In den Unternehmen steigt die Zahl der mobil tätigen Mitarbeiter unablässig. Dabei erfasst dieser Trend mehr und mehr Unternehmensbereiche jenseits der klassischen „Mobil-Felder“ Vertrieb, Service und Management. So sieht Marktforscher IDC voraus, dass 2006 in den USA etwa 66 Prozent der Mitarbeiter signifikante Teile ihrer Arbeit nicht im Unternehmen erledigen werden. Dabei werden auch die unterwegs zu erledigenden Aufgaben immer komplexer und fordern angemessene IT-Unterstützung. Das Notebook als bewährter Träger mobiler Anwendungen wird in diesem Kontext auch weiterhin eine tragende Rolle spielen. Größe, Gewicht, Betriebsdauer und die für viele Mobilsituationen ungeeignete Bedienung fordern für die kommende, breite mobile Unterstützung andere Geräte. Auf der anderen Seite liefert das Mobiltelefon ein Beispiel für einen mittlerweile allseits akzeptierten Reisebegleiter.
Smartphones überrollen PDAs
Nun gibt es seit vielen Jahren so genannte PDAs, die sich in Größe und Gewicht an das Handy-Format annähern und – zumindest in der letzten Generation – die Computerpower für viele, bislang auf dem Notebook betriebene Anwendungen bieten. Nach einer gewissen, schnell verebbten „Modewelle“ haben PDAs nicht den immer wieder prognostizierten Massenmarkt erobert und finden ihren wesentlichen Einsatz in Nischenanwendungen (z.B. Mobilterminals bei Paketdiensten) und bei Technik-Freaks. Was hat also das Handy, was der PDA nicht hat? Es ist einerseits die Funkverbindung zur Unternehmenszentrale und – oft übersehen – die einfache Einhandbedienung ohne einen Stift, der eine zweite Hand benötigt und der in vielen mobilen Situationen einfach unhandlich bis unerträglich ist.
Smartphones verbinden den Formfaktor, die Funkanbindung und insbesondere die einfache Einhandbedienung des Handys mit der vom PDA gewohnten Rechenpower und der standardisierten, vielfältig programmierbaren Applikationsplattform. In Erwartung großer Erfolge in dem neuen, konvergierten Marktsegment der Smartphones drängen sowohl Mobiltelefonhersteller als auch PDA-Spezialisten und der (fast) Betriebssystem-Monopolist Microsoft in den Markt. Für den Anwendungsmarkt zeichnen sich drei jeweils binärkompatible Plattformen ab (siehe Tabelle).
Insbesondere in Europa dominiert dabei bislang die Series 60 Plattform – getragen von der riesigen Marktakzeptanz der Nokia-Handys 7650 und 3650. So übertraf in Q3 2003 in EMEA (Europe, Middle East, Africa) der Absatz allein dieser Nokia-Smartphones den gesamten Absatz klassischer PDAs (Palm, PocketPC usw.). Die für Ende 2003 bzw. Anfang 2004 angekündigten Series 60 Smartphones von Siemens, Sendo und Samsung werden dieser Plattform weitere Bedeutung verschaffen. Daher werden sich konkrete Beispiele im weiteren Verlauf dieses Artikels auf Series 60 Smartphones beziehen.
Eingebaute Anwendungen
Bevor man über die Gestaltung spezieller Unternehmensanwendungen für die neuen Plattformen nachdenkt, sollte man den Business-Nutzen der Standardfunktionalitäten untersuchen und bewerten. „Klassiker“ und mittlerweile weitgehend ausgereift sind die Funktionen für das Adress- und Terminmanagement einschließlich der Synchronisation mit Microsoft Outlook oder Lotus Notes. Auch das Management von Hunderten von Adressen ist kein Problem und bei der ersten Telefonwahl eines übertragenen Kontaktes wird der Charme der Integration aus PDA und Handy deutlich.
Ein weiteres „Aha-Erlebnis“ tritt meist dann auf, wenn man am Smartphone den Zugriff auf eine POP3 oder IMAP-Mailbox eingerichtet hat und auch unterwegs wichtige Mails sofort lesen kann. Beim Antworten setzt allerdings die Handy-Tastatur Grenzen. Während die SMS-erprobte jüngere Generation durchaus ein paar Sätze mit leichter Hand zusammenbringt, wird dies bei „gestandenen“ Mitarbeitern eher Probleme bereiten. Gerätevarianten mit Minitastatur oder externe Kleintastaturen kündigen sich allerdings bereits an.
Aber man kann auch Bilder statt Text sprechen lassen. So bieten sich die in Smartphones meist integrierten Kameras nicht nur für private Schnappschüsse an, sondern mit ihnen lassen sich auch hervorragend Arbeitsergebnisse auf Whiteboards und Flipcharts ablichten. Und bei Eile kann man diese sofort per Mail zu Kollegen in der Zentrale weiterleiten.
Standardanwendungen
Dank der mittlerweile millionenfachen Verbreitung von Series 60-Smartphones ist ein riesiges Angebot an Standardsoftware von Drittanwendern entstanden. So genannte „Reader“ – wie beispielsweise der Mobipocket Reader – ermöglichen es, Informationsmaterial aller Art zu mobilisieren. Dazu gehören aktuelle Nachrichten, die gängige Zeitschriften (Spiegel, Handelsblatt, Heise usw.) bereitstellen ebenso wie elektronische Bücher, Wörterbücher oder auch riesige Enzyklopädien. Schließendlich kann man aber auch mit entsprechenden Zusatzwerkzeugen Unternehmensinformationen in Word-, Excel-, Powerpoint- oder HTML-Formaten für diesen Reader aufbereiten (mehr dazu im zweiten Teil dieses Artikels).
Es stehen mehrere Internet-Browser zur Verfügung, dabei gibt sich insbesondere der Browser der Firma Opera mit dem so genannten „Small Screen Rendering“ besondere Mühe, komplexe Websites, die für den PC-Bildschirm gestaltet sind, auch auf dem winzigen Bildschirm des Smartphones (einigermaßen) nutzbar zu machen.
Möglichkeiten und Grenzen
Eine andere Grenze für die Darstellung aufwändiger Websites ist die zu übertragende Datenmenge. Datenfunkanbindung bedeutet bei aktuellen Smartphones typischerweise GPRS – also laufende Verbindung zum Internet mit in der Praxis 30 bis 40 Kbit/s Datendurchsatz, immerhin knapp unter dem Niveau eines konventionellen Telefonanschlusses mit Modem. Hier sind es eher die zurzeit noch erheblichen Volumenkosten für GPRS (typischerweise deutlich mehr als 1 Euro pro 1 MB), die dem Anwender (und dem Unternehmen) das umfassende Surfen vergraulen. Auch bei größeren Office- oder PDF-Anhängen an e-Mails setzen Übertragungszeit und -kosten ebenso Grenzen wie der winzige Bildschirm – auch wenn entsprechende Betrachterprogramme versuchen, eine angepasste Navigation zu bieten.
Autor: Michael Büning, CRM-Berater der Team4 GmbH
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