Das Ziel von IT-Abteilungen und Softwarefirmen sollte es stets sein, den geschäftlichen Nutzen von Anwendungen zu steigern. Das gilt natürlich auch, wenn es um die Modernisierung bestehender Anwendungen geht. Denn ohne Mehrwert ist die Modernisierung von Programmen eine reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Programmierer.

Anwender nutzen im Alltag PCs, Laptops, Tablets und Smartphones. Sie haben daher deutlich höhere Erwartungen an Software als vor ein, zwei oder drei Jahrzehnten, als viele der heute noch eingesetzten 5250-Anwendungen erstellt wurden. Nun kann man viel Zeit und Geld dafür aufwenden, alte Bildschirmmasken auszuschmücken und Boxen, Bilder, Farben etc. hinzuzufügen. Richtig beeindrucken wird das aber niemanden mehr, denn die Bereitstellung einer grafischen Benutzeroberfläche ist noch keine Anwendungsmodernisierung. Wirkliche Modernisierung muss über diese „Bildschirmverzierung“ hinausgehen und die Anwendung um moderne Funktionen und Elemente erweitern, um so einen klaren und nachweisbar gesteigerten Geschäftswert zu liefern.

Folgende Kriterien müssen daher berücksichtigt werden, wenn ein Modernisierungsansatz erfolgreich sein soll: verbesserte Eingabemöglichkeiten, Navigation und Multitasking, Listen und Auswertungen, systemübergreifende Geschäftsprozessintegration, Diagramme und Grafiken, Anhängen von Dokumenten, effiziente neue Ablaufsteuerung und neue Anwendungen erstellen und integrieren

Erweiterte Eingabefunktionen können 5250-Masken ohne großen Aufwand einen erheblichen Mehrwert verleihen. Beispiele sind das Anhängen eines Kalenders an ein Datumsfeld, die Kombination einer Taschenrechnerfunktion mit einem nummerischen Feld, Dropdown-Listen zur schnellen und abgesicherten Auswahl oder intelligente Prompter, mit denen komplexe Suchvorgänge vereinfacht werden. Ein gutes Tool zur Anwendungsmodernisierung sollte solche Eingabehilfen einerseits automatisch erstellen (zum Beispiel durch Erkennung von Datumsfeldern) und andererseits flexible manuelle Anpassungsmöglichkeiten bieten – ohne dass dabei Änderungen am Programmcode erforderlich werden.

Eine alte 5250-Anwendung wird durch verbesserte Navigation erheblich aufgewertet. Wird allerdings einfach nur die Menüstruktur in eine Baumstruktur übertragen, durch die rechts, links, oben oder unten am Bildschirm geblättert und verzweigt werden kann, so bringt dies keinen Mehrwert. Vielmehr muss eine moderne Anwendung es den Multitasking-gewohnten Anwendern ermöglichen, gleichzeitig in mehreren Funktionsbereichen aktiv zu sein. Sie sollten beispielsweise gleichzeitig mit Aufträgen, Kunden und Produkten arbeiten können – und in die Lage versetzt werden, auch Dinge zu tun, die die 5250-Anwendung grundsätzlich nicht kann (beispielsweise die gleichzeitige Anzeige der Details von drei Aufträgen nebeneinander).

Jörg Hamacher ist einer der beiden Geschäftsführer der S.M.Hartmann GmbH (SMHsoftware), einem Softwarehaus, das seit 40 Jahren in der IBM i-Welt zu Hause ist. SMHsoftware ist LANSA-Vertriebspartner für den deutschsprachigen Raum. Jörg Hamacher berät und unterstützt bei allen Fragen zu Softwaremodernisierung und moderner Anwendungsentwicklung. Quelle: S.M.Hartmann GmbH

Listen und Auswertungen sind grundlegende Arbeitsmittel, mit denen sich viele Benutzer befassen, um Geschäftsprozesse zu analysieren. Beispiele sind Listen mit Produkten, die nicht mehr vorrätig sind, Versicherungspolicen, deren Verfallsdatum fast erreicht ist oder Kunden, die ihr Kreditlimit überschritten haben etc. Daher ist es naheliegend, dass neue Funktionen, die den Benutzer beim Erstellen solcher Auswertungen unterstützen, einen erheblichen Mehrwert im Arbeitsalltag liefern müssen. Der Nutzen ist noch größer, wenn solche Listen zu Analyse- oder Informationszwecken per Knopfdruck zum Beispiel an MS-Excel übergeben oder als E-Mail weitergesendet werden können, ohne den Bildschirm wechseln zu müssen.

Geschäftsprozesse interagieren immer mehr mit anderen Geschäftsprozessen – und dies geschieht in der Regel zwischen unterschiedlichen Computersystemen und Organisationen. Das Überwinden der Barrieren zwischen IBM i-Programmen und externen Funktionen, die per se Teil desselben Workflows sind, birgt ein enormes Potenzial zur Steigerung der Produktivität.

Ein Modernisierungstool muss daher diverse Integrationsmethoden und -formate enthalten, damit diese Interaktionen ohne Spezialkenntnisse eingebunden werden können. So könnten beispielsweise direkt vom Bildschirm aus externe Webservices zur Adressprüfung oder für Zahlungsdienste angesprochen werden, oder aus der Rechnungsübersicht wird eine PDF-Datei generiert und per E-Mail an den Kunden versendet – natürlich auch hier, ohne dass der zugrundeliegende Code angefasst werden muss. Mit Hilfe von Diagrammen und Grafiken können Benutzer Daten und Zahlen schneller und vollständiger analysieren und so zum Beispiel Risiken besser bewerten. Das Hinzufügen von Diagrammen und Grafiken ist eine gängige und schnell umsetzbare Möglichkeit, eine Anwendung zu verbessern.

Wenn Benutzer direkten Zugriff auf Dokumente und Bilder erhalten, die mit den Objekten auf den Bildschirmen verknüpft sind, wird die Arbeit effizienter. Produktinformationen, Datenblätter, Ge-brauchsanweisungen, Kostenvoranschläge und sonstige Korrespondenzen mit einem Kunden sind dann nur noch einen Mausklick entfernt. Dabei darf es keine Rolle spielen, ob diese Dokumente auf der IBM i, im internen Netzwerk oder irgendwo im Internet abgelegt sind.

Mit einem geeigneten Werkzeug zur Modernisierung werden 5250-Bildschirme so miteinander verknüpft, dass die Anwendungen Aufgaben ausführen können, für die sie nie programmiert wurden. Durch die Verwendung der mit dem Tool erstellten Verbindungswege kann die Ablaufsteuerung neu und effizient ausgerichtet werden. Das Programm zur Auftragserfassung kann dann zum Beispiel das Kundenstammprogramm auffordern, die Adressdetails bestehender Kunden oder die Maske zur Neuanlage anzuzeigen. Das sorgt für Arbeitserleichterung und im Endeffekt für große Zeitersparnis.

Für alle bisher aufgeführten Schritte muss grundsätzlich gelten: sie müssen ohne Eingriff in den Quellcode der ursprünglichen IBM i-RPG-/COBOL-Programme durchführbar sein – und möglichst auch ohne Zusatzprogrammierung.

Um das zu erreichen, ist ein effizientes Tool zur Anwendungsmodernisierung unabdingbar. Das Produkt RAMP (Rapid Application Modernization Process) von LANSA ist ein Werkzeug, dass diese Kriterien konsequent erfüllt. RAMP bietet einen dreistufigen Prozess zur Erneuerung einer 5250-Anwendung. Die beschriebenen Prozesse lassen sich bereits in den ersten beiden Stufen verwirklichen: In Stufe 1 wird ein Prototyp-Modernisierungsframework bereitgestellt und in Stufe 2 werden die Modernisierungsansätze realisiert und in dieses Framework eingebunden. Alle Änderungen und Anpassungen werden innerhalb von RAMP vorgenommen – niemals in der ursprünglichen 5250-Anwendung. Bereits in Stufe 2 können so auch brandneue Funktionen schnell erstellt und in die Anwendung integriert werden. In Stufe 3 werden mit der integrierten Visual LANSA-Entwicklungsumgebung alte IBM i-Programme schrittweise durch neue PC- oder webbasierte Programme ersetzt.