Die Diskussionen um neue Technologietrends und -entwicklungen – wie etwa die Automatisierung – scheinen scheinen untrennbar verbunden mit der These, dass sich dadurch Arbeitsplätze in Unternehmen für den Arbeitnehmer negativ verändern und sie, im schlimmsten Fall innerhalb der Firma sogar verzichtbar werden könnten.

Tatsache ist: In zahlreichen Branchen kommt es zu massiven Veränderungen, bestehende Geschäftsmodelle werden überdacht, der Status quo ist infrage gestellt. Dass der Arbeitsplatz als solches bei dieser Diskussion nicht ausgenommen werden kann, ist unbestritten. So gibt es beängstigende Prognosen zu Arbeitsplatzverlusten und zum Siegeszug einer überaus effizienten Roboter-„Belegschaft“. Was sagen aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als potenziell Betroffene selbst zu diesem Thema? Welche Technologien werden eher als Bedrohung, welche als mögliche Arbeitserleichterung und welche als Hype wahrgenommen? Herrscht Ungewissheit vor, Optimismus oder gar Misstrauen?

Um das zu ergründen, hat das unabhängige Marktforschungsinstitut Opinion Matters im Auftrag von ADP die Studie „The Workforce View in Europe 2019“ durchgeführt, die bereits im vierten Jahr in Folge erschienen ist. Hierfür wurden im Oktober 2018 insgesamt 10.585 erwerbstätige Erwachsene in den acht europäischen Ländern Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Polen, Spanien und der Schweiz zu ihren Einschätzungen zur Zukunft der Arbeit und zu den von ihnen erwarteten Konsequenzen des verstärkten Technologieeinsatzes befragt. Aus Deutschland nahmen dabei 1.400 Arbeitnehmer teil.

Eines der konkreten zentralen Themen beim Blick in die Arbeitswelt der Zukunft ist die Automatisierung, die sich Jahr für Jahr beschleunigt und pessimistischen Berichten zufolge in den nächsten Jahren Tausende menschlicher Arbeitnehmer ersetzen wird. Diese technologische Entwicklung wird entsprechend von der europäischen Arbeitnehmerschaft als äußerst wichtig eingestuft. So zeigte sich mehr als die Hälfte (56% in Europa, 52% in Deutschland) der im Rahmen der Studie befragten Arbeitnehmer davon überzeugt, dass die Automatisierung in den nächsten Jahren erhebliche Veränderungen in der Arbeitswelt bewirken werde.

Keines der anderen Trendthemen konnte bei dieser Frage eine höhere Zustimmung erreichen. So nahmen etwa 42% (Deutschland 39%) an, die künstliche Intelligenz könne die Arbeitsplätze grundlegend verändern, 39% (Deutschland 35%) glaubten dies vom Internet der Dinge. Weitere abgefragte Technologien: Biometrie 35% (Deutschland 26%), Personalisierung 35%, Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) 28%, Blockchain 23% (Deutschland 16%) sowie Mobiltechnologien. Für Steven van Tuijl, Managing Director ADP Germany & Poland, ist diese Gewichtung logisch: „Dass die Stabilität des Arbeitsplatzes wichtig ist, liegt in der Natur des Menschen. Hier wird die Substitutionsgefahr, die durch die Automatisierung besteht, durchaus kritisch gesehen. Da die Entwicklung der Automatisierung jedoch vom Menschen ausgeht und daher zum Nutzen des Menschen die Arbeit verändern soll, ist diese Veränderung auch mit Chancen für die gesellschaftliche Entwicklung verbunden. Es liegt an uns, dies bestmöglich umzusetzen.“

Danach gefragt, ob man davon ausgehe, dass Roboter Jobs von Menschen gänzlich übernehmen könnten, blieb die Mehrheit der Teilnehmer an der Studie jedoch vergleichsweise entspannt. Zwar waren 29% (Deutschland 25%) der Meinung, dass dies irgendwann in der Zukunft geschehen könne. Allerdings ist dies im Vergleich zu den Vorjahreswerten (28% in Europa, 23% in Deutschland) nur eine moderate Steigerung. Eine schnelle Disruption innerhalb der nächsten fünf Jahre erwarten dagegen lediglich 15% (Deutschland 14%). Und gerade einmal 7% (Deutschland ebenfalls 7%) gehen davon aus, dass dies in den nächsten zwei Jahren der Fall sein wird.

Aus der Reihe bewegen sich allerdings die britischen Arbeitnehmer, die zu 40% glauben, dass ihr Arbeitsplatz in Zukunft automatisiert wird. Dies könnte auf das überdurchschnittlich starke Vorhandensein von Jobs in den Branchen Finanzdienstleistung und IT in Großbritannien zurückzuführen sein. In diesen beiden Branchen gab es die höchste Anzahl von Befragten, die der Meinung sind, dass ihre Jobs automatisiert werden.

Sorgen aufgrund der Automatisierung machen sich auf britischem Boden – wie übrigens auch beim Thema Brexit – vor allem die jüngeren Arbeitnehmer: 39% der Befragten gaben an, dass dies ihre zukünftige Karriere gefährden könne, fast ein Viertel (23%) befürchtet, dass sie innerhalb der nächsten fünf Jahre von einem Roboter ersetzt werden könnten. Trotz dieser Besorgnis scheint jedoch der Optimismus bei der Jugend vorherrschend zu sein, da die Mitglieder der Generation Y (16- bis 34-Jährige) zu 82% optimistisch in die Zukunft schauen. Einen höheren Wert erreicht keine andere Altersgruppe.

Beim Blick auf die Branchen sind auch in Deutschland die Befürchtungen der Beschäftigten im Bereich IT und Telekommunikation am höchsten ausgeprägt: Immerhin 8,7% glauben, dass schon innerhalb des nächsten Jahres Roboter ganze Jobs von Menschen übernehmen könnten. Mehr als die Hälfte der IT- und TK-Mitarbeiter erwartet dies für die nächsten zehn Jahre.

Steven van Tuijl, kommentiert die Ergebnisse der „Workforce-Studie“. Quelle: ADP

In Deutschland beschäftigte Frauen trauen den Robotern am Arbeitsplatz übrigens weniger zu als die Männer. Während bei den Männern immerhin 17% der Umfrageteilnehmer davon überzeugt sind, dass durch die Automatisierung innerhalb der nächsten fünf Jahre ganze Jobs für Menschen wegfallen würden, teilen lediglich 12% der Frauen diese Ansicht.

Grundsätzlich lässt sich feststellen: Da die Automatisierung unzweifelhaft immer mehr an Fahrt aufnimmt und dies auch von den Arbeitnehmern so wahrgenommen wird, ist es für Unternehmen im Rahmen der Mitarbeiterbindung und -motivation wichtig, anstehende Veränderungen klar zu kommunizieren. Dies sollte einhergehen mit den entsprechend notwendigen Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen.

Hierfür ist es für Arbeitgeber definitiv angeraten, sich richtig vorzubereiten. Dies setzt beispielsweise voraus, dass exakt analysiert wird, welche Positionen am wahrscheinlichsten automatisiert werden und welche Auswirkungen das auf die benötigten Qualifikationen der Mitarbeiter hat. Denn mehr Roboter bedeuten nicht, dass Mitarbeiter überflüssig werden. Durch die Automatisierung werden neue Stellen geschaffen, während sich andere Rollen erheblich verändern. Arbeitgeber sollten also ihre Mitarbeiter entsprechend qualifizieren, damit diese so schnell wie möglich bereit sind, Seite an Seite mit Maschinen zu arbeiten.

Workshops und Schulungen sollten übrigens auch für die Mitglieder der Chefetage im Pflichtenheft stehen. Denn Führungskräfte, die fehlendes Fachwissen und eine mangelnde Bereitschaft zum Lernen offenbaren, laufen Gefahr, das Vertrauen in ihre Kompetenzen aufzubrauchen. Die Folgen in der Belegschaft: Arbeitszufriedenheit, Motivation und Produktivität sinken, die digitale Weiterentwicklung des Unternehmens stagniert. Lernunwillige Chefs, die davon überzeugt sind, allein durch ihre berufliche Position Respekt zu verdienen, riskieren eine demotivierte Belegschaft, sinkende Arbeitsleistungen und hohe Abwanderungsquoten.

So sieht dies auch Steven van Tuijl, der zu den Ergebnissen der Workforce-Studie feststellte: „Automatisierung schien bisher eine Herausforderung für zukünftige Generationen zu sein. Aber unsere Ergebnisse zeigen, dass dieses Thema bereits allgegenwärtig in den Köpfen der Beschäftigten ist. Mit einer optimistischen und zukunftsorientierten Belegschaft sind die Möglichkeiten endlos. Der Erfolgsschlüssel liegt darin, innovativ zu sein, zuzuhören und so über die Bedürfnisse und Wünsche der Mitarbeiter auf dem Laufenden zu bleiben.“