Bei der ML Software GmbH in Ettlingen hat sich die Zusammensetzung der Geschäftsführung geändert. Die Leitung des Unternehmens bestand bisher aus dem Dreigespann Alfred Lamm, Volker Peters und Torsten Klinge. Alfred Lamm und Volker Peters haben das Unternehmen verlassen; gemeinsam mit Torsten Klinge wird nun Thomas Sykora die ML Software GmbH vertreten. Die beiden Geschäftsführer standen Michael Wirt für ein Gespräch zur Verfügung. Michael Wirt:Herr Sykora, zu welchem Termin fand der Wechsel statt?
Thomas Sykora: Zum 14.02.2005 habe ich bei der ML Software GmbH angefangen, die Verträge wurden kurz zuvor unterschrieben.
Michael Wirt:Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Thomas Sykora: Ich bin sozusagen von Natur aus Unternehmer und habe Erfahrungen als Geschäftsführer in einem kleinen und einem mittleren Unternehmen sowie als Mitglied der Unternehmensleitung in einem Konzern gesammelt. Die ML Software GmbH hat eine gute mittelständische Struktur, von der ich glaube, dass Sie für einen Unternehmer interessant ist, der als private Person unternehmerisch tätig sein will und einen bestimmten Zielmarkt hat.
Die iSeries ist in einem Bereich angesiedelt, der nicht auf den herkömmlichen, breit gefächerten Konsumentenmarkt zielt. Es geht auch nicht um Großkonzerne, sondern der Mittelstand steht im Fokus. Und die Fokussierung von ML Software auf diesen Markt ist es, was mich in erster Linie interessiert. Der zweite Aspekt ist – und hier kommt mein Background als Informatiker und Softwareentwickler ins Spiel –, dass es darum geht, eine Software herzustellen, die dem Kunden klaren Mehrwert bietet. Dieser Mehrwert lässt sich in harte Zahlen fassen. Kurzum: Die ML-Software hat mir von Anfang an gefallen. Ich bin der Auffassung, dass es im Bereich der Softwareentwicklung für die ML Software einen großen und auch internationalen Markt gibt. Außerdem im Bereich der damit verbundenen Dienstleistungen. Es ist daher eine unnötige Selbstbeschränkung, sich nur auf den deutschen Markt zu konzentrieren. Wir wollen künftig international agieren.
Die neue Geschäftsführung der ML Software GmbH: Thomas Sykora (links) und Torsten Klinge (rechts).
Michael Wirt:Herr Klinge, was waren die grundsätzlichen Gründe für die personelle Veränderung?
Torsten Klinge: Da gibt es natürlich mehrere Aspekte. Ich hatte die Freude, mit den Herren Lamm und Peters 15 Jahre in den unterschiedlichsten Konstellationen zusammenzuarbeiten. Ich begann als Entwicklungschef und wurde dann zum Partner. Diese Zeit haben die beiden Herren genutzt, mir das Wissen über die Leitung des Unternehmens weiterzugeben. Schließlich haben die beiden etwas beschlossen, was man nach so langer Zeit auch darf: Nach der langjährigen Modernisierung von Software das eigene Unternehmen zu modernisieren. So etwas geht nur, wenn man historisch gewachsene Strukturen erneuert. Die beiden Herren hatten die Größe, sich als diese historisch gewachsenen Strukturen zu identifizieren und haben sich in einem Prozess, der sich über vier Jahre erstreckte, auf die Suche nach einem Nachfolger gemacht. Schließlich wurde man in Herrn Sykora fündig.
Michael Wirt: Wie ist heute die Verteilung der Verantwortungsbereiche zwischen Ihnen beiden geregelt?
Thomas Sykora: Wir sind beide gleichberechtigte Partner. Die technische Entwicklung, das technische Know-how für die Produkte und das Produktmanagement sind bei Torsten Klinge angesiedelt und ich kümmere mich um die kaufmännischen Belange, speziell um das Controlling, den Vertrieb und insbesondere um das Partnermanagement. Wir wollen ein Partnerprogramm sowohl in Deutschland als auch im Ausland aufsetzen. Dort sehe ich das meiste Potenzial für Wachstum.
Michael Wirt: Sind das primär Partner, die eigene Software vertreiben und diese mit Ihrer Hilfe modernisieren oder sind das auch Vertriebs- bzw. Entwicklungspartner?
Thomas Sykora: Wir haben bei unseren Partnern drei Richtungen identifiziert. Da sind zum einen die traditionellen ISVs, die hoffentlich rege Gebrauch von unseren Werkzeugen machen. Denen werden wir mit unserer Preispolitik und mit unserem Service entgegenkommen. Weiter sind da die Vertriebspartner, die Wiederverkäufer der Leistungen der ML Software sein sollen. Die aus unserer Perspektive wichtigsten Partner aber sind jene, die ihren Kunden Dienstleistungen und Projekte bieten, die durch unsere Werkzeuge einen Mehrwert erfahren. Die ML Software als Produkthersteller wird natürlich ebenso im Markt bleiben und ihre Kunden mit Dienstleistungen direkt betreuen. Dadurch haben wir nach wie vor direkt das “Ohr am Markt”.
Was MLoRPG kann, ist Migration von RPG-Anwendungslogik in .NET. Hat man seine Applikation erst mal nach .NET migriert, wird man mit den neuen Möglichkeiten viele Ideen haben, was mit der Applikation alles gemacht werden kann. Und diese Folgeabarbeitung führt dann wieder zu einem Zuverdienst für unsere Servicepartner.
Torsten Klinge: Wenn man sich den Gesamtprozess der Migration von einem Legacy-System in eine moderne Anwendung ansieht, dann sollte man den Bereich, den wir mit unseren Werkzeugen abdecken, nur als einen Teilbereich betrachten. Ein Beispiel: Wenn ein ERP-System von RPG nach oRPG überführt wird, ist es auf .NET-Plattformen lauffähig. Nur: An dem ganzen Environment hängt sehr viel mehr dran als nur die Software. Storage Management, Backup, Archivierung, Schnittstellen zu diversen Programmen usw. sind alles Prozesse, die als Workflow im Unternehmen definiert sind, wo aber die eigentliche Applikation nur einen einzelnen Baustein darstellt. Wir brauchen zur Migrierung von Umgebungen – obwohl wir sicher einen der Kernprozesse abdecken – im Umfeld starke Partner, um dem Kunden ein Gesamtpaket schnüren zu können. Vor allem im Hinblick auf die Erweiterung der Applikation, nachdem diese migriert wurde.
Michael Wirt: Adressieren Sie dabei generell neue Märkte?
Torsten Klinge: Unsere Grundausrichtung zielt sicherlich auf den Mittelstand. Wir hatten aber schon immer auch Großunternehmen als Kunden, die nicht mehr zum Mittelstand zu zählen sind. Wir adressieren Nutzer bestimmter Technologien und dabei besonders die mittlere Datentechnik im Bereich traditioneller Technologie.
Michael Wirt: Herr Sykora, Herr Klinge, was möchten Sie unseren Lesern abschließend noch mitteilen?
Thomas Sykora: Ich würde mir wünschen, dass alle, die mit der mittleren Datentechnik täglich Umgang haben, aufgeschlossen sind für neue Wege und Technologien und sich von den technischen Argumenten und Vorteilen unserer Produkte überzeugen lassen.
Torsten Klinge: Ich möchte die Leser am liebsten auffordern: kommt und modernisiert, packt etwas an. Es gibt Dienstleister und Werkzeughersteller, die durchaus die gleichen Wurzeln haben wie der klassische RPG-Programmierer und diese auch berücksichtigen. Unser erstes Ziel bei der Aufnahme der Produktanforderung ist immer, nicht zu fragen “Wie können wir die Software konvertieren”, sondern “Wie können wir IT modernisieren”. Wir haben stets daran gedacht, auch die Programmierer in die neue Welt mitzunehmen. Die Programmierer werden dringend gebraucht in den Unternehmen. Sie kennen die Software, die Strukturen, die Kunden und User sowie deren Anforderungen und Wünsche. Das ist wichtig, um einem Produkt eine Zukunft zu geben. Wichtig sind nicht die Lines of Codes, sondern die Leute darum herum. Ohne die braucht man erst gar nicht in die neue Welt loszulaufen und zu modernisieren anfangen. Die Alternative wäre nur ein noch härterer Schritt, der sehr viel schmerzhafter, weil teurer ist.