Für heftige Diskussionen in deutschen Unternehmen sorgen zur Zeit Begriffe wie Rating oder Kreditvergabe nach Basel II. Wir wollten wissen, wie sich Mittelständler auf die künftigen Anforderungen vorbereiten und wie sie die Chancen oder Risiken einschätzen. Rafael Salzberger, ein Geschäftsführer der KANN-Gruppe, stand uns Rede und Antwort.
Michael Wirt:
Herr Salzberger, der Begriff „Rating“ geistert durch die Medienlandschaft. Haben die Diskussionen über die Kreditvergabe nach Basel II auch die Unternehmen selbst schon erreicht?
Rafael Salzberger:
Ja, zum Teil. Es lässt sich zunehmend beobachten, dass die Banken schon heute Kriterien aus dem künftigen Rating-Verfahren für die Kreditvergabe zu Grunde legen. Und ein Unternehmen ist gut beraten, die Weichen in seinem Zahlenwerk jetzt zu stellen.
Rafael Salzberger, Geschäftsführer der KANN-Gruppe
Michael Wirt:
Wie sieht die IT-Landschaft in der KANN-Gruppe derzeit aus und welche Weichen wollen Sie stellen?
Rafael Salzberger:
Alle der ca. 20 größeren Produktions-, Verwaltungs- und Vertriebsstätten Deutschlands arbeiten mit der AS/400-gesteuerten ERP-Software der Koblenzer OGS.
OGSid, die OGS-Software, ist generell eingeführt, aber bisher war es jeder operativen Einheit überlassen, sie in gewissem Rahmen individuell einzusetzen. In der Praxis steuerte jede Produktsparte seine Geschäftsprozesse über eine eigene AS/400, das wird sich jetzt auch mit Blick auf Basel besonders im Bereich Finanz- und Rechnungswesen ändern.
Und ich muss Ihnen sagen, in diesem Prozess, der die gesamte Gruppe im Moment sehr stark erfasst, habe ich die OGSid-Software erst richtig kennen und schätzen gelernt. Mit Blick auf das Rating haben wir für alle Unternehmen der Gruppe das Berichtswesen weiter vereinheitlicht und um Instrumente der Marktbeobachtung und Marktbewertung erweitert. Den Anforderungen des Rating entsprechend wird dem Bereich der Planzahlen immer mehr Bedeutung geschenkt, wobei das Modul „Planzahlen“ der OGS-Software, das zum Standard der OGSid-Software gehört, eine enorme Hilfe ist. Bisher wurden Planzahlen und damit verbundene Auswertungen über Excel-Tabellen abgewickelt. Ohne Systemschnittstellen und wesentlich zeitnaher geht das jetzt für Finanzplanung, Liquiditätsvorschau und Soll/Ist-Abweichungsanalysen mit diesem Modul, dessen Auswertungsmöglichkeiten einfach genial sind.
Michael Wirt:
Welche Auswertungsmöglichkeiten begeistern Sie so?
Rafael Salzberger:
Die Transparenz in den Daten ist einfach großartig. Ich kann zum Beispiel bei einer Abweichung, die mir auffällt, innerhalb des Systems bis runter zum einzelnen Beleg gelangen. So kann ich mir selbst ein Bild machen und bin nicht auf Erklärungen Dritter angewiesen.
Das ist nur ein Beispiel aus vielen Möglichkeiten, die mir diese Software auch im Bereich der Planungskomponenten bietet.
Michael Wirt:
Da sprechen Sie doch sicher von Individualprogrammierungen?
Rafael Salzberger:
Wir haben uns streng bemüht, den OGS-Standard zu belassen. Nur in der List-Darstellung haben wir zum Teil eine individuelle Form gewählt. Das ist für unsere verschiedenen Sparten wie Transportbeton, Fertiggaragen oder Baustoffwerke notwendig. Auch bei der Auftragsabwicklung waren individuelle Anpassungen an die unterschiedlichen organisatorischen Abläufe erforderlich und auch sinnvoll.
Michael Wirt:
Aber Sie mussten doch sicherlich den Standard auf die Bedürfnisse Ihrer Branche individuell anpassen?
Rafael Salzberger:
Das ist aufgrund des OGS-Standards, der Besonderheiten der gesamten Baustoffindustrie abbildet, kaum notwendig. Dadurch bleibt unser EDV-Budget niedrig, was uns auch hier Kostenvorteile im Vergleich zum Wettbewerb erhält. Nutzen und Leistung stimmen; ich muss im EDV-Einsatz nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen.
Michael Wirt:
Die OGS hat jetzt ein Experten-Forum zum Thema „Rating“ ins Lebens gerufen. Was hat Sie bewogen, darin mitzuarbeiten?
Rafael Salzberger:
Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, als Herr Over, Geschäftsführer der OGS, mich dazu einlud, war mein erster Gedanke: „Die jetzt auch noch“. Doch inzwischen hat diese Initiative eine ganz andere Dimension erlangt, als es am Anfang erschien.
Wie schon eingangs gesagt, die Banken beginnen jetzt schon. Und Firmen des Baubereiches, deren Marktprognosen auch 2002 deutlich negativ sind, werden mit einer ganzen Menge Ärger und teureren Krediten infolge des Ratings rechnen müssen. Es sei denn, sie richten sich rechtzeitig auf die neuen Anforderungen ein. Ob man als „Großer“ oder als „Kleiner“ eingetaktet wird, hängt wesentlich auch von den „weichen“ Faktoren beim Rating ab. Professionelle Planungsunterlagen und Auswertungen sind deutlich von Vorteil.
Michael Wirt:
Was muss ein Mittelständler heute konkret tun?
Rafael Salzberger:
Das Unternehmen muss im ständigen Dialog mit seinen Banken die notwendige Transparenz und Verlässlichkeit der Berichte sicherstellen. Dabei sind Zahlen nicht mehr das alleinige Indiz. Ein wesentlicher Baustein für das Rating ist die Bewertung des Managements, also die Qualität der Geschäftsführung sowie der Steuerungsinstrumente aus dem Rechnungswesen und Controlling. Die Weichen für den Tag X müssen jetzt gestellt werden.
Ein weiterer, meines Erachtens nach besonders wichtiger Baustein für die künftige Kreditvergabe bildet die Zukunftsperspektive des Unternehmens in seinen Märkten. War bisher ein Gradmesser für die Banken das bisher Erreichte, erhalten künftig die Entwicklungschancen eines Unternehmens mehr Priorität. Dabei stehen Fragen nach der Markt- und Branchenentwicklung sowie nach der Konjunkturabhängigkeit im Vordergrund. Abnehmer- und Lieferantenstreuung sowie Export- und Importkrisen gehören in diesen Kontext. Wer nicht jetzt beginnt, strategische Kennzahlen in seinem Unternehmen zu definieren und sich mit Abweichungen auseinander zu setzen, wird es schwerer haben.
Und um den erwähnten Branchen-Malus zu vermeiden, ist es meines Erachtens nach sinnvoll, schon heute statistisch aufzubereiten, dass mit der tatsächlichen Kundenklientel dauerhafte und risikofreie Geschäfte abgewickelt werden. Ein solches, für ein Bankengespräch passendes Zahlenwerk wird schwierig zu beschaffen sein, wenn erst am Tag X die Recherche beginnt.
Michael Wirt:
Sie plädieren also nachhaltig dafür, sich eingehend mit der Thematik zu befassen und für das Rating-Verfahren EDV-gestützte Kennzahlen zu erarbeiten?
Rafael Salzberger:
Ja. Der Mittelständler mit einer Historie von vier bis fünf Jahren strategischer Unternehmensplanung und dokumentierten Erfolgen oder Misserfolgen hat eine völlig andere Position als ein Betrieb, der 2005 erstmals so etwas wie ein Planzahlensystem dem Banker präsentiert.
Michael Wirt:
Die Unterstützung durch Ihren Software-Partner spielt dabei für Sie eine wesentliche Rolle?
Rafael Salzberger:
Das kann ich nur bestätigen. Abgesehen von dem Handwerkszeug, das mir OGS liefert, ist es vor allem die Gewissheit, dass mein Systemlieferant Trends und künftige Anforderungen ganz frühzeitig erkennt und aufgreift. Das gibt mir die Sicherheit, mit dieser Software für die Zukunft gut gerüstet zu sein.
Michael Wirt:
Herr Salzberger, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.
OGS Ges. für Datenverarbeitung und Systemberatung mbH
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