Spätestens ab 2006 treten die neuen Kreditregeln – bekannt unter Basel II – in Kraft. Danach müssen die Banken ihre Zinsen stärker an der Bonität der Kunden ausrichten. Die Banken bauen ihre Risiko-Steuerungssysteme – das interne Rating – weiter aus. Vorteile werden sich aber die Unternehmen verschaffen können, die ein externes Rating durchführen lassen. Haben sich Ratings in Deutschland erst etabliert, wird sich langfristig ein Übergang von der Banken- zur Kapitalmarktfinanzierung vollziehen. Im angelsächsischen Raum spielt das von einer Agentur oder Unternehmensberatung erstellte externe Rating bislang eine größere Rolle als in Deutschland. Das liegt daran, dass ein externes Rating in der Regel bei der Aufnahme von Fremdkapital am Kapitalmarkt durchgeführt wird, deutsche Unternehmen sich aber traditionell vor allem über Bankkredite finanzieren. Das heißt, sie wurden in der Vergangenheit ausschließlich durch Kreditinstitute, also durch ein bankinternes Rating geprüft. Diese Tradition hebt Basel II zunächst nicht auf, da die Banken das interne nicht durch das externe Rating ersetzen müssen.

Externes Rating langfristig wichtig

Langfristig wird sich das ändern. Denn: Führt ein Unternehmen ein externes Rating durch, verschafft es sich einen entscheidenden Vorteil, indem es die Abhängigkeit von der Bank reduziert. Bei der Kreditvergabe gehen die Banken immer restriktiver vor – mit der Begründung, die Risiken seien zu hoch und die Erträge zu niedrig. Dieser Trend wird sich durch Basel II vermutlich fortsetzen. Lässt sich aber ein Unternehmen extern raten, kann es sich mit der gewonnenen Informationstransparenz andere Finanzquellen erschließen. Die Palette der Möglichkeiten ist lang und reicht von Factoring über Leasing bis hin zu Asset Backed Securities (siehe Glossar). Beispielsweise halten sich Banken bei der Gründung oder Expansion eines Unternehmens mit Krediten gerne zurück, da ein relativ hohes Unternehmensrisiko besteht. Ein Venture-Capital- oder Private-Equity-Geber dagegen ist auf genau diese Unternehmensphase spezialisiert und kann beim Unternehmensaufbau und -wachstum besser helfen. Mittelfristig werden diese Alternativen die Bankkredite zwar nicht ersetzen, aber langfristig deutlich an Gewicht gewinnen. Selbst bei den Banken ist der Trend zur Kapitalmarktfinanzierung festzustellen, da sie verstärkt Kreditverbriefung und Globaldarlehen als Finanzierungsform vergeben.

Transparenz ist gefragt

Finanzierungsalternativen zu finden, wird umso einfacher, wenn sich ein Unternehmen extern raten lässt. Voraussetzung dafür ist eine offensive Informationspolitik. Doch auch bislang mussten die Unternehmen durch das Gesetz zur Transparenz und Kontrolle im Unternehmensbereich (KonTraG) und das Kapitalgesellschaften & Co Richtlinien-Gesetz (KapCoRiLiG) ihre Daten offen legen. Im Gegensatz zur damaligen, meist bilanzorientierten Kreditwürdigkeitsprüfung werden nach Basel II zukunftsorientierte und qualitative Aspekte – wie die Organisation des Betriebes oder das Vorhandensein wichtiger Steuerungsinstrumente – stärker gewichtet. Das stellt die Unternehmen jetzt vor die Herausforderung, ihre wirtschaftliche Situation transparent und zukunftsorientiert darzustellen.

Frühzeitige Vorbereitung

Ob internes oder externes Rating: Ziel sollte sein, schon jetzt die dafür notwendigen Controlling-, Planungs- und Steuerungsmethoden einzusetzen. Ein funktionstüchtiges IT-System ist dabei sinnvoll. „Gerade bei Lösungen für mittelständische Unternehmen hat sich viel getan“, sagt Uwe Hampp, Vertriebsleiter im Geschäftsbereich Mittelstand der SAP. „Notwendig ist ein IT-System, das alle Unternehmensdaten aktuell erfasst.“ Kann darauf permanent zugegriffen werden, so ist es möglich, ein Unternehmen übersichtlicher zu steuern sowie Schwachstellen, aber auch neue Möglichkeiten frühzeitig zu erkennen. Zwar tritt Basel II erst 2006 – mit einer Übergangsfrist von drei Jahren – in Kraft, die Unternehmen sollten ihre IT-Systeme aber möglichst schon jetzt umstellen, um die geforderte Datentransparenz zu ermöglichen. Dabei bedeutet der Appell nach Transparenz nicht der nach einem gläsernen Unternehmen, sondern nach einem kalkulierbaren, rational handelndem Unternehmensmanagement. Das ist eine Voraussetzung für jede Finanzierung – sowohl durch die Bank als auch durch Fremdkapital – und erleichtert den Unternehmen zudem die Auswahl einer geeigneten Finanzierung.

Glossar

Factoring

Um nicht auf das Geld der Kunden warten zu müssen, verkauft ein Unternehmen seine Forderungen. Vom Factor erhält es sofort bis zu 90 Prozent der Summe und erhöht so die Liquidität. Weiterhin sinkt der Verwaltungsaufwand, weil der Factor Inkasso, Buchhaltung und Mahnwesen übernimmt.

Leasing
Ein Unternehmen mietet Objekte anstatt sie zu kaufen. Die Vorfinanzierung und der damit anfallende Liquiditätsverlust entfallen.

Asset Backed Securities
Asset Backed Securities ermöglichen den direkten Zugang zum Kapitalmarkt, indem ein Unternehmen seine Forderungen über eine Finanzgesellschaft an den Kapitalmarkt abtritt.

Venture Capital
Venture-Capital-Gesellschaften vermitteln Unternehmen in der Startphase Risikokapital und betreuen sie zusätzlich unternehmerisch.

Private Equity
Private-Equity-Geber stellen einem Unternehmen Eigenkapital zur Verfügung. Das Geld beziehen sie aus Fonds, in die Großanleger einzahlen.

Kreditverbriefung
Banken stellen einen Teil ihrer Kredite in einem Portfolio zusammen und leiten dieses im Wege der Verbriefung an den anonymen Kapitalmarkt weiter.

Globaldarlehen
In einem Globaldarlehen werden mehrere Einzeldarlehen zusammengefasst.

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