Viele Unternehmen sind zurzeit auf der Suche nach einem neuen ERP-System, da ihre bestehende Software-Lösung die stetig wachsenden Geschäftsprozesse nicht mehr abbilden kann, das System aus mehreren Insellösungen besteht und somit an eine firmenübergreifende Kommunikation mit Lieferanten und Kunden gar nicht zu denken ist. Somit stehen diese Unternehmen plötzlich vor der Herausforderung, aus der Vielzahl der am Markt befindlichen ERP-Systeme jenes auszuwählen, das sie in den nächsten 15 Jahren zuverlässig begleitet. Bei der Suche werden zunächst die Anbieter herausgefiltert, die bereits heute ihre Produkte gekündigt haben und dementsprechend auch nicht mehr weiter entwickeln werden. Allerdings wird es dann aber in punkto Oberfläche schon viel schwieriger, denn gerade an der Oberfläche haben fast alle Software-Häuser viel gemacht – auch eine neue Lackierung beim Auto verbessert nicht Fahreigenschaften und Sicherheit.

Viele Anbieter integrieren und interpretieren ihre alten Lösungen solange, bis zum Schluss zur Laufzeit plötzlich Java-Code generiert wird. Man kompiliert ein Basic-Programm unter .NET und „plötzlich“ wird alles zu einer modernen .NET-Lösung – die im Übrigen proprietär ist und bleibt. Ob ein Software-Haus so vorgeht, erkennt man am einfachsten, wenn man sich die Anzahl der Installationen anschaut. Sind es mehr als 100, dann handelt es sich garantiert um eine Software mit dem technologischen Ansatz des letzten Jahrtausends.

Für die Restmenge neuer Lösungen am Markt – diese ist kleiner als fünf – stellt sich dann die Frage: Wodurch zeichnen sich moderne Software-Lösungen eigentlich aus? Sie zeichnen sich u.a. dadurch aus, dass ihnen neben der Abbildung von firmenübergreifenden Geschäftsprozessen eine zukunftssichere Technologie zugrunde liegt. Diese Zukunfts- und somit Investitionssicherheit lässt sich anhand verschiedener Punkte dokumentieren. Hier seien beispielhaft vier aufgegriffen:

1.) Plattformunabhängigkeit:

Moderne Anwendungssysteme heben sich durch Plattformunabhängigkeit hervor. Ein neues ERP-System muss auf allen Plattformen lauffähig sein – unerheblich welche Hardware-Plattformen und Betriebssysteme bereits heute im Unternehmen eingesetzt werden.

2.) Objektorientierte Systemarchitektur

Moderne Anwendungssysteme heben sich durch eine objektorientierte Systemarchitektur hervor. Hierdurch profitieren die Anwender durch flexible Masken, durch ergonomische, individuell anpassbare Oberflächen, durch Offenheit in der Kommunikation (durch XML und SOAP), durch Web-Fähigkeit sowie durch umfassende Integrationskonzepte (z.B. Outlook, Office, Online-Shops und Marktplätze).

Somit ist die reibungslose Kommunikation mit allen Geschäftspartnern – direkt oder über Portale und Web-Clients – möglich, z.B. für direkte Preis- und Bestandsauskünfte aus der Warenwirtschaft.

Die objektorientierte Sichtweise konzentriert sich auf die Objekte selbst sowie deren Eigenschaften. Der entscheidende Unterschied zur prozeduralen Sicht ist, dass die Funktionen nicht losgelöst von den Daten agieren, sondern integraler Bestandteil der Objekte sind. Die Daten eines Objektes werden Attribute, die Prozesse Methoden genannt. Dadurch findet die Manipulation der Objektattribute durch „eigene“ Methoden statt. Der Entwickler beschäftigt sich nicht mehr mit der Manipulation der Objektattribute, sondern sieht nur die Manipulatoren selbst. Dieses zentrale Prinzip der OOP nennt man Kapselung. Die Vorteile der OOP liegen in der Modularisierung, Wiederverwendbarkeit und Änderungsfreundlichkeit der Objekte.

3.) Release-Fähigkeit

In modernen Software-Lösungen ist die Release-Fähigkeit durch eine Single Source Code-Philosophie gelöst. Jetzt könnte man denken: Wenn es nur einen Source-Code gibt, dann sind gerade für größere Kunden die Einschränkungen für Ergänzungen erheblich. Doch genau dies ist nicht der Fall, denn Software-Häuser wie die e.bootis ag bieten mit offenen Kommunikationsschnittstellen – also mit Web-Services, die SOAP und WSDL als Protokollstandards unterstützen, und einer offenen Architektur des Clients – Entwicklern eine einfache und elegante Schnittstelle. Damit ist es möglich, das System den eigenen Wünschen entsprechend zu erweitern – und trotzdem bleibt es bis zu hundert Prozent Release-fähig.

Sieht eine moderne Release-Planung vor, dass pro Quartal ein neues Release veröffentlicht wird, besteht trotzdem kein Update-Zwang. Mit Hilfe des zugrundeliegenden Single Source Code-Verfahrens kann zu jedem Release professioneller Support geleistet werden. Wann ein neues Update eingespielt werden soll, entscheidet der Anwender. Diese Art der Release-Fähigkeit bedeutet zusammengefasst: Update in kürzester Zeit zu minimalen Kosten!

Leider muss man am Markt immer wieder feststellen, dass die Wenigen, die eine neue Software entwickeln, gerade beim Thema Release-Fähigkeit die Strategie und damit auch die Fehler der Vergangenheit beibehalten haben.

4.) Branchenlösungen

Moderne Software-Lösungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie genau das abbilden, was die Geschäftsprozesse des Unternehmens verlangen. Der Funktionsumfang wird an die jeweiligen Anforderungen angepasst. Das Unternehmen benötigt z.B. eine Lösung für den Großhandel, eine Lösung für den Großhandel mit Abbildung einer verlängerten Werkbank, eine Lösung für den Einzelhandel mit Filialbetrieb, usw.

Objektorientierte Software-Lösungen steuern die unterschiedlichen Prozesse über Vorgangsarten und Parameter. Gemäß der gewünschten Anforderungen des Kunden wird ein Software-Paket geschnürt; dennoch erhält das Unternehmen trotz allem eine Release-fähige Standard-Software.

Nach diesem Filterprozess bleiben nach heutigem Stand nur noch eine handvoll Software-Häuser übrig, die die Anforderungen einer marktfähigen modernen Lösung erfüllen. Das liegt daran, dass der Aufwand für die Erstellung einer solchen Lösung erheblich ist. Durch den Wechsel der Programmierverfahren, der neuen Entwicklungsumgebungen und Programmiersprachen muss bei den Mitarbeitern der Software-Häuser in erheblichem Umfang neues Know-how aufgebaut werden.

Ist dieser Schritt aber erst einmal vollzogen und das Framework aufgebaut, wachsen die Softwaresysteme – anders als die seit vielen Jahren am Markt etablierten ERP-Pakete – schnell zu einer schlanken modernen Software-Lösung heran.

Entscheiden sich Unternehmen heute für ein traditionelles Software-Paket, dann entscheiden sie sich zwar für den vollen Funktionsumfang im klassischen Sinn, aber sie stoßen trotzdem alsbald wieder an die Grenzen des Möglichen. Denn eigentlich haben sie doch nur „alt gegen alt“ ausgetauscht. So verbauen sie sich die Kommunikation der Zukunft. Denn für Themen wie e-Procurement, Online-Shops und Austausch von Daten zwischen Geschäftspartnern per Web-Services u.ä. werden immer noch Schnittstellen zu anderen Systemen benötigt.

Fachautor: Rolf Wilmsen