normalen“ Modebranche in einem Modul für Leder- oder Stoffhersteller abzubilden.
Das Herz der e-Shops
Die Kombination aus gutem Warenwirtschaftssystem und schlüssiger e-Gesamstrategie hat künftig deutlichen Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Integration ist gefragt, um mit dem Vertriebsweg Internet nicht wieder die schon verbannte Zweigleisigkeit ins Unternehmen zurückzuholen. Wer auf schlichte Schnittstellen-Lösungen setzt, reibt sich mitunter schon nach kurzer Zeit ungläubig die Augen: Prozesse werden damit oft nicht etwa effizienter, sondern aufwendiger – manuelle Eingriffe sind an der Tagesordnung und monetär nicht zu unterschätzen.
Wer Massendaten via Web zu verarbeiten hat, kommt als Schnittstellen-User schnell in die Bredouille: Konkrete Aussagen zur Lieferfähigkeit sind selten möglich, sämtliche Preisstrukturen müssen sowohl im WWS als auch im Shop-Modul gepflegt werden. Treten Differenzen auf, ist händische Massenarbeit angesagt –und die ist ineffizient, meist teuer und kostet mitunter sogar Kunden. Die nämlich gewöhnen sich langsam an die Vorteile des e-Commerce und setzen eine gewisse Schnelligkeit voraus.
Vision: Mobile Business
Die Mobil-Branche sucht noch nach der Killerapplikation und sieht dabei nach Meinung von Berlecon Research den Wald vor lauter Bäumen nicht. Die konstruierten Visionen versperrten den Blick auf Anwendungen, die heute bereits möglich seien und hemmten die Bereitschaft, in diese Lösungen zu investieren. Das Augenmerk sollte nach Meinung der Experten weniger auf die B2C-Visionen gerichtet werden, als vielmehr auf mobile Geschäftsanwendungen, die schon jetzt erhebliches Marktpotenzial bieten.
IT zum Mitnehmen
Die Berlecon-Studie „Unternehmens-IT zum Mitnehmen: Mobile-Business-Lösungen zur Anbindung von Mitarbeitern“ zeigt, dass für die Optimierung vieler mobiler Arbeitsabläufe in Unternehmen gar keine hohen Bandbreiten nötig sind. Bereits heute – vor der Einführung von UMTS – gibt es eine Vielzahl intelligenter Lösungen auf WAP- oder SMS-Basis. Dufft erläutert: „Nehmen wir das Beispiel des Außendienstmitarbeiters, der zunächst per SMS über seinen nächsten Einsatzort informiert wird. Vor Ort beim Kunden kann er per WAP die Verfügbarkeit eines Produkts abfragen, dank schlanker und personalisierter Menüführung geht das mit wenigen Klicks. Die vom Kunden gewünschte Produktbeschreibung wird über dieselbe Anwendung angefordert und auf dem Drucker des Kunden sofort ausgedruckt. Der Kunde entscheidet sich für das Produkt, die Bestelldaten werden in den PDA eingegeben und direkt an das Warenwirtschaftssystem des Unternehmens übermittelt. Die Bestellung wird noch am selben Tag bearbeitet und die Ware auf den Weg gebracht.“
Nach Aussage von Berlecon werde in diesem Markt erfolgreich sein, wer Kompetenzen aus unterschiedlichen Bereichen wie Mobilfunk, Systemintegration und Anwendungsentwicklung bündeln und seinen Kunden integrierte Lösungen anbieten könne. Die Kunden seien nicht an abstrakten Konzepten oder Visionen interessiert, sondern an Anwendungen, die konkrete Lösungen für konkrete Probleme bieten.
Online-Beschaffung ausbauen
Die deutschen Industrie-Konzerne setzen schon zunehmend auf die elektronische Beschaffung über das Internet. In den kommenden fünf Jahren wollen sie im Schnitt bis zu 40 Prozent aller Zulieferteile online beschaffen und damit den Anteil von e-Procurement am gesamten Einkaufsvolumen von derzeit lediglich ein bis zwei Prozent massiv steigern. Dies geht aus einer Marktstudie der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber und Partner hervor.
Der Studie zufolge sehen die Konzern-Einkäufer insbesondere in niedrigeren Preisen, geringeren Transaktionskosten sowie in beschleunigten Prozessabläufen die größten Vorteile bei der Online-Beschaffung. Knapp drei Viertel der befragten Unternehmen erklärten, dass der Nutzen schon heute größer sei als der Aufwand. Entsprechend wollen die Unternehmen ihre internen Warenwirtschaftssysteme künftig besser mit den externen Beschaffungsmärkten im Internet verknüpfen. Insgesamt zeigten sich die Konzern-Einkäufer überzeugt, dass die Einsparpotenziale bei der Online-Beschaffung nur auf Grundlage einer unternehmensindividuell schlüssigen Gesamtstrategie für e-Business zu realisieren seien.
Kaufen und warten
Obwohl e-Procurement auch für andere Anwendungen angeboten wird, konzentriert sich der Markt nach wie vor stark auf den Wartungsbereich und die Beschaffung benötigter Verbrauchsgüter. Wichtig für den Markterfolg sind nach Aussage von Frost & Sullivan Partner für komplementäre Angebote, für den Vertrieb und für das Katalog-Management. Der Aufbereitung der Kataloge komme eine Schlüsselrolle zu. Dabei müssten Produktinformationen verschiedener Zulieferer zu einheitlichen Datenbeständen zusammengefasst werden. Erschwert werde diese Aufgabe durch konkurrierende Standards für die Auszeichnung von Kataloginformationen und den Datenaustausch. Als Lösung biete sich der XML-Standard an, der mit einem gemeinsamen Datenformat die Basis für verschiedene individuelle Standards liefere.
Auf dem Markt dominieren bisher Spezialanbieter. Nach Eduardo Gonzalez, Research Analyst bei Frost & Sullivan, wird allerdings in Zukunft der Einfluss von ERP- und SCM-Anbietern deutlich zunehmen. Durch ihr Hinzukommen stieg die Gesamtzahl der europäischen Anbieter seit 1999 bereits von 24 auf 39. Zu ihren Stärken zählt der Prozess der Vertikalisierung, der es ermöglicht, den branchenspezifischen Anforderungen besser zu entsprechen. Die Integration mit Back-Office-Systemen sei eine weitere wichtige Kundenanforderung, die für ERP-Anbieter spreche.
Anbieter müssen in der Lage sein, sich an einen schnell wandelnden Markt anzupassen. Nachdem zunächst nur Bestell- und Zahlungsvorgänge über das Internet abgewickelt wurden, wird nun allmählich der gesamte Beschaffungsprozess erfasst, und die meisten Anbieter gestalten ihre Lösungen entsprechend. Mit zunehmender Marktsättigung und steigenden Ansprüchen werden die Kunden schließlich nur noch solche e-Procurement-Lösungen akzeptieren, die sich optimal in ihre Lieferketten und Prozesse integrieren lassen.
Hereinspaziert
Auch das Tor zu Ihrem Unternehmen heißt möglicherweise bald Portal. Die Basis für eine schlüssige e-Gesamtstrategie bildet ein optimales WWS, das auch den Wünschen nach cleverer und schneller Logistik gerecht werden muss. In unserer Marktübersicht haben wir die Anbieter unterschiedlichster Lösungen aufgeführt. Die Details zu diesen Lösungen finden Sie unter www.midrangemagazin.de.