Linux statt Windows, Freeware statt Lizenzprogramme und iSeries statt Intel, ist das die Richtung für die Zukunft? Bill Gates kann einem schon Leid tun. Erst verliert sein Unternehmen durch sinkende Aktienkurse beträchtlich an Wert, dann steigt die Zahl der Initiativen zur Ablösung seiner Windows-/Office-Produkte durch Linux. Mach doch mal halblang, mag da so manch einer denken. Sicherlich, Microsoft-Produkte werden mittelfristig noch mit großem Abstand dominierend sein. Aber heute geht es uns darum, darüber zu berichten, welche Ergebnisse mit kalkulierbarem Aufwand im Linux-Umfeld auf iSeries erzielt werden können Der Focus liegt hierbei allerdings nicht auf der immer wieder zitierten Serverplattform, sondern auf einer Integrationsstufe, nämlich Linux on iSeries und Linux on Client für den Arbeitsplatz.

Richtungweisend ist hier die Unternehmensgruppe Wilsch aus Grünwald bei München zu nennen. Als Dienstleister und Hardware-Lieferant im IBM-Umfeld hat man dort schon immer mit AS/400 bzw. iSeries und RS/6000 bzw. pSeries sowie den dazugehörigen Betriebssystemen OS/400 und AIX gearbeitet. Die Lizenzpolitik von Microsoft brachte Wilsch dazu – nicht nur für das eigene Unternehmen – über Alternativen nachzudenken; Linux bot sich hierbei geradezu an. IBM forcierte mit der Portierung von Linux auf iSeries sozusagen dessen Einsatz bei klassischen Wilsch-Kunden, einige Alternativprodukte zur Microsoft Office-Schiene erreichten mit jeder neuen Versionsnummer ein stabileres und damit brauchbareres Niveau.

Umstiegsgedanken

Welche Gründe bewegen Unternehmen dazu, über einen so grundlegenden Wechsel nachzudenken? Wie Wilsch geht es vielen Firmen: Evolutionsprozesse führen einen über Umwege zum vermeintlichen Optimum. Windows-Umgebungen mit FAT-Clients waren jahrelang das Ein und Alles. Leistungsfähige PC-Arbeitsplätze als Frontend ergänzten die Leistungsfähigkeit der dahinter stehenden Serversysteme wie z. B. IBM AS/400 bzw. iSeries. Die Flexibilität, auf PC-Systemen beliebige Anwendungen zu installieren, Umgebungen anwenderseitig anzupassen und das Ease-of-use-Gefühl kehrten sich jedoch schnell ins Gegenteil. Administratoren en masse waren nötig, um Anwendungen im Unternehmen zu installieren, Treiber zu aktualisieren und vom Anwender „verkonfigurierte“ Systeme wieder geradezubiegen. Letztendlich führten die enorm hohen Kosten von bis zu 7.000 Euro pro Arbeitsplatz und Jahr zu Umdenkprozessen.

Terminalserver und Citrix Metaframe

Der Trend ging und geht immer noch zu serverbasierten Umgebungen. Windows Terminalserver und Citrix Metaframe bringen einen deutlich reduzierten Aufwand für Administration und Hardwareressourcen mit sich. Zudem werden Anwendungen nur noch serverseitig installiert und den Benutzern zugeordnet. Programmausführung und grafische Bildschirmaufbereitung auf dem Server – vermeintlich ein Vorteil – stehen jedoch bereits seit einiger Zeit in der Kritik. Das Problem ist hier weniger die mehrfache Ausführung von Anwendungen auf dem Server – diese Leistung ist technisch sowie unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten realisierbar. Die grafische Aufbereitung der Bildschirmausgaben für Clients auf dem Server zwingt aber so manchen Citrix-Server gnadenlos in die Knie. Zwar wurden die Gesamtkosten je Arbeitsplatz und Jahr mit diesen Umgebungen auf ca. 4.000 Euro reduziert, die nächste Evolutionsstufe stand aber schon an.

Linux auf Server und Client

Das serverbasierte Konzept wurde beibehalten, nun allerdings mit einer weitgehend Microsoft-freien Umgebung. Als Betriebssystem sowohl für Server als auch für Clients stand in zufriedenstellender Leistung und Stabilität Linux zur Verfügung. Nicht zuletzt die immer stärker in die Kritik geratene Lizenzpolitik von Microsoft unterstützte diesen Entscheidungsprozess. Der Schritt weg von Microsoft-Produkten hieß jedoch nicht nur, Abschied von Server- und Client-Betriebssystemen zu nehmen, sondern auch von Microsoft Word, Excel, Powerpoint, Access, Internet-Explorer, Outlook und vielen anderen Windows-Anwendungen sowie von einer den Anwendern vertrauten Umgebung.

X-Window

Was kam stattdessen? Nun, mit Linux ein bekanntermaßen preisgünstiges Betriebssystem, des Weiteren sehr schlanke Client-Systeme, deren Leistungs- und Ressourcenbedarf wesentlich geringer ausfallen. Aus dem Open Source-Bereich wurden Anwendungen ausgewählt, die sowohl in Bezug auf die Stabilität als auch in Bezug auf die Leistungsfähigkeit durchaus mit den bisher eingesetzten Lösungen konkurrieren können. Eine nur wenige KB große grafische Oberfläche und vor allem die X-Window-Technologie mit dem X11-Protokoll zeigten entscheidende technische Vorteile. Während nämlich bei Citrix ein Großteil der Serverleistung für die grafische Aufbereitung der Benutzerbildschirme draufgeht, wird diese Arbeit bei X-Window-Umgebungen fast vollständig vom Client übernommen. Dadurch sinkt die Netzwerklast dramatisch und es bleibt mehr Leistung für die Ausführung von Anwendungen, weil lediglich Anweisungen zur Grafikaufbereitung übertragen werden und nicht die grafischen Datenströme selbst.

Alternative Linux-Anwendungen

Unter Linux sind als Alternativen zu Microsoft/Windows verschiedene Applikationen verfügbar. Die Office-Anwendungen von Microsoft wurden durch das als Freeware verfügbare Open-Office oder Staroffice von Sun ersetzt. Der Desktop wurde mit Motiv Window Manager (MWM) abgebildet – einer nur wenige KB großen Anwendung. Ebenso schlank ist auch der Ersatz von Client Access durch TN5250 bzw. Mochasoft; als Internet-Browser wurde Mozilla gewählt, Sendmail ersetzt den Exchange-Server. Für die doch ab und zu benötigten Windows-Anwendungen wird über den im Linux-Umfang enthaltenen VNC-Viewer eine Verbindung zu einem Windows2000-PC aufgebaut. Diese Umstellung verhalf fast zur Halbierung der Arbeitsplatzkosten: 2.500 Euro pro Jahr blieben es noch.

IBM und Linux

IBMs Bemühungen um Linux führten nun im vergangenen Jahr dazu, dass auf partitionierten iSeries-Systemen ebenfalls Linux eingesetzt werden konnte. Die Leistungsfähigkeit und Skalierbarkeit der iSeries setzt neue Maßstäbe bei der Konsolidierung von Linux-Servern. So können aufgrund der hohen Ausfallsicherheit der iSeries auch mehrere Partitionen mit Linux ausgestattet und parallel mehrere Server aufgesetzt werden. Die Technologie der Linux-Implementierung sorgt im Übrigen auch für eine deutlich vereinfachte Sicherung der Linux-Partition, die aus OS/400-Sicht durch Backup einer einzigen Streamfile ermöglicht wird. Genauso leicht können diese Backups wieder zurückgespeichert werden. Die Kosten pro Arbeitsplatz bei dieser optimierten, serverbasierten Linux-Lösung liegen bei geschätzten 1500-2000 Euro pro Jahr.

Ein Evolutionsprozess also, der nicht nur deutlich Kosten spart, die Administration vereinfacht und einen großen Teil Unabhängigkeit bietet. Der Preis dafür ist natürlich ein gewisser Aufwand für Dienstleistungen und Schulungen. Beispielhaft für Dienstleister in diesem Segment bietet die Firma Wilsch einen „Bauplan“ zur Microsoft-freien Büro-Umgebung an – unter dem Namen „Linux on iSeries powered by Wilsch“. Dieses Angebot beginnt mit einer Bestandsaufnahme, Analyse, Migrationsstrategie und Beachtung von Ausschlusskriterien. Es folgt die Angebotsphase mit Dimensionierung von Server und Clients, Beschaffung, Lieferung und Installation sowie Einarbeitung, Mitarbeiterschulung, Dokumentation und Wartung des Gesamtsystems.

Linux on iSeries und Linux am Arbeitsplatz – nur ein Trend? Ich denke, die Macht von IBM und die Innovationsfreudigkeit der Linux-Gemeinde werden dafür sorgen, dass dies eine dauerhafte Alternative werden kann. IBM ist nun weiter gefordert, z. B. den Operations Navigator, das zentrale Steuerungsinstrument der iSeries, unter Linux zur Verfügung zu stellen.

Ulrich Wilsch GmbH & Co. KG

D–82031 Grünwald

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