Der schwedische Softwarekonzern International Business Systems (IBS) hat sich auf Branchenlösungen für Großhandel und Distribution spezialisiert. Der pharmazeutische Groß­handel spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Komplettlösung IBS Pharma verspricht insbesondere vollständig integrierte Prozesse und die Abbildung aller gesetzlichen Anforderungen. Wie sich das Softwarehaus in der Branche positioniert, beschreibt im Interview Andy Bailey.

Redaktion: Sie sind seit Juni Chief Marketing Officer (CMO). Warum haben Sie sich für den Job bei IBS entschieden?

Andy Bailey: Um es auf den Punkt zu bringen: wegen der einmaligen Chance und des hohen Potenzials, das ich in der Firma erkannt habe. Denn IBS hatte sich einzigartig positioniert, alle harten Entscheidungen getroffen und umgesetzt, die meiner Meinung nach notwendig sind, um durch die Rezession zu kommen. Und während andere noch immer angestrengt überlegen, wie sie der Misere entkommen könnten, stehen wir schon schlank aufgestellt da, mit positivem EBITDA und finanziell abgerundet, um den kommenden Aufschwung voll auszuschöpfen. Darüber hinaus sah ich die Möglichkeit für mich, mit IBS ein Unternehmen zu entwickeln, das in seiner Branche Weltklasse ist: in Großhandel und Distribution, einem äußerst spannenden Umfeld, dem immer mehr Bedeutung zukommt und das von einer zunehmenden Verfeinerung der Distributionskette geprägt ist.

Andy Bailey, Chief Marketing Officer, International Business Systems

Redaktion: Sie sehen also in der Distribution eine Herausforderung der Zukunft?

Andy Bailey: In so gut wie allen Marktbereichen ist die Distribution bereits wichtiger Motor für die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Supply Chain. Und vielleicht noch interessanter: Während die bestimmenden Faktoren vor zehn oder zwanzig Jahren noch Produktion und Versorgung hießen, ist heute die Nachfrage zum bestimmenden Faktor der Supply Chain geworden. Im Zuge dieses Wandels bleiben Großhandel und Distribution zwar zentrale Themen, aber jetzt besteht die Schlüsselbeziehung zwischen Wiederverkäufer und Endkunde. Die Distributionskanäle und -ketten sind aus diesem Grund immer ausgefeilter geworden.

Redaktion: Gilt das Ihrer Meinung nach denn auch für die Pharma-Branche?

Andy Bailey: Das gilt natürlich auch für den Bereich des Pharma-Großhandels, der noch mit einer ganzen Reihe weiterer Besonderheiten fertig werden muss. Da wären zunächst die immer strenger werdenden gesetzlichen Rahmenbedingungen zu nennen – eine leidige, aber dennoch nachvollziehbare Tatsache, denn letztendlich kann nicht nur die Lieferunfähigkeit für ein Medikament, das nicht auf Lager ist, sondern auch eine nicht korrekt ausgeführte Lieferung für den Patienten zu einer Frage von Leben und Tod werden. Hinzu kommt, dass wir uns in einem Markt bewegen, der von immens hohen Transaktionsvolumina gekennzeichnet ist und von äußerst niedrigen Margen lebt. Und was den Bedarf an Medikamenten anbelangt: Bereits 2050 werden 2 Milliarden der Weltbevölkerung über 60 Jahre alt sein – diese Zahl spricht wohl für sich.

Redaktion: Welche Bedeutung hat für Sie die deutsche Pharmabranche?

Andy Bailey: In meine Antwort auf Ihre Frage würde ich gerne noch die Schweiz und Österreich einfließen lassen. Der pharmazeutische Großhandel nimmt für uns im deutschsprachigen Europa sicherlich eine herausragende Rolle ein und die Branchenlösung IBS Pharma sehen wir entsprechend als zentrales Produkt; daneben bieten wir beispielsweise mit IBS Electro, IBS Paper und IBS Chemicals noch weitere Verticals für andere Großhandelsbranchensegmente an. Von den hierzulande forcierten IBS Pharma-Aktivitäten versprechen wir uns eine inhaltliche Abstrahlung auf das weltweite Business. Denn naturgemäß profitiert die gesamte Gruppe von den Aktivitäten der Länder, und wenn wir unsere beträchtliche Pharma-Expertise auch in Gebieten mit besonders hohen Wachstumspotenzialen aufbauen können, wie z. B. in Nordamerika, ist das natürlich ein sehr großer Nutzen.

Redaktion: Lassen sich denn die Prozesse der Länder überhaupt vergleichen, um sie mit ein und derselben Standardlösung abzubilden?

Andy Bailey: Das ist erfahrungsgemäß der Fall. Schließlich gehört es zum Wesen von Standardsoftware, eine möglichst breite Palette verfügbarer Funktionalitäten vorzuhalten und diese dann auf den speziellen Fall hin anzupassen. Unter der Bezeichnung IBS FasTraX haben wir zudem ein generisches Konzept entwickelt, das eine Einführung binnen kürzester Zeit ermöglicht und so den Return on Investment ganz entscheidend näher rücken lässt. Dabei transportieren wir Best-Practice-Erfahrungen zu den Neuanwendern und nutzen wertvolle Erfahrungen aus früheren Implementierungen zur Umsetzung der aktuellen Projekte. Mit derart vorkonfigurierten Workflows im Gepäck lassen sich die Projekte nun mal deutlich schneller und auch sicherer abbilden.

Redaktion: Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung von IBS auf den deutschsprachigen Märkten ein?

Andy Bailey: Im D/A/CH-Gebiet erwarten wir weiterhin ein solides Geschäft und sehen vor allem auch mit Blick auf ein um Benelux und Nordics erweitertes Wirtschaftsgebiet interessante Wachstumsperspektiven. Sehen Sie, wir sind durch harte Zeiten gegangen und haben uns frühzeitig bestens neu aufgestellt – auch was die Kapitalisierung anbelangt – und jetzt müssen wir es anpacken, um die Zielvorgaben zu erreichen.

ZUM UNTERNEHMEN

IBS ist einer der weltweit führenden Anbieter von Geschäftssystemen für Supply-Chain-Management. Die Softwarelösungen von IBS helfen Unternehmen, die Effizienz ihrer Geschäftsprozesse zu verbessern, etwa in den Bereichen Auftragsbearbeitung, Vertriebsunterstützung, Kundenverwaltung, Distribution, Einkauf, Bestandsverwaltung, bedarfsgesteuerte Fertigung, Finanzmanagement, Geschäftsanalysen und Integration.

IBS-Lösungen sind auf große und mittelständische Unternehmen zugeschnitten, ebenso auf Niederlassungen und Tochterfirmen von internationalen Konzernen. Aktuell verlassen sich über 5.000 Kunden auf die Unternehmenslösungen von IBS, darunter so namhafte Firmen wie Bahco, Cramo, Hitachi Maxell, Map Merchant Group, McGraw-Hill, Miele, PaperlinX, Rexel, Scania, Seco Tools, SKF, Univar und Volvo.

International Business Systems (IBS) GmbH, Hamburg
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