Das Erfolgsrezept im Zuge der Digitalisierung lautet ganz einfach: Die eigene Mannschaft konzentriert sich auf ihre Kernkompetenzen und alles Nötige wird als „Service“ von externen Dienstleistern bezogen. Das können Newcomer elegant umsetzen, aber angestammte Unternehmen tun sich da nicht so leicht. Wolfgang Greulich, Inhaber von WS Datenservice und Kuguar IT AG, verdeutlicht im Interview mit dem Midrange Magazin (MM), welches Skill-Portfolio ein moderner MSP – Managed Service Provider – bieten muss. Vor allem die Kooperation mit der PKS Software hilft im Software-Modernisierungsumfeld, wie Heidi Schmidt, die geschäftsführende Gesellschafterin der PKS Software GmbH, bestätigt.

MM: Sie haben als langjähriger Gold-Partner der IBM Ihr Engagement im Bereich von IBM Power durch die Gründung der schweizerischen Kuguar IT AG ausgedehnt. Welche Gründe sprechen für diese Erweiterung?

Greulich: Es ging primär darum, unser Engagement in der Schweiz zu verstärken und dazu verspricht die Gründung eines Schweizer Unternehmens die größten Vorteile. Generell sind WS Datenservice und Kuguar IT AG getrennte Unternehmen. Zudem möchten Schweizer Mittelständler lieber mit einem Dienstleister aus dem eigenen Land zusammenarbeiten.

MM: Wie sind die Aufgabenbereiche zwischen traditioneller WS Datenservice und der Kuguar aufgeteilt?

Greulich: Kuguar IT AG und die WS Datenservice haben ein identisches Portfolio. Dazu wurde eine komplette IT-Infrastruktur in einem Schweizer Rechenzentrum aufgebaut. Das Investitionsvolumen für diese Ausstattung belief sich auf mehr als eine Million Euro. Zudem decken wir mit beiden Unternehmen die Themenbereiche KI im Allgemeinen und IBM Watson im Besonderen ab.

MM: Welche Dienste kann Kuguar IT AG erbringen?

Greulich: Wir werden für den Schweizer Markt künftig auch S/4 HANA anbieten und setzen dabei auch auf PowerLinux. Diese Lösung werden wir aus der Cloud für die Interessenten bereitstellen.

Heidi Schmidt, geschäftsführende Gesellschafterin der PKS Software GmbH, und Wolfgang Greulich, Inhaber von WS Datenservice: „Wir haben bereits erfolgreich gemeinsame Projekte gestemmt.“ Quelle: WS Datenservice

MM: Fokussieren sich Kuguar IT AG und die WS Datenservice nach wie vor auf die Power-Schiene?

Greulich: Wir haben uns viele Jahre auf diese Architektur konzentriert, auch wenn viele andere sich von diesem Bereich mehr oder weniger verabschiedet haben. Wichtig ist vor allem, dass wir die komplette systemrelevante Expertise vorhalten. Aber auch für „Mixed Shops“, also Anwenderunternehmen, die neben ihrer IBM i auch noch Intel-basierte oder PowerLinux-Systeme im Einsatz haben, können wir die kompletten Anforderungen abdecken. Dazu kommen noch die Bereiche Netzwerktechnologie, Hochverfügbarkeit und Terminalserver-Technik – all das muss man heutzutage unterstützen können – sowohl über die WS Datenservice als auch über die Kuguar IT AG.

MM: Betreuung bestehender Anwendungs-Silos und eine Fokussierung auf neuartige Geschäftsmodelle – wie kann eine klassische IT-Abteilung in einem mittelständischen Unternehmen diese Doppelbelastung stemmen?

Greulich: Viele Unternehmen haben die Zeichen der Zeit verstanden. Der Betrieb der IT-Infrastruktur – also Hardware und systemnahe Software – wird an einen vertrauenswürdigen Dienstleister ausgelagert. Hierdurch kann sich die IT im Haus des Anwenderunternehmens komplett auf die Applikationen konzentrieren und so zum Geschäftserfolg beitragen.

MM: Wie „gefährlich“ erweist sich ein Umstellen auf das MSP-Modell für die IT-Mitarbeiter beim Kunden?

Greulich: Überhaupt nicht – die IT-Mitarbeiter müssen sich lediglich nicht mehr mit den Basisproblemen herumschlagen. Die Aktualisierung der Hardware, das Bereitstellen neuer Server- oder Storage-Kapazitäten – all diese Aufgaben fallen weg. Zudem haben wir einen Disaster Recovery-Standort in Wien aufgebaut – eine derartige Hochverfügbarkeitskonzeption würde das IT-Budget eines typischen Mittelständlers sprengen. Eine Reduzierung der Belegschaft im IT-Bereich aufgrund des Umstiegs auf ein MSP-Modell haben wir noch bei keinem unserer Kunden feststellen können.

MM: Bei den Anwendungen im Power-Umfeld steht bei vielen Unternehmen das Modernisieren der Applikationen auf der Agenda.

Greulich: Hier kommt in erster Linie die Kooperation mit der PKS Software ins Spiel. Da haben wir bereits erfolgreich gemeinsame Projekte gestemmt und werden das künftig noch ausbauen.

MM: Wie teilen sich die Modernisierungsprojekte auf?

Schmidt: Ziemlich eindeutig: WS Datenservice kümmert sich komplett um Infrastruktur und RZ-Prozesse. PKS übernimmt alle Aspekte der Anwendungsentwicklung, wobei vor allem Individualanwendungen im Fokus stehen, die in der Regel für den Kunden besonders geschäftskritisch sind, weil damit die zentralen Kernprozesse unterstützt und diese im Zeitalter der digitalen Transformation „neu gedacht“ werden müssen. Dabei bedienen wir sowohl klassische technische Modernisierungsprojekte für Datenbanken, Businesslogiken und User Interfaces und übernehmen Pflege und Weiterentwicklung der Anwendungen in Form eines Application Managements, helfen aber durch Schulung und Aufbau von Nachwuchskräften für die Entwicklerteams auch beim Generationswechsel. Zu Letzterem gibt es ganz aktuell von uns eine tolle Usecase-Story zu einem Schweizer Unternehmen, der Schweizer Reisekasse (Reka) unter www.pks.de/de/strategie/casestudies/reka nachzulesen.

MM: Wer bringt die Anwender auf die Idee, den Anwendungen einen „frischen Anstrich“ zu verpassen?

Schmidt: Es geht wirklich nie darum, einer Anwendung lediglich einen „frischen Anstrich“ zu geben und für solch ein Ansinnen Geld in die Hand zu nehmen. Wenn Sie damit auf die Modernisierung oder Erneuerung des User Interfaces von bestehenden 5250-Anwendungen anspielen, dann läuft das heute völlig anders: Das sind nämlich keine technischen Modernisierungsprojekte, sondern fachliche Erneuerungen. Hier wird die Oberfläche sinnvollerweise zusammen mit dem Fachbereich und durch einen erfahrenen User Experience-Spezialisten neu durchdacht und optimiert und dann mittels moderner Frameworks implementiert. Das hat aber nichts mit frischem Anstrich zu tun, sondern ist die Umsetzung komplett neuer Prozesse – und genau das erfüllt dann auch die Ansprüche des Managements und der Fachbereichsleiter.

MM: Wie können dabei neuartige Funktionen – Stichwort künstliche Intelligenz – eingebaut werden?

Schmidt: Neuartige Funktionen sind das eine – da haben Sie in der IBM i-Welt alle Möglichkeiten, die es auch in der „Open Welt“ gibt. Hier braucht es natürlich den Fachbereich, der diesen Input liefern muss. Allerdings erleben wir häufig, dass es keine gute Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen dem Entwicklerteam und den Fachbereichsleitern oder -anwendern gibt. Ohne dass hier im Team gemeinsam gearbeitet wird, ist jegliche Modernisierung der Prozesse aber undenkbar und läuft am Ende ins Leere. Wir setzen dann auch genau an diesem Punkt an und sorgen dafür, dass Fachbereich und Entwicklung inhaltlich und auch in Bezug auf den „Faktor Mensch“ professionell zusammenarbeiten – dann wird auch was draus. Das Thema künstliche Intelligenz ist etwas ganz anderes: Hier stehen viele Mittelständler noch vor der Herausforderung, überhaupt passende Use-Cases zu finden. Technisch ist IBM mit KI auf POWER marktführend unterwegs – aber es fehlt eben in der Breite noch an sinnvollen Anwendungsfällen.

MM: Wie leicht ist für einen Mittelständler die Umstellung auf ein MSP-Modell?

Greulich: Voraussetzung für einen Umstieg auf das MSP-Konzept ist immer das Vertrauen der Anwenderunternehmen. Entweder kennen die uns bereits aus vorherigen Kooperationen und wollen nun komplett umstellen oder aber sie haben von dritter Seite die Info bekommen, dass wir mit hohem Engagement an die Sache herangehen. Ein normaler Anwender kann niemals so rasch zusätzliche Hardware in Betrieb nehmen, oder auf Watson basierende KI-Anwendungen einbeziehen. Zudem kann sich ein Unternehmen nur in den seltensten Fällen den Aufwand für ein ISO 27001-zertifiziertes Rechenzentrum leisten. Allein die Gebäudetechnik wäre bereits ein viel zu hoher Aufwand.

MM: Mehr und mehr IT-Experten mit Power-Background gehen in den Ruhestand – wie kann hier ein MSP-Konzept den Anwendern helfen?

Greulich: Im Bereich Hardware lassen sich über das MSP-Umfeld die größten Herausforderungen abdecken. Doch dazu müssen wir auch in die Ausbildung von neuen Mitarbeitern investieren. Wir treiben hier einen hohen Aufwand. Allerdings zeigt sich das Problem vor allem im Programmierbereich. Hier bietet auch die deutsche Anwendervereinigung COMMON praxisrelevante Aus- und Weiterbildungskonzepte an, die auf eine hohe Resonanz stoßen. Aber auch die Kooperation mit Unternehmen wie PKS Software hilft, diese Herausforderungen zu meistern.