Mit der Ankündigung des eServer iSeries i890 mit POWER4-Mikroprozessoren durchbricht IBM Schallgrenzen: Schnell, leistungsfähig und „selbstheilend“ unterstützt der neue High End Server quasi jedes Wachstum. Das IT-Management wird durch V5R2 vereinfacht; das neue Announcement verspricht uneingeschränkte Flexibilität beim Hinzufügen neuer Arbeitslasten. Die iSeries mutiert zum echten Konkurrenten für die IBMschen – und vielleicht auch die nichtIBMschen Mainframes – ab Mitte August auch hierzulande. Die Ankündigung des neuen Betriebssystems V5R2 ist auch IBM-intern ein echtes Ereignis: Es handele sich – im Hinblick auf neue Lines of Code – um das zweitgrößte Announcement in der Geschichte von OS/400. Zu den bemerkenswertesten neuen Features gehört das Enterprise Identity Mapping, ein Directory-based Service, der den Benutzerzugriff auf verschiedene Hard- und Softwareressourcen innerhalb des Unternehmens vereinfacht. Mit Hilfe dieses Features wird Single Sign On Wirklichkeit: Danach stehen dem User alle ihm verfügbaren Ressourcen offen – Authentifizierung vorausgesetzt.
Mit V5R2 steht jetzt auf allen 4-Wege-Maschinen der iSeries-Modelle 830 und höher flexibles Capacity Upgrade on Demand zur Verfügung. Dynamische logische Partitionierung ist auch für 64-Bit-Linux verfügbar. Der Operations Navigator wurde in iSeries Navigator umbenannt. Der stellt jetzt intuitive Workload Management Tools zur Verfügung, die den Umgang mit der Maschine und ihren Aufgaben deutlich erleichtern sollen.
Auch in Sachen Speichermanagement wird mit V5R2 vieles einfacher: Verfügbarkeit á la Mainframe soll durch Switched Disk Cluster Management möglich werden. Das bewährte Windows Server Management unterstützt jetzt auch Microsoft Cluster Server.
Die Optimierung der e-business Infrastruktur – erklärtes Ziel und einer der Haupttummelplätze der IBM – wird mit echtem Single Sign on möglich, ein Feature, das von Big Blue im Zuge des eLiza-Projektes entwickelt wurde. Performantes Apache Webserving ist künftig auf Basis von Secure Sockets sowie mit Hilfe von Caching Accelerators möglich. Sowohl einfache als auch „pervasive“ Aktionen werden von für den Wireless-Einsatz optimierten, webfähigen Micro-Drives unterstützt.
Bahnbrechende Chip-Technologien
Leistung auf Mainframe-Level steht jetzt auch der iSeries-Gemeinde ins Haus, mit dem POWER4 ist jetzt die achte Generation des 64-Bit-Computing am Zuge. Der neu angekündigte IBM eServer i890 nutzt das POWER4 Chipset, das IBM im vergangenen Oktober zunächst für den Einsatz im p690 „Regatta“ Server angekündigt und später auf den p670 ausgeweitet hat. Fünf Jahre Entwicklung stecken in diesem leistungsfähigen Chip, der zwei CPUs auf einem Multi-Chip-Modul vereint.
Als 32-Wege-Modell bietet der eServer i890 mit 37.400 CPW eine wesentlich höhere Leistung (Faktor 1,85) als die kleine Schwester i840. 174 Millionen Transistoren auf einem einzigen Chip werden mit dem 1,3 GHz POWER4 möglich. Außerdem bietet der i890 in der Beispielkonfiguration bis zu 534 MB Level2/Level3 Cache. Speicher und I/O-Kapazität wurden verdoppelt, so dass jetzt bis zu 256 GB Speicher, bis zu 72 Terabyte an Plattenspeicher und bis zu 32 IXA (Integrierte xSeries Adapter) möglich sind.
i890-Varianten
Das neue High-End-Modell kommt in vier Varianten auf den Markt:
Variante / Anzahl der Prozessoren / Prozessor CPW
890 Base / 24 / 29.300
890 Base / 32 / 37.400
890 Standard / 16 bis 24 / 29.300
890 Standard / 24 bis 32 / 37.400
Alle 890-Modelle laufen natürlich nur unter V5R2.
Auch bei den bereits etablierten Maschinen, die sowohl unter V5R1 als auch R2 laufen können, gibt es Veränderungen: Der eServer iSeries 830 ist künftig in der Base-Version als 8-Wege-System mit 7.350 CPW und in der Standard-Version als 4- bis 8-Wege System mit eben dieser CPW sowie als 2-Wege-System mit 1.850 CPW erhältlich. Die Basis-Version i840 bietet als 24-Wege System 20.200 CPW und als 12-Wege-Modell 12.000 CPW.
Performance nach Gusto
Die Zeiten, in denen ein plötzlicher Ansturm im Web die IT-Infrastruktur zum Erliegen brachte, sind spätestens jetzt vorbei: Flexibles Kapazitäten-Management, ohne dabei die geschäftlichen Prozesse unterbrechen zu müssen, setzt sich durch. In 2001 haben bereits 33 Prozent der Unternehmen, die einen eServer i840 installiert haben, den Capacity Upgrade on Demand genutzt. 44 Prozent nutzen die logische Partitionierung mit dem Namen LPAR.
Capacity Upgrade on Demand – Leistung je nach Bedarf – steht jetzt für die iSeries-Maschinen der Modelle i830, i840 und i890 zur Verfügung: Eine gewisse Anzahl an Prozessoren wird für den aktiven Betrieb eingesetzt, Stand-by-Kapazitäten werden nach Bedarf dynamisch hinzugeschaltet. Dabei ist kein System- oder Anwendungsneustart erforderlich: Wenn das Geschäft brummt, ist auch der Erfolgston kontinuierlich. Unterbrechungen sind nicht gewünscht – und auch nicht nötig.
Mehr Linux!
Die Serverkonsolidierung mit Linux wird nun ganz einfach: Die iSeries für Linux unterstützt jetzt auch den 64-Bit-Linux-Kernel und damit „echte“ 64-Bit-Linux-Applikationen – wie die von SuSE, redhat und turbolinux. Außerdem ist jetzt die dynamische Allokation von Prozessorleistung für Linux-Partitionen möglich. User sind also nicht mehr daran gebunden, einer bestimmten Linux-Partition eine bestimmte Prozessorkapazität fest zuzuordnen. Bislang war eine manuelle Zuordnung in 1-Prozent-Schritten nötig.
Heute macht die iSeries diese Schritte von allein, orientiert sich dabei an den im iSeries Navigator vorzugebenden Minimal- und Maximalwerten. Die Vorgabe von Maximalwerten macht zum Beispiel in geteilten Entwicklungs- und Produktionsumgebungen Sinn: Um den Produktivbetrieb nicht zu gefährden, sollte die Entwicklungsumgebung nur begrenzt auf die Gesamtressourcen zugreifen können, sonst würde so mancher Loop das Business ganz locker zum Erliegen bringen.
Eine Enterprise Firewall für den eServer iSeries für Linux hat Symantec just angekündigt: Durch die Sicherheitsarchitektur der Symantec Enterprise Firewall werden künftig sämtliche ein- und ausgehenden Informationen auf dem iSeries-Server kontrolliert – und zwar direkt am Gateway. So soll die Anfälligkeit des Netzwerkes gegen Attacken von außen reduziert und umfassender Schutz gewährleistet werden. Die neue Firewall basiert auf einem gehärteten Linux-Betriebssystem und läuft als „virtuelle Appliance“ innerhalb einer eigenen Partition.
Die Integration dieser Firewall-Lösung direkt auf der iSeries unter Linux bietet zusätzlichen Schutz und Sicherheit: Durch die Unterstützung des Advanced Encryption-Standard (AES), dem neuesten und derzeit sichersten sowie schnellsten Algorithmus zur Datenverschlüsselung. Mit Übertragungsgeschwindigkeiten von über 1,5 GBit/s ist die Firewall auch für moderne Netzwerktechnologien wie T1 oder Gigabit Ethernet geeignet. Die Symantec Enterprise Firewall für IBM eServer iSeries für Linux wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte erhältlich sein und durch IBM und Symantec vertrieben.
Einen Ausblick auf die Zukunft gab IBM mit dem jüngsten Announcement auch: Es wird, so war zu hören, einen WebSphere Application Server unter Linux geben, der mit der DB2 arbeitet. Wann diese Zukunft beginnt, wollte allerdings noch niemand festlegen.
AIX auf der iSeries
IBM hat zudem Pläne angekündigt, nach denen sie das Projekt eLiza, das selbstmanagende Systeme, die sich selbst optimieren und konfigurieren, zum Ziel hat, weiter ausdehnen will. Diese Selbstoptimierung und -konfiguration soll künftig auch den nativen Support von AIX innerhalb einer logischen Partition neben OS/400-Partitionen auf der iSeries unterstützen. Schon jetzt ist es möglich, eine große Vielfalt an Anwendungsumgebungen auf der iSeries zu vereinen: OS/400, Windows, Linux und nach dem jüngsten Announcement jetzt auch AIX auf einem einzigen eServer.
Auch bisher waren schon AIX-Varianten auf der iSeries möglich. PASE lautete das Zauberwort – wenn schon ein großer Durchbruch in Sachen eServer-übergreifendem Computing, so doch letztendlich nur eine Runtime der IBMschen Unix-Variante. Jetzt können echtes AIX 5L und damit „echte“ pSeries-Anwendungen auf der iSeries betrieben werden. Zu verschenken hat IBM die Zusatzfeatures allerdings nicht: Jedes Betriebssystem, das auf der iSeries laufen soll, muss natürlich separat eingekauft werden. Frei nach dem Motto: Jeder kann alles, aber nur wenige können es sich leisten…
IBM DB2 UDB für die iSeries
Zu den Verbesserungen, die jetzt angekündigt wurden, gehören auch solche im Hinblick auf Unterstützung offener Standards. Dazu zählen SQL-Verbesserungen, Java Transaction API (JTA), damit transaktionsorientierte Applikationen künftig auch in Java programmiert werden können (bisher war immer eine Verpackung in SQLs nötig), X/Open Distributed Transaction Processing und eine verbesserte Kompatibilität mit den anderen Mitgliedern der DB2 UDB-Familie. Diese verbesserte Kompatibilität ist insbesondere dann wichtig, wenn iSeries-, pSeries- und/oder zSeries-Server zusammen auf ‚Shark’ oder andere Pools, auf denen eine UDB installiert ist, zugreifen. Diese IT-Infrastruktur hat den Vorteil, dass nur eine Datenbank angeschafft und auch nur eine verwaltet werden muss. Der Zugriff auf diese eine Datenbank ist dann von allen Plattformen aus möglich.
Der iSeries Navigator (früher Operations Navigator) stellt jetzt einen selbstoptimierenden automatischen Index-Advisor zur Verfügung und integriert umfangreiche Statistikfunktionalitäten. Dazu gehört unter anderem das Messen von Zugriffen und Zugriffszeiten. Die Ergebnisse werden für die Optimierung der Abläufe genutzt – insbesondere für das Query-Optimizing.
Lokale DB2 UDB- und globale WebSphere-Transaktionen stechen künftig auf Basis eines grafischen Managements übersichtlich ins Auge. Die Datenbank stellt sich grafisch dar. Per Drag and Drop werden Abhängigkeiten und Zugriffspfade zugeordnet, die als Linien nachzuvollziehen sind, auf denen dann wie gewohnt „Win-Like“-Eigenschaften zu bearbeiten sind. Das Verständnis für die Funktion einer Datenbank wird so erleichtert, die referenzielle Integrität kann besser gesteuert und überwacht werden.
Verfügbarkeit und Clustering
Künftig können verschiedene unabhängige Datenbanken, Systembibliotheken oder Bibliothekennamen auf einer Maschine vereint werden. Für Hochverfügbarkeitslösungen oder Clustering werden diese Datenbanken oder Objekte ganz einfach zwischen verschiedenen Servern hin und her geswitcht. Wer verschiedene Unternehmen innerhalb einer Maschine abbildet und daneben noch Auftragseingangsdaten und Lohnabrechnung auf seiner iSeries fährt, kann die verschiedenen Datenpools bei geplanter Downtime (Wartung oder Upgrades) einfach auf einen anderen Server umschalten. Auch im Fall ungeplanter Ausfälle ist durch diese Funktionalität eine optimale Verfügbarkeit garantiert.
Windows Server managen
Mit dem Microsoft Cluster-Service steht jetzt eine Hochverfügbarkeitslösung für geplante und ungeplante Downtime zur Verfügung. Speicherplatz (Platten) kann dynamisch auf verschiedene Windows Server verteilt werden. News gibt es auch im Hinblick auf die Anbindung von xSeries-Servern: Der IXA (Integrated xSeries Adapter) unterstützt jetzt auch die neuesten Modelle der ehemaligen NetFinity-Familie, den eServer xSeries 360 und den x440.
Unter dem Stichwort „Virtual Ethernet“ verspricht IBM verbesserte Performance für Multi-Tier-Applikationen und Backup. Virtual Ethernet funktioniert ohne Anbindung an das externe LAN (Local Area Network) und verbindet verschiedene Windows Server, Linux- und OS/400-Partitionen auf Basis von Ethernet, jedoch in Bus-Geschwindigkeit auf dem High Speed Link (HSL).
Ganz einfach…
Flexibles und sicheres Management der e-Business-Infrastruktur soll durch die Funktion des Enterprise Identity Mapping möglich werden. Sie erleichtert dem User den Authentifizierungsprozess durch echtes Single Sign On. Als Vorteile nennt IBM reduzierte Kosten im Hinblick auf die Identity-, Passwort- und Netzwerkadministration. Zudem werde so die Entwicklung von Multi-Tier- und Multi-Server-Applikationen vereinfacht.
Apache Web Serving
Der Web Caching Accelerator ermöglicht hochperformantes, hochleistungsfähiges Apache Web Serving. Mit ihm wurde die Kapazität für das Vorhalten von Web-Pages und dynamischem Datenbank-Content mehr als verdoppelt. Er nutzt von der IBM-Forschungsabteilung entwickelte Netzwerk-Caching-Technologien, wird automatisch aktiviert und macht es dem User so leicht, die eigene Web-Umgebung zu optimieren.
Ebenfalls neu ist der Secure Sockets Accelerator. Er integriert einen Kryptografie-Adapter, der die Leistung von Internet-Sicherheitsschecks optimiert und unterstützt SSL- (Secure Sockets Layer-) sowie TLS- (Transport Layer Security-) Protokolle. Die Netzwerkkonfiguration wird mit Ipv6 vereinfacht, dabei kommen die aktuellsten Standards zum Einsatz und selbstkonfigurierende „Wizards“.
Hauptsache Wireless
„Micro Drivers“ sollen den sicheren drahtlosen Zugang zu Unternehmensdaten ermöglichen. Client Access kommt künftig unter dem Namen iSeries Access daher, die Wireless-Variante heißt iSeries Access for Wireless. Die Lösung integriert Wireless Middleware und die so genannten Micro Drivers. Außerdem enthält sie iSeries Navigator-Funktionen für das drahtlose Systemmanagement.
Die IBM-Toolbox für Java 2 Micro Edition enthält Micro Java-Klassen und Treiber, die für das Pervasive Computing und die dazu benötigten Geräte (PDA, Mobiltelefon etc.) optimiert sind. Außerdem wird damit der Zugang von JDBC Micro Edition für Java-Anwendungen zur iSeries-Datenbank und zu iSeries-Applikationen möglich.
Individuelle Wireless-Anwendungen können künftig mit Hilfe der iSeries ganz einfach entwickelt werden.
Fazit
Das Fazit dieser Ankündigung ist einfach: Die iSeries unter V5R2 macht das Management der IT-Infrastruktur künftig noch einfacher, neue Tools für das e-Business erleichtern die elektronischen Prozesse. Der Begriff „Flexibilität“ – eine der iSeries-Gemeinde sehr bekannte Größe – wird neu definiert. Das zweitgrößte Announcement in der Geschichte von OS/400 hat es in sich: Nur Mut, was die Implementierung angeht. Nach IBM-internen Aussagen hat auch die jüngste Betriebssystemversion nicht mehr Bugs als üblich…