Modernisierung von Software? Eigentlich dachte ich, dass meine Software bereits modern sei, immerhin habe ich sie vor einem Jahr, mit genau diesem Etikett „modern“ für gutes Geld gekauft – und bis jetzt hat sie, von einigen Abstürzen mal abgesehen, gute Dienste geleistet. Einer meiner Freunde hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass der freundschaftliche Austausch von Daten in Gefahr sei, ja bald unmöglich werde, daher plane er, seine Software zu modernisieren. Damit wäre auch ich von seinem Ansinnen betroffen, denn seine zukünftige moderne Software könne die alten XML-Formate, die meine Software so von sich gibt, nicht mehr verarbeiten. Somit wäre meine Software nicht mehr kompatibel, also nicht modern genug, so dass es für mich jetzt allerhöchste Zeit sei, dem Wandel ins Auge zu blicken und die Zeichen der Zeit zu deuten. Er ist davon überzeugt, dass ohne Einsatz von U-XML auch ich andere verlieren könnte und dann am Schluss ganz allein inmitten meiner Daten stehen würde. Das hat mir dann doch zu denken gegeben.
Ist Modernisierung eine Mode mit fragwürdigem Nutzen? Wie lange dauert es, bis meine alten Formate wieder „en vogue“ sind? Ist das Attribut „chic“ auf alle Sprachen anwendbar? Bestimmt die Transport-Mode die Kommunikation?
Insgeheim dachte ich daran, es meinem Freund bei der nächsten Begegnung irgendwie heimzuzahlen. Ich dachte also an etwas wie postmoderne Software, die ich mir beschaffen wollte, oder dekonstruierte Software, das würde meinem Freund einheizen. Ich würde ihn dann darauf hinweisen, dass die Modernisierung neben Rationalisierung eben auch Säkularisierung beinhalte, und gerade das geschieht angesichts von .NET-Jüngern und J2EE-Adepten nicht und deswegen ist eine Modernisierung des Modernen eine sinnlose Aufgabe, da das Projekt der Moderne gescheitert und damit nicht weiter zu beachten ist. Man muss sich im postindustriellen Zeitalter eben auch auf die Gleichzeitigkeit verschiedenster Technologien einstellen, auch vor allem in der Kommunikation mit Afrika und China (wo ja auch er Freunde habe). Informationskerne aus Sprachen wie YABTL (Yet Another Business Transformation Language) und YABPLTL (Yet Another Business Process Language Transformation Language) müssen selbstverständlich mittels REAL2XML und entsprechender poststruktureller, para- und transnormalisierter, eben postmoderner Software sowohl an Buschtrommeln und Feuerwerk angeschlossen sein als auch an die jüngste Beta-Version des gerade in Irland angesagten Enterprise-Busses übermittelt werden – und zwar problemlos.
Ich übermittelte meine Überlegungen an meinen Freund. Nach einigen Minuten erhielt ich die folgende Antwort:
<soap:Fault> <faultcode> MustUnderstand</faultcode> <faultstring> An immediate child element of the Header element, with the mustUnderstand attribute set to "1", was not understood</faultstring> <faultactor>a friend </faultactor> <detail>
Sie versuchten eine Nachricht an einen Server zu senden, der keine Umgangssprache versteht. Wiederholen Sie diese Anforderung nicht. Ihre Nachricht wurde trotzdem an ihren Freund weitergeleitet. Die eingesetzte Transformationssprache ist: REAL2XML. Es wurde eine Klangdatei: MS7899CCjikkIJ89 erstellt.
Die eingebettete Antwort des Eskalationsprozessors ist: Hallo Lorenz, am besten wir treffen uns heute Abend im Faccincani zu einem Glas Wein. Ich gehe davon aus, dass du die Spezifikation von REAL2XML frei erfunden hast, um dich über die Modernisierung lustig zu machen. Wie du aber aus dieser Nachricht ersehen kannst, gibt es bereits Implementierungen deiner Vorstellungen. Googeln zwecklos. Die Ankündigung des neuen Standards erfolgt erst nach der erfolgreichen Einführung von U-XML. Dein F.
</detail> </soap:Fault>
Ich war baff!
</zwinkern>
Autor: Lorenz Alder